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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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und langsam. Die Abendglocke hatte gerade vom Tempel am Ende der Straße geläutet, als Keiko zur Tür kam und mit meinen beiden Wachen sprach. Ich hörte sie sehr gut, tat aber aus Gewohnheit, als würde ich nichts mitbekommen. Jemand war da, um mich zu sehen, jemand namens Kikuta.
    Nach einigen Minuten trat ein mittelgroßer Mann herein, gefolgt von Kenji. Zwischen ihnen bestand eine Ähnlichkeit, das gleiche veränderliche Aussehen, das sie unauffällig machte. Der Mann hatte eine dunklere Hautfarbe, ähnlich wie meine. Seine Haare waren noch schwarz, obwohl er fast vierzig Jahre alt sein musste.
    Er blieb einen Augenblick stehen und betrachtete mich, dann kam er durch den Raum, kniete sich neben mich und nahm wie Kenji bei unserer ersten Begegnung meine Hände und drehte die Handflächen nach oben.
    »Warum ist er gefesselt?« Auch seine Stimme war unauffällig, obwohl er mit nördlichem Tonfall sprach.
    »Er versucht zu fliehen, Meister«, sagte das Mädchen. »Jetzt ist er ruhiger, aber er ist sehr wild gewesen.«
    »Warum willst du fliehen?«, fragte er mich. »Du bist endlich da, wo du hingehörst.«
    »Ich gehöre nicht hierher«, antwortete ich. »Bevor ich von dem Stamm auch nur hörte, habe ich Lord Otori Treue geschworen. Ich bin vom Clan der Otori gesetzmäßig adoptiert.«
    »Hm«, machte er. »Die Otori nennen dich, wie ich höre, Takeo. Wie heißt du wirklich?«
    Ich gab keine Antwort.
    »Er wurde bei den Verborgenen großgezogen«, sagte Kenji leise. »Bei seiner Geburt wurde er Tomasu genannt.«
    Kikuta zischte durch die Zähne. »Das vergessen wir am besten«, sagte er. »Takeo genügt gegenwärtig, auch wenn es kein Stammesname ist. Weißt du, wer ich bin?«
    »Nein«, sagte ich, obwohl ich es ahnte.
    »Nein, Meister«, wies mich der junge Wachmann flüsternd zurecht.
    Kikuta lächelte. »Hast du ihm keine Manieren beigebracht, Kenji?«
    »Höflichkeit ist für jene, die sie verdienen«, sagte ich.
    »Du wirst erfahren, dass ich sie verdiene. Ich bin das Oberhaupt deiner Familie, Kikuta Kotaro, ein Vetter ersten Grades deines Vaters.«
    »Ich habe meinen Vater nie gekannt und seinen Namen nie benutzt.«
    »Aber du hast die Eigenschaften der Kikuta: das scharfe Gehör, die künstlerische Gabe, all die anderen Talente, die du im Überfluss besitzt, genau wie die Linie in deinen Handflächen. Das sind Dinge, die du nicht leugnen kannst.«
    Aus der Ferne kam ein leises Geräusch, ein Klopfen an der Ladentür unten. Ich hörte, wie jemand die Tür aufschob und redete, ein unwichtiges Gespräch über Wein. Kikuta drehte ebenfalls leicht den Kopf. Ich spürte etwas: den Beginn des Erkennens.
    »Hören Sie alles?«, fragte ich.
    »Nicht so viel wie du. Es lässt mit dem Alter nach. Aber fast alles.«
    »In Terayama sagte der junge Mann, der Mönch: ›Wie ein Hund.‹« Ein bitterer Ton kam in meine Stimme.
    »›Nützlich für deine Herren‹, sagte er. Haben Sie mich deshalb entführt, weil ich Ihnen nützlich sein soll?«
    »Es ist keine Frage der Nützlichkeit«, sagte er. »Es hat damit zu tun, dass du in den Stamm hineingeboren wurdest. Dahin gehörst du. Du würdest auch dazugehören, wenn du überhaupt keine Talente hättest, und wenn du alle Talente der Welt hättest, aber nicht in den Stamm hineingeboren wärst, könntest du nie dazugehören und wir hätten kein Interesse an dir. Doch Tatsache ist, dass dein Vater ein Kikuta war - du bist ein Kikuta.«
    »Und ich habe keine Wahl?«
    Er lächelte wieder. »Das kannst du ebenso wenig wählen wie dein scharfes Gehör.«
    Dieser Mann beruhigte mich so, wie ich Pferde beruhigt hatte: indem er mein Wesen verstand. Ich hatte nie zuvor jemanden kennen gelernt, der wusste, wie es war, ein Kikuta zu sein. Ich spürte, wie mich das anzog.
    »Angenommen, ich akzeptiere das. Was werden Sie mit mir machen?«
    »Einen sicheren Ort für dich finden in einer anderen Provinz, fern von den Tohan, wo du deine Ausbildung beendest.«
    »Ich will keine Ausbildung mehr. Ich bin fertig mit Lehrern!«
    »Muto Kenji wurde wegen seiner langen Freundschaft mit Shigeru nach Hagi geschickt. Er hat dich viel gelehrt, aber ein Kikuta sollte von Kikuta unterwiesen werden.«
    Ich hörte nicht mehr zu. »Freundschaft? Er hat ihn getäuscht und betrogen!«
    Kikuta sagte leise: »Du hast große Fähigkeiten, Takeo, und niemand bezweifelt deinen Mut oder dein Herz. Nur dein Kopf braucht Klarheit. Du musst lernen, deine Gefühle zu beherrschen.«
    »Damit ich alte Freunde so leicht

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