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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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Er hatte sich bei Lacan für das Turnier entschuldigen lassen: Er habe noch wichtige Besorgungen in der Stadt zu erledigen. Aber jetzt hatte sein Weg ihn doch ganz unwillkürlich zu den umfriedeten Festspielplätzen geführt. Er folgte der zehn Schritt hohen Palisade, die eine Längsseite des Turnierplatzes abschloss. Valdar vernahm ein Brausen dahinter und Rufen und Schreien aus dem Publikum.
    Vor ihm endete die Palisadenwand an einem gemauerten Gebäude, und der Weg mündete dort in einen kleinen Platz ein. Valdar wusste, dass sich in dem Gebäude die Empore der Würdenträger befand. Es gab eine kleine Pforte, damit die Großen der Stadt zu ihren Plätzen gelangen konnten, ohne sich unter das Volk zu mischen.
    Als Valdar näher kam, stellte er fest, dass die Tür aus eisenbeschlagenen Bohlen einen Spaltbreit offen stand. Nirgends war eine Wache zu sehen. Valdar stutzte. Die Spiele hatten bereits begonnen. Es musste jemand vergessen haben, die Hintertür zu schließen.
    Neugierig ging er darauf zu.
    Er hörte Schritte vor sich und einen eigentümlichen, abgehackten Laut. Links vor ihm ging eine Hauptstraße von dem Platz ab und führte vom Festspielgelände fort. Valdar trat an die Ecke   – und erblickte auf der Hauptstraße eine Schar Bewaffneter, die auf ihn zukamen. Sie waren mit langen Schilden und kurzen Schwertern gerüstet, Schützen mit Langbögen marschierten zwischen ihnen. Ein Bürger in buntem Kostüm lag hinter den Kriegern in einer Blutlache vor einem Hauseingang, ein weiterer Toter hing mit dem Oberkörper aus einem offenen Fenster. Ein Pfeil steckte in seinem Kopf. Die schwerbewaffneten Krieger rückten auf die Festspielplätze vor!
    Valdar zuckte zurück. Keinen Augenblick zu früh! Ein Pfeilzischte an der Straßenecke vorbei, um die er gerade gespäht hatte, und schlug in die Palisadenwand ein.
    Valdar wandte sich zur Flucht, den Weg entlang, den er gekommen war. Gassen zweigten dort in ein Wohnviertel ab, und aus einer dieser Gassen trat nun eine weitere Kriegerschar heraus und versperrte ihm den Fluchtweg. Einige der Männer trugen Schwerter und Schilde, aber die meisten schleppten schwere Armbrüste, bereits gespannt und schussbereit.
    Valdar hielt inne. Auch die Männer vor ihm zögerten kurz.
    Dann wies einer mit dem Schwert in seine Richtung. »Erledigt ihn!«, rief er.
    Valdar sah sich gehetzt um. Der erste Trupp hatte inzwischen den Platz erreicht und stand zwischen Valdar und der Seitenpforte. Die Armbrustschützen legten auf ihn an. Als die Krieger in Valdars Rücken das sahen, gingen sie hinter der Hausecke in Deckung.
    Valdar hörte den Knall, mit dem die Sehnen nach zurückschnellten. Die Bolzen waren nur schwarze Schatten, die auf ihn zusausten.
    Da versenkte er sich tief in sein Inneres und besann sich auf die Dinge, die er studiert hatte. Er fand die Magie. Die Zeit dehnte sich, es war, als würde die schnurgerade Gasse tausend Windungen bekommen, in denen die Geschosse sich erst ihren Weg suchen mussten. Valdar hatte sogar Muße, sie zu betrachten. Es war ein Augenblick der Ruhe und der Klarheit, ein schicksalhafter Augenblick. Valdar wusste nicht, was da in der Stadt vorging. Aber er wusste, was er tat.
    Er schlängelte sich zwischen den Bolzen hindurch, die allesamt harmlos an ihm vorbeisausten.
    Valdar ließ den Zauber los.
    Sein Herz schlug wie wild, und ein leichter Schwindel stieg ihm in den Kopf. Er hatte die Magie studiert. Er hatte kleineExperimente gewagt. Doch niemals hätte er geglaubt, dass er einmal eine solche Macht gebrauchen würde.
    Niemals hätte er geglaubt, dass es sich so großartig anfühlte!
    Seine Knie gaben nach, und er musste sich an der Wand abstützen.
    Die Männer starrten ihn an. Valdar fragte sich, was sie wohl gesehen hatten   – einen dicken alten Mann, der unwirklich schnell ihren Schüssen auswich?
    Die Krieger hoben das Schwert und stürmten auf ihn zu. Von beiden Seiten. Valdar sah einen Wall von Schilden und Klingen, der sich um ihn schloss. Es gab keinen Ausweg für ihn. Valdar war beinahe froh darüber. Die Unausweichlichkeit machte es leicht, das Schicksal zu umarmen.
    Er senkte die Lider, konzentrierte sich und weckte ein weiteres Mal die Kraft in seinem Inneren. Er griff nach dem Feuer. Das Element war überall um ihn herum. Für gewöhnlich blieb es verborgen. Es lebte im Holz, wo es von der Hitze geweckt werden konnte. Aber es gab diese Kraft auch in der Luft und im Stein unter seinen Füßen. Valdar zog davon an sich, was er nur

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