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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Kummer gewichen, doch jetzt, da meine Tränen trockneten, wich Kummer der Entschlossenheit. Ich würde mein Leben nur wegwerfen, wenn ich Iida mitnehmen konnte.
    Um die Stunde des Affen hörte ich eine Stimme im Laden unten. Mein Herzschlag setzte aus, denn ich wusste, dass es um bestimmte Neuigkeiten ging. Keiko und Yoshinori waren bei mir, doch nach etwa zehn Minuten kam Yuki und schickte sie hinaus.
    Sie kniete sich neben mich und legte mir die Hand auf den Arm. »Muto Shizuka hat eine Nachricht aus dem Schloss geschickt. Die Meister kommen, um mit dir zu reden.«
    »Ist er tot?«
    »Nein, schlimmer: Er ist gefangen. Sie werden es dir berichten.«
    »Muss er sich selbst töten?«
    Yuki zögerte. Rasch und ohne mich anzuschauen sagte sie: »Iida hat ihn beschuldigt, einen Angehörigen der Verborgenen aufgenommen zu haben - selbst einer von ihnen zu sein. Ando befehdet ihn aus persönlichen Gründen und fordert Bestrafung. Lord Otori hat alle Vorrechte der Kriegerklasse verloren und soll als gemeiner Verbrecher behandelt werden.«
    »Das würde Iida nicht wagen«, sagte ich.
    »Er hat es bereits getan.«
    Schritte näherten sich vom äußeren Raum, während Empörung und Schock mir neue Energie verliehen. Ich sprang zum Schrank, holte das Schwert heraus und zog es mit derselben Bewegung aus der Scheide. Es klebte an meinen Händen. Ich hob es über den Kopf.
    Kenji und Kikuta kamen herein. Sie wurden ganz still, als sie Jato in meinen Händen sahen. Kikuta griff nach dem Messer in seinem Gewand, doch Kenji rührte sich nicht.
    »Ich werde Sie nicht angreifen«, sagte ich, »obwohl Sie den Tod verdienen. Aber ich werde mich selbst töten…«
    Kenji rollte die Augen nach oben. Kikuta sagte sanft: »Wir hoffen, dass das nicht nötig ist.« Nach einem Moment zischte er und fuhr fast ungeduldig fort: »Setz dich, Takeo. Du hast dich klar genug ausgedrückt.«
    Wir setzten uns alle auf den Boden. Ich legte das Schwert neben mich auf die Matte.
    »Jato hat dich offensichtlich gefunden«, sagte Kenji. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Ich habe es gebracht, Meister«, erklärte Yuki.
    »Nein, das Schwert hat dich benutzt. So geht es von Hand zu Hand. Ich sollte es wissen. Es hat mich benutzt, um Shigeru für die Schlacht von Yaegahara zu finden.«
    »Wo ist Shizuka?«, fragte ich.
    »Noch im Schloss. Sie ist nicht selbst gekommen. Es war schon sehr gefährlich, eine Botschaft zu schicken, doch sie wollte uns wissen lassen, was geschehen ist, und fragte, was wir zu tun gedenken.«
    »Erzählen Sie es mir.«
    »Lady Maruyama versuchte gestern mit ihrer Tochter aus dem Schloss zu fliehen.« Kikutas Stimme war ruhig und leidenschaftslos. »Sie hat Bootsleute bestochen, die sie über den Fluss bringen sollten. Sie wurden verraten und abgefangen. Alle drei Frauen warfen sich ins Wasser. Die Lady und ihre Tochter ertranken, doch die Kammerdienerin Sachie wurde gerettet. Es wäre besser für sie gewesen, wenn sie ertrunken wäre, denn sie wurde gefoltert, bis sie die Beziehung zu Shigeru, das Bündnis mit Arai und die Verbindung der Lady mit den Verborgenen gestanden hatte.«
    »Es blieb bei dem Vorwand, dass die Hochzeit stattfinden würde, bis Shigeru im Schloss war«, berichtete Kenji. »Dann erstachen die Tohan die Otorimänner und beschuldigten Shigeru des Verrats.« Er schwieg einen Augenblick, dann fuhr er ruhig fort: »Er hängt schon an der Schlossmauer.«
    »Gekreuzigt?«, flüsterte ich.
    »An den Armen aufgehängt.«
    Ich schloss kurz die Augen und stellte mir den Schmerz vor, das Auskugeln der Schultern, das langsame Ersticken, die entsetzliche Demütigung.
    »Der Tod eines Kriegers, schnell und ehrenhaft?«, sagte ich vorwurfsvoll zu Kenji.
    Er antwortete nicht. Sein Gesicht, sonst so wandelbar, war still, seine blasse Haut weiß.
    Ich berührte Jato und sagte zu Kikuta: »Ich habe dem Stamm einen Vorschlag zu machen. Ich glaube, Sie arbeiten für den, der am meisten zahlt. Ich werde mir Ihre Dienste mit etwas erkaufen, was Sie zu schätzen scheinen - meinem Leben und meinem Gehorsam. Lassen Sie mich heute Nacht gehen und ihn herunterholen. Dafür werde ich den Otorinamen aufgeben und dem Stamm beitreten. Wenn Sie nicht zustimmen, beende ich hier mein Leben. Dann werde ich nie diesen Raum verlassen.«
    Die beiden Meister wechselten einen Blick. Kenji nickte unmerklich. Kikuta sagte: »Ich muss hinnehmen, dass sich die Lage verändert hat und jetzt unentschieden ist.« Auf der Straße gab es plötzlich Unruhe,

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