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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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Bponurs vor, wenn sie ihren Gott erfahren. Versunken. Ekstatisch. Das war der Blick meines Vaters, wenn er einen Menschen gequält hat.
    Damals habe ich es zum ersten Mal bemerkt, und ich habe nie wieder ein Wort mit ihm gesprochen. Nicht freiwillig, und wenn ich musste, bekam ich vor Angst kein Wort heraus.
    Und es gab andere   … Dieser Knappe, als ich dreizehn war. Wir standen auf dem Platz der goldenen Sonne bei der großen Parade. Er hat meine Hand gehalten. Am nächsten Tag ließ mein Vater ihn hinrichten, wegen Verschwörung gegenReich und Krone, weil der Junge sich angeblich seinen Thron erschleichen wollte.
    Es gab also nicht viele Erzieher. Es gab überhaupt nicht viele Menschen in meiner Nähe. Verstehst du, Mönch? Sie trauten sich nicht an mich heran, weil der Tod mich umgab. Das war mein Leben als Prinzessin.«
    Sie lachte bitter und sah Dauras an. »Ich will keine Prinzessin mehr sein. Womöglich sollte die Prinzessin einfach verschwinden. Ich könnte   … eine Bauersfrau sein. Irgendwo, wo keiner nach mir sucht. Du könntest ein Bauer werden.
    Und wenn diese Verfolger kommen, von denen du sprichst, dann werden sie uns nicht finden, weil es gar keinen Schwertkämpfer und keine Prinzessin mehr gibt, sondern nur zwei Bauern, die keiner je für die Gesuchten halten würde.«
    Dauras schnaubte. »Ich will bestimmt kein Bauer werden und so leben wie das Vieh, das ich hüte. Und eine Bäuerin zu sein , das ist auch etwas anderes, als nur eine zu spielen , Prinzessin.«
    »Aber um mich herum sterben alle!« Aruda hob die Arme. »Alle, die in meine Nähe kommen. Das war im Palast so, und es geht immer, immer weiter. Und ich bin es leid. Es soll aufhören.«
    »Nun, vielleicht hattet Ihr recht.« Dauras brachte das Boot wieder auf Kurs. »Vielleicht hat das Schicksal uns zusammengeführt. Wenn es so gefährlich ist in Eurer Nähe, dann nehme ich die Herausforderung jedenfalls gerne an. Mal sehen, ob Euer Schicksal etwas zu mir führt, was eines echten Kampfes würdig ist!«
    Meris hatte die Soldaten im Morgengrauen über den Fluss geführt, in irgendeinen namenlosen Weiler gegenüber von Undervilz, der nur aus ein paar Fischerhütten und verstreutstehenden Gehöften bestand. Von dort aus ritten sie querfeldein nach Südosten, auf die lange Handelsstraße zu, die Horome mit Barrat verband.
    Sie hatte darüber nachgedacht, wo sie ihre Suche beginnen sollte. An Dauras’ Stelle wäre sie in die Hauptstadt gegangen, die auf dieser Seite des Flusses ein wuchernder Moloch war. Wenn man untertauchen wollte, gab es keinen besseren Ort als diesen wimmelnden Ameisenhaufen aus eigenständigen Stadtvierteln und armen Volksmassen, die niemand überblicken oder gar kontrollieren konnte   – nur eine Flussbreite vom Kaiserpalast und dessen wohlbehüteter Insel entfernt!
    Aber Meris hatte die Akte des Mönches gelesen und glaubte fast, ihn zu kennen. Nachdem er zur Ruhe gekommen war, hatte er sich vor allem im Speckgürtel von Horome herumgetrieben, im ländlichen Umland, doch die Hauptstadt selbst hatte er in all den Jahren gemieden. Er war kein Stadtmensch und würde den Schutz, den die Großstadt ihm bieten konnte, gar nicht wahrnehmen.
    Je länger Meris darüber nachdachte, umso mehr wuchs ihre Überzeugung, dass er genau da untertauchen würde, wo sie jetzt waren: im Gebiet zwischen dem Fluss und der Grafschaft Ribbalin, zwischen der Nebelfurt im Norden und Gebruch im Süden, einem Landstrich, der vielleicht fünf Tagesreisen im Quadrat umspannte, ohne größere Ortschaften, aber mit zahllosen Gehöften und Dörfern und kleinen Rittergütern. Und in der Nähe der Handelsstraße fielen Fremde am wenigsten auf.
    Sie und der Fähnrich von Ledingen ritten dem Trupp voran. Von Ledingen war ein junger Ritter mit hellblondem Haar, ein Knabe von nicht einmal zwanzig Jahren, der ein wenig zu stolz und aufrecht auf seinem Ross saß. Er machte keinen Hehl daraus, was er davon hielt, dass sie das Kommando hatte.
    »Ich werde mich in der Hauptstadt beschweren«, verkündete er gerade. »Wie können sie dir dieses Kommando geben? Du hast nicht einmal eine Familie!«
    Im ersten Augenblick wollte Meris aufbrausen. Woher will er das wissen? Dann fiel ihr ein, dass ein Ritter den adligen Namen meinte, wenn er von Familie sprach.
    »Seht nicht die Frau ohne Namen in mir. Ich bin die Stimme des Kaisers. Und es ist nicht unehrenhaft, dem Kaiser zu dienen, nicht wahr, Ritter von Ledingen?«
    »Die Stimme des Kaisers.« Von Ledingen gab

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