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Das Schwert in Der Stille

Das Schwert in Der Stille

Titel: Das Schwert in Der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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»Wir wissen nicht, was in den nächsten Tagen geschehen wird, von der Zukunft ganz zu schweigen.«
    »Wo mag Lord Takeo jetzt sein? Weißt du es?«
    »Wenn er noch in der Hauptstadt ist, dann in einem der geheimen Häuser des Stamms. Aber vielleicht haben sie ihn schon aus der Provinz hinausgebracht.«
    »Werde ich ihn je wiedersehen?«, fragte Kaede, doch sie erwartete keine Antwort, und Shizuka schwieg. Ihre Finger arbeiteten weiter. Hinter den offenen Türen schimmerte der Garten in der Hitze, die Grillen klangen schriller denn je.
    Langsam verblasste der Tag, und die Schatten wurden länger.

KAPITEL 11

    Ich verlor nur kurz das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, war ich im Dunkeln und wusste sofort, dass ich in einem Karren lag. Darin befanden sich noch mindestens zwei Menschen. Einer, ich merkte es an seinem Atem, war Kenji, der andere, nach dem Parfüm zu schließen, eines der Mädchen. Sie hielten mich an den Armen fest.
    Mir war entsetzlich übel, als wäre ich auf den Kopf geschlagen worden. Das Rumpeln des Karrens machte die Sache nicht besser.
    »Ich muss mich übergeben«, sagte ich, und Kenji ließ meinen Arm los. Die Übelkeit stieg mir bis halb in die Kehle, als ich mich aufsetzte. Das Mädchen hatte den anderen Arm losgelassen. In meinem verzweifelten Wunsch zu fliehen vergaß ich meine Übelkeit. Mit den Armen über dem Kopf warf ich mich gegen die mit einem Scharnier versehene Öffnung.
    Sie war von außen festgemacht. An einem Nagel riss ich mir die Hand auf. Kenji und das Mädchen packten mich und drückten mich hinunter, während ich kämpfte und um mich schlug. Draußen schrie jemand eine zornige Warnung.
    Kenji fluchte. »Halt den Mund! Bleib still liegen! Wenn die Tohan dich jetzt finden, bist du tot!«
    Aber ich war jenseits aller Vernunft. Als Junge hatte ich häufig wilde Tiere mit nach Hause gebracht, Fuchsjunge, Wiesel, kleine Kaninchen. Nie konnte ich sie zähmen. Blind und unvernünftig, wollten sie nichts als fliehen. Jetzt dachte ich an ihre sinnlosen Ausbrüche. Mir war nichts wichtig außer dem Gedanken, dass Shigeru nicht glauben sollte, ich hätte ihn verraten. Nie würde ich beim Stamm bleiben. Nie würden sie mich halten können.
    »Bring ihn zum Schweigen«, flüsterte Kenji dem Mädchen zu, während er mich mühsam festhielt, und unter ihren Händen wurde die Welt wieder schwarz und unerträglich.
    Als ich das nächste Mal zu Bewusstsein kam, glaubte ich wirklich tot und in der Unterwelt zu sein. Ich konnte weder sehen noch hören. Es war pechschwarz und ganz still geworden. Dann kam langsam das Gefühl zurück. Um tot zu sein, empfand ich überall zu starke Schmerzen.
    Meine Kehle war wund, in einer Hand hämmerte der Schmerz, das andere Handgelenk brannte da, wo es umgebogen worden war. Ich versuchte mich aufzusetzen, war aber mit weichen Bändern gerade so gefesselt, dass ich nicht hochkommen konnte. Ich drehte den Kopf und schüttelte ihn. Die Augen waren verbunden, aber dass ich auch nichts hören konnte, empfand ich als das Schlimmste. Dann wurde mir klar, dass meine Ohren mit irgendetwas verstopft waren. Erleichterung überkam mich, weil ich das Gehör nicht verloren hatte.
    Eine Hand an meinem Gesicht ließ mich zusammenfahren. Die Augenbinde wurde entfernt und ich sah Kenji neben mir knien. Eine Öllampe auf dem Boden beschien sein Gesicht. Flüchtig überlegte ich, wie gefährlich er war. Einmal hatte er geschworen, mich mit seinem Leben zu beschützen. Jetzt war sein Schutz das Letzte, was ich mir wünschte.
    Sein Mund bewegte sich, er sagte etwas.
    »Ich kann nichts hören«, entgegnete ich. »Nehmen Sie die Stöpsel heraus.«
    Er gehorchte, und meine Welt kam zu mir zurück. Ein paar Sekunden lang blieb ich stumm und fand mich wieder darin zurecht. In der Ferne hörte ich den Fluss: Ich war also noch in Inuyama. Das Haus, in dem ich mich befand, war still; alle außer den Wachen schliefen. Die konnte ich diesseits des Tors flüstern hören. Ich schätzte, dass es spät in der Nacht war, und in diesem Augenblick hörte ich die Mitternachtsglocke von einem fernen Tempel.
    Jetzt hätte ich im Schloss sein sollen.
    »Es tut mir Leid, dass wir dich verletzt haben«, sagte Kenji. »Du hättest dich nicht so heftig wehren sollen.«
    Bitterer Zorn stieg wieder in mir hoch. Ich versuchte ihn zu beherrschen. »Wo bin ich?«
    »In einem der Stammeshäuser. Morgen oder übermorgen bringen wir dich aus der Hauptstadt.«
    Seine ruhige, sachliche Stimme machte mich noch

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