Das Schwert - Thriller
Englisch, es ist etwas eingerostet.«
»Ganz und gar nicht«, versicherte Malcolm ihm beflissen.
Für seinen Geschmack waberte hier zu viel Frömmigkeit. Diese Muslime nahmen ihre Religion viel zu wichtig, fand er. Ihm war unbehaglich, er fühlte sich aus dem Konzept gebracht von Raschids Frostigkeit, die seine Gesten der Gastfreundschaft nur unvollkommen übertünchten. Malcolm war sich im Klaren darüber, dass Raschid ihn einzig deshalb empfing, weil er glaubte, er könne ihm nützlich sein. Kein Grund, sich zu beklagen, sinnierte er. Basierte seine Beziehung zu al-Masri nicht auf derselben Grundlage?
»Kommen wir zur Sache, Mr. Purvis«, sagte Raschid. Eine der menschlichen Sprache mächtige Schlange hätte eine Stimme gehabt wie er. »Ich habe, was ich wollte. Ich habe Goodrich aufgespürt und ihn überredet, mir das Schwert auszuhändigen. Nun hat mein Bruder es an sich genommen. Er hütet es mit seinem Leben. Er lässt es nicht aus den Augen, nicht eine Sekunde. Er dankt Ihnen für Ihre Hilfe bei der Suche.«
Malcolm setzte sich aufrecht hin. Er begriff, dass er sich hier auf fremdem Terrain befand, dass die Statussymbole,die ihm dazu dienten, seine gehobene Stellung in der Gesellschaft zu verdeutlichen – der Vikunjamantel, der maßgeschneiderte Anzug, der Eton-Akzent – hier völlig bedeutungslos waren, absolut verschwendet an den Mann, der ihm gegenübersaß. Er hätte ebensogut in Lumpen gehüllt erscheinen können. Er und Raschid lebten in unterschiedlichen Welten, beteten zu unterschiedlichen Göttern und kämpften für unterschiedliche Ziele. Doch eine vorübergehende Verflechtung ihrer Interessen hatte sie zusammengeführt. Nächsten Monat konnte alles anders sein, oder nächstes Jahr. Im Grunde ihres Herzens waren sie Feinde. Doch auch Feinde können sich von Zeit zu Zeit einen Gefallen erweisen.
Die Tür ging auf, und der Junge lavierte sich hindurch, auf einem Messingtablett eine verzierte Kaffeekanne und zwei henkellose Tässchen balancierend.
Nachdem der Kaffee eingeschenkt worden war und man den ersten Schluck genommen hatte, wiederholte Raschid: »Kommen wir zur Sache, Mr. Purvis. Ich habe nicht viel Zeit.«
»Selbstverständlich. Da Sie nun das Schwert haben und so weiter, möchten meine Vorgesetzten im Foreign Office sich vergewissern, dass unsere Abmachung weiterhin besteht. Ihr Bruder ist für uns kein Problem. Er kann sich von uns aus gern zum Kalifen ausrufen lassen. Unsere Regierung wird keine Einwände erheben. Im Gegenzug müssen wir uns darauf verlassen können, dass unser Land sicher ist. Für den Fall, dass ... Sie verstehen, was ich sagen will.«
Dies war ihr erstes Treffen, seit al-Masri sich das Schwert verschafft hatte. Malcolms Vorgesetzte wussten, dadurch hatten sich die Machtverhältnisse geändert. Sie brauchten Gewissheit, dass der Muslimführer gewillt war, seinen Teil der Abmachung einzuhalten.
»Wie ich Ihnen bereits gesagt habe: Mein Bruder wirdGroßbritannien verschonen, sofern Sie sich ihm und seiner Bewegung gegenüber neutral verhalten und aus Dankbarkeit für Ihre Unterstützung. Unser Anspruch erstreckt sich nicht auf Europa oder Amerika, nur auf islamische Gebiete. Wir werden den zionistischen Staat austilgen und das islamische Recht in allen Ländern einführen, die bereits für den rechten Glauben gewonnen sind. Natürlich sehen Sie ein, dass es keinen schriftlichen Vertrag zwischen uns geben kann, nur einen Bund gegenseitigen Vertrauens, einen Sicherheitspakt?«
Malcolm nickte. Der Kaffee enthielt Kardamom. Der Geruch umschmeichelte seine Nase.
»Ganz recht«, sagte er, »ganz recht. Alles bestens. Ich wollte das noch einmal bestätigt haben. Brauchen Sie weitere finanzielle Unterstützung?«
Raschid lächelte. Der MI6 hatte der Ahl al-Dschanna bereits hohe Summen zukommen lassen. Britische Truppen würden aus Afghanistan und dem Irak abgezogen werden; in der UNO wollte man künftig nicht mehr zugunsten Israels abstimmen. Es war ein gutes Arrangement, dachte er. So lange es dauerte. Wenn Israel erst vernichtet war und jeder einzelne Jude dort getötet, würde der Sturm auf Europa beginnen. Unter anderem galt es, Spanien und Portugal, die vor Jahrhunderten bereits einmal unter muslimischer Herrschaft gestanden hatten, zurückzuerobern. Ein Ende des Dschihad war nicht abzusehen.
»Nein«, sagte er. »Kein Geld in diesem Stadium. Mein Bruder wird das Islamische neue Jahr zum Anlass nehmen, sich zum neuen Kalifen zu erklären, übermorgen also. Wir
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