Das Schwert - Thriller
werden die Proklamation über das Internet verbreiten. Aus allen Himmelsrichtungen werden Muslime herbeiströmen, zum bay’a . Um den heiligen Eid der Gefolgschaft zu leisten. Auch Abgesandte aus Großbritannien werden anwesend sein.«
Er lächelte, dann stellte er seine Tasse auf das Tablett und erhob sich.
»Bevor Sie gehen, gibt es noch etwas von Interesse, das ich wissen sollte?«
Malcolm musterte ihn abwägend. Die schale Luft von Gelehrsamkeit und Heiligkeit machte ihn verwegen.
»Goodrich befindet sich in einer Kirche in Schubra al-Chaima, St. Sergius. Agenten von uns observieren das Objekt. Ich habe vor, sie heute Nachmittag abzuziehen.«
»Das ist in der Tat gut zu wissen. Vielen Dank.«
»Das Problem ist – einige Beamte unserer Polizei sind hier in Kairo. Sie wollen ihn verhaften, wegen der Morde, von denen ich Ihnen berichtet habe. Die Situation ist – delikat. Sehen Sie, wenn man ihn zurück nach England bringt und vor Gericht stellt, könnte er Dinge ausplaudern, die besser ungesagt blieben. Das wäre bedenklich für uns beide.«
»Allerdings. Ich verstehe. Keine Sorge – ich werde mich darum kümmern.«
»Seine Tochter ist aufgetaucht. Beschädigte Ware, anscheinend. Sie liegt im Anglo-American-Hospital.«
»Dem Krankenhaus neben dem Turm?«
»Genau. Unmittelbar daneben.«
»Auch das ist gut zu wissen. Nochmals danke. Sie waren uns sehr – wir sagt man? Sehr hilfreich? Nun, Ihr Führer wartet, um Sie zu Ihrem Auto zurückzubegleiten.«
Malcolm verstand den Wink. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, lehnte Raschid sich in seinem Stuhl zurück und lächelte. Er richtete den Blick auf die Fotografie seines Ur-ur-onkels an der Wand.
Der Junge kam herein, um das Tablett und das Kaffeegeschirr zu holen. Kaum war er gegangen, da klopfte es wieder.
»Herein.« Raschid richtete sich auf.
Der Mann, der eintrat, war eine merkwürdige Erscheinung.Er trug die Kleidung eines gläubigen Muslim. Auf dem Kopf saß eine kleine schwarze Scheitelkappe, aber das kurzgeschorene Haar darunter war blond, wie auch sein Bart. Seine Augen waren kobaltblau, sein Teint hell wie der eines Europäers.
»Al-salam ’alaikum« , grüßte er. Er sprach Arabisch ohne die Spur eines Akzents.
Raschid erwiderte die Begrüßung mit der entsprechenden Formel.
»Bitte, Kurt, setz dich. Was gibt es zu berichten?«
Kurt ließ sich mit breitem Grinsen auf dem Stuhl nieder, von dem Malcolm eben aufgestanden war.
»Unsere Freunde aus Brasilien sind eingetroffen«, sagte er. »Sie haben die Zündeinrichtung mitgebracht. Alles wird innerhalb des Zeitplans an Ort und Stelle sein.«
»Ich danke dir. Das sind die Neuigkeiten, auf die ich gewartet habe. Wo sind sie jetzt?«
»Im Hotel. Ich werde sie später nach Schubra bringen. Einen nach dem anderen.«
»Mein Bruder wird sie heute Abend begrüßen. Ich danke dir, dass du dies alles ermöglicht hast.«
Kurt lächelte wieder.
»Danke ihm«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf das Bild von Husseini.
38
Mitternachtsmesse
Später am selben Abend
Georgina, die das alles immer noch herrlich aufregend fand, chauffierte Jack zurück nach St. Sergius. Festfreude lag in der Luft. Nur noch wenige Stunden bis Weihnachten. Die Menschen waren draußen auf der Straße und stimmten sich ein auf die Feiern; man grüßte sich mit einer Wärme, die dem Weihnachten, das sie von zu Hause kannte, abhanden gekommen war. Wahrscheinlich hatte Kairo mehr zu bieten als das, was sie im Rahmen ihrer Arbeit in der Botschaft kennengelernt hatte und je kennenlernen würde, dachte sie.
Als Jack vor der Kirche aus dem Auto stieg, ließ sie das Fenster an der Fahrerseite herunter.
»Professor Goodrich, bevor Sie gehen, noch eine Frage. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ab und zu im Krankenhaus vorbeischaue, nur um zu sehen, wie es Ihrer Tochter geht?«
Er lächelte.
»Das ist lieb von Ihnen«, sagte er. »Ich wäre Ihnen unendlich dankbar. Wer weiß, ob ich in den nächsten Tagen Gelegenheit habe, Naomi zu besuchen. Und – vielleicht werde ich noch einmal Ihre Hilfe brauchen.«
Sie zog eine Visitenkarte aus der Tasche und gab sie ihm.
»Hier, darauf stehen meine private Telefonnummer und meine Adresse. Die Botschaft ist von morgen an bis Freitag geschlossen. Lassen Sie von sich hören.«
Er trat dichter an das Fenster heran.
»Georgina, ich weiß nicht, inwieweit Sie über die Hintergründe dieser Geschichte informiert sind. Hätten wir mehr Zeit, würde ich Ihnen alles erzählen.
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