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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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ist nicht wichtig, ob ich ihm glaube. Die Wölfe halten ihn im Schach. Wichtig ist nur, dass ich die Wölfe und den Bären behalte, denn solange sie sich gegenseitig zerfleischen, bleiben sie von meiner Türschwelle fern.«
    »Das klingt trostlos, wie Ihr das sagt«, befand Dauras. »Wenn die Wölfe den Bären erledigen oder der Bär die Wölfe zerfleischt, was dann? Sie werden nicht ewig voreinander stehen und die Zähne fletschen.«
    »Nicht ewig«, sagte Aruda. »Aber doch so lange, dass ich Zeit gewinne.«
    »Also gut   … wie wollt Ihr diese Zeit nutzen?«
    »So wie ich es immer getan habe: Ich versuche, zu überleben, jeden Tag. Und keiner weiß, was die Zukunft bringt.«
    Dauras stand steif bei der Tür. Aruda knabberte nachdenklich an der Pastete.
    »Ich habe mein Leben hier verbracht«, fuhr sie fort. »Wie ein Geist. Niemand hat mich angerührt, niemand hat mich gesehen. Ein Geist ist allein, aber er bekommt vieles mit, weil er überall hingehen kann. Ihr dürft also nicht denken, dass ich zu dumm und zu ahnungslos wäre, um zu wissen, wer diese Leute sind. Ich kenne die Gefahren.«
    »Dann tut etwas dagegen«, sagte Dauras. »Entlasst diese Leute. Ernennt neue Hofräte.«
    »Wenn das so einfach wäre.« Aruda legte das halbe Pastetchen wieder auf den Teller. »Sind fremde Wölfe nicht schlimmer als jene, die man kennt? Ich habe nie darüber nachgedacht, wie ich diesen Hof in Schach halten kann. Ich wollte immer nur fort von hier.
    Dann hast du mich mit fortgenommen, für eine kurze Weile   – und ich musste erkennen, dass ich Bponurs Paradies, zu dem die Wölfe keinen Zugang haben, dort draußen genauso wenig finde wie hier.«
    »Ich denke, ich weiß, worauf Ihr hinauswollt«, sagte Dauras. »Man weiß kaum, wo man anfangen soll, wenn man hier aufräumen möchte. Wenn Ihr mir freie Hand lassen würdet   …«
    »Als ob es dich interessieren würde, wie viel freie Hand ich dir lasse. Wenn du wirklich wüsstest, was zu tun ist, hättest du es längst getan.« Aruda stand wieder auf. Sie nahm Dauras den Pokal aus der Hand und stellte ihn ab.
    »Diese Stadt und der Hof, das ist der falsche Ort für deine Fertigkeiten. Du solltest dich nicht verpflichtet fühlen, diesen Kampf zu führen. Also genug davon.« Sie ging auf die Tür in den Nebenraum zu. »Komm mit.«
    Dauras folgte ihr zögernd. »Ich dachte, Ihr hättet mich geholt, damit ich Euch helfe, bei Hof zu bestehen.«
    »Ich habe dich geholt, damit ich einen Freund an meiner Seite weiß. Einen starken Freund, mit dem ich sämtlicheKämpfe überstehen kann. Ich habe allerdings nie erwartet, dass du alle Probleme löst und alle Kämpfe beendest.«
    Sie ging durch eine kleine Diele zu einer Tür, öffnete sie und führte Dauras in ihr Schlafzimmer. Ein Feuer brannte im Kamin, und es war warm in dem Raum. Die Wände waren mit Stoff behängt, ein weicher Teppich bedeckte den Boden. Das Bett war gemacht, aber es lag keine Tagesdecke darauf.
    Dauras blieb bei der Tür stehen. Aruda ging bis zum Bett und drehte sich dann zu ihm um.
    »Und wenn wir schon an jedem Tag um unser Leben kämpfen«, sagte sie, »dann sollten wir auch leben.«
    »Ähm. Ich weiß nicht, ob ich verstehe   …«
    Sie öffnete ihr Gewand und ließ es zu Boden gleiten. Es lag um ihre Füße wie ein luftiger Nebel. Die Kaiserin stand nackt vor ihm und blickte ihn an.
    Eigentlich hätte es keinen Unterschied für ihn machen sollen. Eine Lage Stoff mehr oder weniger bedeutete nichts für seine Sinne. Dennoch merkte Dauras, wie er auf die Geste reagierte. Seine Finger schlossen sich um den Schwertgriff, als suchte er Halt.
    »Willst du mich warten lassen?«, fragte Aruda.
    »Ich glaube«, sagte Dauras, »es wäre   … unangemessen. Die Leute werden reden.«
    »Die Leute reden ohnehin«, entgegnete Aruda.
    Sie kam auf ihn zu, so langsam und so vorsichtig, als hätte sie Angst, ihn zu vertreiben.
    »Ich will nicht länger auf den Prinzen warten. Beim Fest des Lebens wollte ich mir einen Mann suchen und einfach die Liebe genießen. Unter den Masken spielt es keine Rolle, ob die Verbindung dem Stand entspricht.«
    Sie stand so dicht vor Dauras, dass ihr Körper den seinen berührte. Sie griff an ihm vorbei und stieß die Türe zu. Dann legte sie beide Hände an den Kragen seiner Kutte.
    »Aber bis zum Fest des Lebens ist es noch lange hin, und mein erstes Mal wollte ich mit einem Mann erleben, dem ich vertraue.«
    Ihre Hände strichen über seine Brust hinab und bis zu seinem Gürtel. Sie

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