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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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schnell!
    Dauras wich zurück. Einen Augenblick lang war er überrascht, dass einer seiner Gegner einen Schlag von ihm abgewehrt hatte. Er wollte diesen Feind erst einmal neu einschätzen. Der Ritter nutzte die Gelegenheit, wich zur Seite in die Gaststube aus und schlug die Tür hinter sich zu.
    Dauras blieb auf dem Gang stehen, mit nur noch einem Gegner zwischen sich und dem Hof, einem Ritter im Kettenhemd, der aber weich und rundlich wirkte und wie erstarrt war vor Schreck, als er plötzlich Dauras allein gegenüberstand.
    Dauras zog ihm die Klinge über die Kehle. Er hob das Schwert des Toten auf und stieß es quer durch die Kante der Stubentür und durch den Türrahmen, sodass dieser Durchgang erst einmal versperrt war. Er hörte, wie der Mann mit der Axt auf der anderen Seite Befehle brüllte.
    Dauras konzentrierte sich auf die Wände. Das Gebäude bestand aus hölzernen Fachwerkbalken, die mit Lehm und Stroh verfugt und dann verputzt worden waren.
    Dauras holte aus. Er konzentrierte sich und stieß sein Schwert durch die Wand in die Gaststube hinein. Er fegte eine Öllampe, die auf der anderen Seite hing, in das Zimmer. Genau, wie er es geplant hatte. Dann lief er noch einmal den Korridor entlang, sammelte alle Lampen ein, die er finden konnte, und warf sie auf den Boden und die Treppe hinauf. Kleine Flammen leckten an den Dielen.
    Dauras trat an die Tür, die zum Hof hinausführte.
    Schräg gegenüber am Stall hing die Botin. Sie hatte sich an dem Seil ganz nach oben gehangelt und hielt mit den Händen ihre Fußgelenke.
    »Bleibt   … weg«, rief sie über den Hof. »Bleibt   … weg, verfluchter Mönch!«
    Dauras grinste. Dann spürte er das Metall zwischen ihren Fingern, nur ein Funke in seinem Geist, und er verharrte im Türrahmen.
    Im selben Augenblick gaben ihre Stricke nach, und sie stürzte zu Boden wie ein Sack Hafer, der sich vom Ladekran gelöst hatte. Dauras hörte den dumpfen Laut, mit dem sie auf dem feuchten Boden aufschlug.
    »Alles klar?«, rief er. »Ich dachte mir, du kannst Hilfe gebrauchen.«
    »Verpiss dich bloß.« Sie rappelte sich langsam wieder auf. Dauras fühlte, wie zerschunden sie am ganzen Körper war. Aber sie kam auf die Füße und humpelte los. »Wenn du in die Falle läufst«, brüllte sie quer über den Hof, »hilfst du niemandem.«
    Dauras vernahm ein Schwirren. Die Schützen auf den Dächern ließen ihre Waffen kreisen   – Steinschleudern! Dauras kannte diese Waffen von den Hirten und den wilden Völkernan den Grenzen des Reiches. Er hatte sie niemals ernst genommen und nie selbst erlebt, wie sie im Kampf eingesetzt wurden. Er würde in Zukunft darauf achtgeben müssen.
    »Pass auf!«, rief er aus der Deckung des Türrahmens hervor.
    »Pass selbst auf!«, rief die Botin zurück. Aber sie lief so schnell, wie der Schmerz und ihr zerschlagener Leib es zuließen, seitlich am Stall vorbei und durch eine Lücke zwischen den Gebäuden vom Hof. Dort war sie nicht mehr von drei Seiten aus angreifbar.
    Ein Geschoss aus einer Schleuder traf den Stall einen halben Schritt hinter Meris. Die Kugel zerschmetterte eine Planke, prallte ab und kullerte über den Boden.
    Dauras bemerkte einen Schützen auf dem Dach des Stalles, der einzige, der den Eingang des Hauptgebäudes erreichen konnte. Dauras sprang in den Flur zurück. Der Schütze schickte die Bleikugel auf den Weg. Sie zischte durch die Türöffnung, wo Dauras eben noch gestanden hatte. Dann schlug sie in die Wand ein. Putz war aus dem Loch gespritzt, das die Kugel geschlagen hatte.
    Zeit für den Rückzug. Dauras floh über den Flur, durch den er gekommen war, sprang über den brennenden Boden, wo eine Öllampe auf den Dielen zerschellt war. Er hörte, wie Krieger aus den Fenstern sprangen, wie sie im Obergeschoss schrien und versuchten, das Feuer zu löschen. Und er fühlte, wie die Botin außen um das Gebäude herumlief   – dicht an der Wand, wo sie vor den Schützen auf dem Dach Deckung hatte.
    Er kam zu der Tür, durch die er hereingekommen war. Zwei Söldner standen davor. Sie waren überrascht, als Dauras zurückkam, und der tötete sie. Mit dem Schwert hieb er die Türangeln heraus, dann eilte er Meris entgegen.
    »Hierher!«, rief er und erschlug einen Krieger, der von innen ein Fenster aufstieß. »Hierher!«
    Meris bog um die Hausecke, und Dauras winkte mit dem Schwert. Er rannte zur Tür zurück, und Meris folgte ihm. Unterwegs nahm sie den Mantel eines toten Söldners und warf ihn sich über die Schultern, um

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