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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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der einer bedeutenden Handelsmetropole würdig war. Die Anlage bestand aus drei Steingebäuden: zwei halbkreisförmig angelegten Bauten an den Stirnseiten, wobei sich im westlichen Teil Ställe, Ruheräume und sogar ein Badehaus befanden, das außerhalb der Feiertage für die Öffentlichkeit zugänglich war, in dem östlichen Bau hingegen befand sich kaum mehr als ein Mauerrund mit ansteigenden Sitzreihen und einem Torbogen. Das dritte Bauwerk war kleiner und lag an der südlichen Längsseite. Hier waren die Logen und Hinterzimmer für die Würdenträger der Stadt und deren Gäste untergebracht. Die Lücken zwischen den Gebäuden wurden durch massive Palisaden geschlossen, die den ganzen ovalen Platz in der Mitte umgaben. Von außen sah diese Umfriedung aus wie eine Festung. An der Innenseite waren Tribünen an den hölzernen Wall angebaut.
    Lacan strebte mit seinem Gefolge auf das Tor an der Ostseite zu. Er hatte sich in der Stadt zwei Turnierlanzen besorgt und seine Rüstung ergänzt um einen Brustpanzer und zusätzliche Arm- und Beinschienen. Den Helm hatte er vor sich auf dem Sattel befestigt.
    Dennoch, als er vom Rücken seines Pferdes aus den Blick über die Menge wandern ließ, befiel ihn ein Unbehagen. Er sah Ritter in voller Rüstung, und manche hatten ihre Rösser sogar mit eisenbeschlagenen Schabracken versehen. Es waren vor allem Besucher aus dem Osten, die für das Stechen perfekt gerüstet wirkten. Ihre Brünne war mit aufwändigen vergoldeten Mustern und Emblemen verziert, und das Metall gleißte in der Morgensonne.
    Lacan musterte seine Gegner. Er rief sich ins Gedächtnis, dass es einen guten Grund dafür gab, weshalb er sich für das Lanzenreiten angemeldet hatte: Bei diesen Zweikämpfen gab es feste Bahnen und strikte Regeln. Im Gegensatz zu den freien Kämpfen in der Gruppe, mit denen Lacan besser vertraut war, musste er beim Stechen weder tückische Schläge von hinten befürchten, noch dass die Eiferer aus der Nachbarschaft sich gegen den Sohn des ungeliebten Grafen zusammenrotteten.
    Nessa ritt neben ihm. Sie war zu den Leerwieters in die Loge geladen, führte zuvor aber die Gesellschaft ihres eigenen Gutes bis zum Haupttor. Heute trug sie ein schmales, fließendes Gewand, das sich nicht so üppig bauschte wie ihr Festtagskleid.
    Sie bemerkte seinen Blick und neckte ihn. »Lasst Ihr Euch von Euren Gegnern einschüchtern, noch bevor der Kampf überhaupt begonnen hat, Lacan?«
    Lacan wurde rot. »Ich denke nur an das Geld, das ich in die Hand nehmen muss, wenn ich hierbleibe und öfter an Turnieren teilnehme. Ich war im Krieg an der Grenze. Aber ich glaube, für diese Spiele ist weit mehr Aufwand nötig.«
    »Dann schaut Euch mal den Burschen da vorn an, wie der im Sattel hängt!« Nessa wies die Richtung an. »Wie eine Bronzestatue. Ich wette, seine Knappen haben ihn nur mit Mühe aufs Pferd gehievt. Glaubt Ihr wirklich, dass eine schwere Rüstung allein über den Sieg entscheidet?«
    Lacan folgte der Geste. Er lachte auf, als er den Ritter erblickte, den Nessa meinte. »Stimmt, Nessa. Man könnte meinen, er sei im Sattel eingeschlafen. Leider habt Ihr mich in den letzten beiden Tagen auf so viele Feiern geschleppt, dass ich mich kaum munterer fühle. Oder hattet Ihr es darauf abgesehen, dass ich heute auf dem Turnier ordentlich verprügelt werde?«
    Nessa beugte sich zu ihm und senkte die Stimme. »Ich will Euch etwas verraten, Herr Nachbar. Ihr wisst es wohl nicht, weil Ihr Euch nie in die Stadt gewagt habt. Aber das Turnier zum Fest des Lebens in Meerbergen ist nicht bekannt für seine strahlenden Kämpfe! Für die professionellen Turnierkämpfer lohnt sich die Teilnahme kaum, weil es keine Beute gibt. Und gerade die Ritter, die von weit her angereist sind, haben alle schon eine Woche Zecherei hinter sich, wenn sie am Festtag auf den Turnierplatz reiten.
    Dagegen seht Ihr ganz gut aus. Zumindest besteht Aussicht, dass Ihr nicht zu jenen spektakulären Unfällen zählen werdet, die das Publikum an diesem Tag so schätzt.«
    »Ah.« Lacan seufzte. »Und ich war naiv genug zu glauben, dass die Zuschauer besonders die strahlenden Kämpen sehen wollen. Insbesondere habe ich gehofft, dass die Damen sich hier gerne beeindrucken lassen, um den Teil des Festes vorzubereiten, der sich am Nachmittag anschließt.«
    Nessa schüttelte ihren Federschmuck. »Davon träumt manch ein kühner Jüngling. Andererseits, Ihr müsst die Hoffnung nicht aufgeben. Wenn Ihr sämtliche Konkurrenten heute derart

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