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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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der Tür alles ruhig. Es war keine Verstärkung für den Kanzler im Anmarsch.
    »Ihr seid wirklich ein formidabler Schwertkämpfer«, sagte Dauras.
    »Ich habe als Ritter angefangen und mir meinen Posten und die Gunst des Kaisers in blutigen Kämpfen gewonnen«, erwiderte der Kanzler. »Ungefähr zu der Zeit, als du deine Gaben in kurzsichtigen Abenteuern verschwendet hast. Ich habe bis heute wenig verlernt, und seit dem Trank, den wir in Horome geteilt haben, fühle ich mich um Jahre jünger.
    Ich wollte, ich könnte dir dieses Kompliment auch machen   – doch leider bist du nur noch ein Schatten deiner selbst.«
    »Wir werden sehen«, knurrte Dauras. Er sprang vor.
    Die Klingen klirrten gegeneinander. Der Kanzler parierte Dauras’ Hiebe mit dem Schild oder mit dem Schwert und griff gleichzeitig an. Dauras war nach wie vor schneller als sein Gegner, doch er fand keine Lücke in der Deckung. Wenn sein Schwert einmal an der Abwehr vorbeikam, fing die Rüstung des Kanzlers den Schlag ab.
    Und Arnulf war stark. Dauras’ Arme schmerzten von den Gegenangriffen, die er abwehren musste. Es fühlte sich an, als würde er mit einem Felsen kämpfen. Außerdem stand er auf der falschen Seite   – der Kanzler stand an der Tür, und Dauras kämpfte mit dem Rücken zum Fenster.
    Er musste an seinem Gegner vorbeikommen.
    Dauras täuschte einen Hieb nach links an, Arnulf parierte mit dem Schwert. Dauras sprang nach rechts an seinem Gegner vorbei. Arnulf schlug mit dem Schild nach ihm. Dauras blieb außer Reichweite   … glaubte er.
    Aber dann wurde der Arm des Kanzlers länger und länger, und bevor Dauras erkannte, was geschah   – der Kanzler hatte den Griff seines Schildes losgelassen und schwang es an der Schlaufe in seine Richtung!   – prallte das Holz schon gegen seine Schulter.
    Dauras rollte sich ab, ging an der Tür in die Hocke und wandte sich zu seinem Gegner um. Arnulfs Schwert sauste auf ihn herab. Dauras riss sein Schwert hoch und parierte. Die Wucht des Schlages stieß ihm fast die eigene Klinge ins Gesicht.
    Arnulf schüttelte den linken Arm, der Schild glitt wieder in Position. Dauras sprang auf die Füße. Arnulf hielt den Schild vor den Körper und rammte Dauras. Mit seiner ganzen Körpermasse quetschte er den kleineren Mönch gegen die Tür und presste ihm die Luft aus den Lungen.
    Dauras versuchte, sich zu befreien. Da machte Arnulf unvermittelt einen Satz zurück, sodass er ausholen konnte zu einem Schlag. Sein Schwert fuhr auf Dauras zu. Der parierte gerade noch. Unter der Wucht des Schlages ging er in die Knie. Wieder und wieder schlug Arnulf auf ihn ein. Dauras kam nie so weit zu Atem, dass er selbst angreifen konnte.
    Die Waffe des Kanzlers hämmerte auf ihn nieder. Dauras wehrte die Hiebe ab, so gut er es vermochte. Er suchte nach einem Bild , mit dem er kontern und erneut die Initiative übernehmen konnte. Aber sein Kopf fühlte sich leer an, und sein Körper fand keinen anderen Rhythmus, als die Schläge nur instinktiv abzuwehren.
    Dauras kauerte immer noch in der Hocke, mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt. Etwas traf ihn im Gesicht und riss die Haut auf. Dauras wusste nicht einmal, ob das Schwert des Kanzlers ihn gestreift hatte oder sein eigenes, das zurückgeprallt war.
    Dann wischte der Kanzler mit dem Schild Dauras’ Schwert zur Seite und ließ sein eigenes darauf niedersausen. Die Klinge fiel zu Boden, Arnulf trat sie fort.
    Er hielt Dauras die Schwertspitze an die Kehle und verharrte. Die Klinge bohrte sich in die Kuhle unter Dauras’Kehlkopf, als wollte sie ihn an der Wand fixieren wie einen Schmetterling auf dem Brett eines Naturforschers.
    Beide Gegner atmeten schwer. Der Kanzler grinste triumphierend. Dauras hockte auf dem Boden, gegen die Tür gepresst und konnte das dumpfe Gefühl der Niederlage nicht abschütteln, dass seinen Kopf ausfüllte wie ein Nebel.
    Er hatte tatsächlich gedacht, dass er diesen Kampf gewinnen könnte. Die Wachen am Turm, der Weg die Treppe hinauf   – eine Weile lang war er überzeugt gewesen, dass er sich weit genug an seine neuen Sinne gewöhnt und die alte Stärke zurückgewonnen hatte.
    »Und?«, fragte der Kanzler. »Wie fühlt es sich an, einem besseren Schwertkämpfer gegenüberzustehen? Ich hatte gehofft, dass wir uns noch einmal wiedersehen. Es wäre zu leicht gewesen, wenn du einfach so stirbst, ohne wirklich zu spüren, was aus dir geworden ist. Ein Mensch wie jeder andere, dem man auf Augenhöhe begegnen kann.«
    »Ihr   …« Dauras

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