Das Schwert in Der Stille
entkam er der Hinrichtung. Warum sollte Shigeru einen solchen Verbrecher nicht nur aufnehmen, sondern adoptieren, wenn es ihm nicht darum ging, mich zu kränken und zu beleidigen?«
Kaede konnte nicht antworten. Das Netz der Intrige kam ihr unentwirrbar vor.
»Lord Abe glaubt, dass der junge Mann floh, als Ando ihn erkannte. Er scheint ein Feigling zu sein. Wir werden ihn früher oder später fassen, und ich werde ihn neben seinem Adoptivvater aufhängen.« Iidas Blick tastete sie ab; sie antwortete nicht. »Dann wird meine Rache an Shigeru vollständig sein.« Seine Zähne glänzten, als er grinste. »Doch drängender ist die Frage, was aus Ihnen werden soll. Kommen Sie näher.«
Kaede verneigte sich und rutschte vor. Ihr Herzschlag verlangsamte sich, fast schien er auszusetzen. Auch die Zeit verging langsamer. Die Nacht wurde stiller. Der Regen war nur noch ein leises Zischen. Eine Grille zirpte.
Iida beugte sich vor und musterte sie. Das Lampenlicht beschien sein Gesicht, und als sie den Blick hob, sah sie, dass seine räuberischen Züge vor Begierde erschlafften.
»Ich bin im Zwiespalt, Lady Shirakawa. Sie sind durch diese Ereignisse endgültig belastet, doch Ihr Vater war mir gegenüber loyal, und ich spüre eine gewisse Verantwortung für Sie. Was soll ich tun?«
»Mein einziger Wunsch ist zu sterben«, antwortete sie. »Erlauben Sie mir, das auf ehrenhafte Weise zu tun. Mein Vater wird damit zufrieden sein.«
»Da ist aber noch die Sache mit dem Maruyamaerbe«, sagte er. »Ich habe selbst daran gedacht, Sie zu heiraten. Das würde die Frage klären, was mit der Domäne geschieht, und würde diese Gerüchte über Ihre gefährliche Wirkung auf Männer beenden.«
»Die Ehre wäre zu groß für mich«, entgegnete sie.
Er lächelte und fuhr mit einem langen Fingernagel über seine Schneidezähne. »Ich weiß, dass Sie zwei Schwestern haben. Vielleicht heirate ich die ältere. Alles in allem halte ich es für besser, wenn Sie sich das Leben nehmen.«
»Lord Iida.« Sie verbeugte sich bis zum Boden.
»Sie ist ein wunderbares Mädchen, nicht wahr?«, sagte Iida über die Schulter zu den Männern hinter ihm. »Schön, klug, tapfer. Und das soll alles vergeudet werden.«
Sie setzte sich wieder auf und wandte das Gesicht ab, entschlossen, ihm keine Regung zu zeigen.
»Ich nehme an, du bist Jungfrau.« Er streckte die Hand aus und berührte ihr Haar. Jetzt merkte sie, dass er wesentlich betrunkener war, als sie geglaubt hatte. Sie konnte den Wein in seinem Atem riechen, als er sich zu ihr beugte. Wütend merkte sie, dass die Berührung sie zittern ließ. Er sah es und lachte. »Es wäre eine Tragödie, als Jungfrau zu sterben. Du solltest wenigstens eine Liebesnacht erleben.«
Kaede starrte ihn ungläubig an. Jetzt sah sie ihn in all seiner Verdorbenheit, erkannte, wie weit er in die Grube der Lust und der Grausamkeit gesunken war. Seine Machtfülle hatte ihn arrogant und korrupt werden lassen. Sie fühlte sich wie in einem Traum, in dem sie sah, was geschehen würde, es aber nicht verhindern konnte. Sie mochte seine Absichten nicht glauben.
Er nahm ihren Kopf in beide Hände und beugte sich über sie. Kaede drehte das Gesicht weg und seine Lippen streiften ihren Hals.
»Nein«, sagte sie. »Nein, Lord. Schänden Sie mich nicht. Lassen Sie mich nur sterben!«
»Es ist keine Schande, mich zu erfreuen«, sagte er.
»Ich flehe Sie an, nicht vor diesen Männern!«, rief sie und sank in sich zusammen, als würde sie nachgeben. Ihr Haar fiel nach vorne und bedeckte sie.
»Verlasst uns«, befahl er ihnen kurz. »Niemand soll mich vor dem Morgengrauen stören.«
Kaede hörte die beiden Männer gehen, hörte, wie Shizuka mit ihnen sprach, wollte aufschreien, wagte es aber nicht. Iida kniete sich neben sie, hob sie auf und trug sie zur Matratze. Er band ihren Gürtel auf und ihr Gewand öffnete sich. Er lockerte seine eigene Kleidung und legte sich neben sie. Vor Angst und Ekel überlief sie eine Gänsehaut.
»Wir haben die ganze Nacht«, sagte er. Es waren seine letzten Worte. Als er seinen Körper an den ihren presste, wurde in Kaede die Erinnerung an den Wachtposten im Noguchischloss lebendig. Sein Mund an dem ihrigen trieb sie fast in den Wahnsinn vor Ekel. Sie warf die Arme über den Kopf zurück und er grunzte beifällig, als sich ihr Körper dem seinigen entgegenbog. Mit der linken Hand fand sie die Nadel in ihrem rechten Ärmel. Als Iida sich auf sie legte, bohrte sie ihm die Nadel ins Auge. Sein Schrei
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