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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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bekleideten Halbmenschen, die man anderswo auf der Wiese noch kämpfen sah.
    Die Lebenden und die Toten zusammengerechnet, schätzte Meris die Zahl der berittenen Angreifer auf dreißig, die der Halbmenschen und deren Verbündeten auf etwa zwanzig.
    »Eine Dame in Not!«, rief Fähnrich von Ledingen.
    »Wo seht Ihr eine Dame?«, fragte Meris.
    »Na, in der Sänfte!«, erwiderte von Ledingen. »Wer, wenn nicht eine hochgestellte Dame, würde in einer Sänfte reisen?«
    Schon winkte er seine Männer herbei. Meris ließ ihn gewähren. Das Bild, das sie vor sich sah, gab ihr weit mehr Fragen auf als dem unbedarften jungen Ritter. Aber in einem hatte er recht: Was dort geschah, war ein Übergriff auf das Land des Kaisers. Sie durften es nicht hinnehmen.
    Die Gardisten galoppierten in einer Kette um den Hügelherum, von Ledingen schloss auf halbem Weg zu ihnen auf. Meris behielt den Kampf von der Anhöhe aus im Auge.
    Die Hälfte der Ponyreiter lag bereits am Boden, die meisten rings um die vergoldete Sänfte. Trotz ihrer Verluste kämpften sie weiter und rangen die Verteidiger durch ihre bloße Anzahl nieder.
    Der Letzte der fellbekleideten Halbmenschen erschlug ein Pony mit seiner Keule. Der Reiter rammte ihm im Sturz den Speer in die Brust, sprang wieder auf und zog einen langen Dolch. Er rannte auf die Sänfte zu. Von den Söldnern, die mit den Halbmenschen verbündet waren, standen noch fünf. Zwei ihrer Kameraden kauerten blutend daneben. Ein Dutzend Ponyreiter beschossen sie mit dem Kurzbogen, die übrigen ritten wild um die Söldner herum und stachen mit raschen Hieben ihre Speere in die Lücken der Abwehr.
    In diesem Augenblick bog Von Ledingen mit seinen Männern um den Hügel. Die schwer bewaffneten Gardisten schwärmten fächerförmig aus. Sie galoppierten auf die Bogenschützen zu. Diese zögerten. Einige schossen auf die Soldaten der Adlerkompanie, andere ließen den Bogen sinken und nahmen kleine Rundschilde vom Sattel. Sie zückten ein Schwert oder eine Axt und stürmten den neuen Angreifern entgegen.
    Die Adler preschten durch die Ponyreiter hindurch. Waffen krachten auf Schilde und Rüstungen. Vom Hügel aus sah Meris Holz und Stahl und Blut aus dem Getümmel spritzen.
    Dann zogen die Adler weiter. Hinter ihnen blieben herrenlose Ponys zurück, erschlagene Gegner, aber auch ein Ponyreiter, der unversehrt wirkte. Er wendete sein Tier und setzte mit einem wilden Kampfschrei den Gardisten nach. Ein weiterer Ponyreiter schwankte benommen im Sattel, blutüberströmt. Doch auch er zog ein Messer und trieb sein Tier zum Angriff.
    Keiner der Ponyreiter floh, und die Gardisten metzelten sie alle nieder.
    Meris ritt den Hügel hinab. Sie kam unten an, als die Gardisten sich wieder sammelten und die Söldner umringten. Die senkten ihre Waffen.
    Von Ledingen ritt auf den Söldner zu, der aussah wie ein Anführer, ein grobschlächtiger Bursche mit wildem Bart, der in nassen Strähnen auf dem Schuppenpanzer klebten. »Was ist hier eigentlich los, Kerl?«
    Der Mann stützte sich schwer atmend auf sein Schwert und deutete eine Verbeugung an. »Danke für Eure Hilfe, Herr«, brachte er hervor. »Die Dame heuerte uns vor einigen Tagen an   …« Er nickte in Richtung der Sänfte. »… damit wir sie nach Horome geleiten. Sie   …« Er rümpfte die Nase. »… und Ihre Knechte. Und dann stürzten sich plötzlich diese Wilden auf uns.«
    Von Ledingen stieg ab. Er übergab dem Sergeanten die Zügel und schritt auf die prachtvoll vergoldete Sänfte zu.
    Meris ließ den Blick über die »Wilden« schweifen, die Ponyreiter, die nun alle am Boden lagen. Einer von ihnen regte sich noch. Meris saß ab, kniete sich neben ihn hin und hob seinen Kopf an.
    »Was wollt ihr hier?«, fragte sie.
    Der Ponyreiter hustete Blut. »Bponurs Werk«, keuchte er. »Ungläubige Hexe. Ihr Ketzer fahrt in die Hölle   – auf mich wartet das Paradies!«
    Meris sah die Bewegung aus den Augenwinkeln. Der schwer verletzte Mann hob die Linke, und er hielt ein Messer darin. Meris wollte sein Handgelenk blocken   – aber er stieß das Messer nicht in ihre Richtung. Die Klinge ging an ihrem Griff vorbei und fuhr ihm in die eigene Kehle.
    Er gurgelte und spuckte Blut und starb. Fluchend sprang Meris zurück.
    »Seht zu, dass ihr noch einen Lebenden findet, den wir befragen können«, wies sie die Soldaten an. Dann folgte sie von Ledingen zur Sänfte.
    Der Fähnrich hatte die Vorhänge zur Seite geschoben und plauderte mit jemandem, der dahinter saß.

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