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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Zehenspitzen ein, gefolgt von Georgina. Ein Nachtlicht beschien Naomis Gesicht und ihren linken Arm auf der Bettdecke. Ihre Hand war sachkundig verbunden.
    Er trat ans Bett und beugte sich nieder, um ihr einen Kuss zu geben. Als er dann neben ihr stand und sie anschaute, sah er, wie sehr sie sich verändert hatte. Wäre sie ihm zufällig auf der Straße begegnet, hätte er sie für ein fremdes Kind gehalten, ein kleines Mädchen, das seiner Tochter ähnlich sah, aber in weniger komfortablen Umständen lebte. Sie war dünn geworden; ihr Gesicht sah eingefallen und zerquält aus. Sogar jetzt noch, im Schlaf, stand eine steile Falte zwischen ihren Brauen.
    Sie da liegen zu sehen, gefangen im Niemandsland zwischen Leben und Tod, brach ihm fast das Herz. Der Schmerz aus der Zeit, als er noch glauben musste, sie verloren zu haben, erwachte neu, durchmischt mit Verwirrung, Angst und Schuldbewusstsein. Im Halbdunkel, in diesem stillen Zimmer, fühlte er sich für einen Moment zurückversetzt in ihr früheres Zuhause in Garden City. Dann zwinkerte er, der Tränenschleier zerriss, und er fand sich in der Wirklichkeit wieder. Er dachte an Emilia, und wie sie zur Schlafenszeit zu Naomi ging, um sie warm zuzudecken und ihr einen Gutenachtkuss zu geben. So oft es sich einrichten ließ, war auch er um diese Zeit zu Hause gewesen, stand dabei und wartete darauf, dass er an die Reihe kam, gute Nacht zu sagen. Er erinnerte sich an Emilias Gesichtsausdruck und wie sie halblaut Koseworte flüsterte, während Naomi langsam einschlummerte. Aus einem unerfindlichen Grund schob sich das Gesicht der Frau aus Palästina, die er eben kennengelernt hatte – der Name wollte ihm nicht einfallen –, vor sein inneres Auge. Und er fühlte sich getröstet.
    Der behandelnde Arzt hatte ihnen klipp und klar gesagt, dass Naomi wenigstens noch weitere achtundvierzig Stunden im Krankenhaus bleiben müsse, länger sogar, falls sie sich nicht erwartungsgemäß erholte. Jack seufzte. Er war so lange von ihr getrennt gewesen, dass er nichts sehnlicher wünschte, als sie mitzunehmen, jetzt gleich, mit in sein Asyl in der Kirche, mit zurück nach England. Dann dachte er an die Leute, die ihm ans Leben wollten, und seine Angst um Naomi steigerte sich ins Unerträgliche.
    Er streichelte ihr behutsam die Wange. Ihre Lider flatterten, sie wimmerte leise, dann ging ein Ruck durch ihren Körper, und sie erwachte. Im ersten Moment sah sie alles verschwommen; erst nachdem sie einige Male die Augen zusammengekniffen hatte, wurden die Konturen scharf.
    »Paps? Bist du das? Sie haben Mams umgebracht. Ich dachte zuerst, sie hätten dich auch getötet. Wo bin ich? Bin ich zu Hause?«
    Er konnte nicht sprechen. Georgina schaute zu, einen Kloß im Hals, wie er die gesunde Hand seiner Tochter ergriff und fest drückte.
    »Du bist im Krankenhaus«, sagte er endlich heiser. »Du warst krank. Der Doktor möchte, dass du noch eine Weile hierbleibst. Aber ich werde kommen und dich besuchen, versprochen.«
    Sie legte die Stirn in Falten, dann lächelte sie. »Wo ist Samiha? Sie sorgt für mich. Ich muss ihr was sagen.«
    »Langsam, langsam. Samiha hat dich gerettet. Sie ist jetzt nicht hier, aber später wird sie kommen, um nach dir zu sehen. Schlaf jetzt weiter. Du musst dich erholen.«
    Er gab ihr noch einen Kuss, und sie schloss die Augen. Wenige Atemzüge später war sie fest eingeschlafen.

37
Im Syrischen Portikus
    Syrischer Portikus
    Al-Aschar-Universität
    Kairo
    Am selben Abend
    Malcolm Purvis, angetan mit einem 17 000 Pfund teuren schwarzen Vikunja-Mantel, rosa Kaschmirschal und auf Hochglanz polierten Kalbslederschuhen, sah aus wie ein Schauspieler, der sich in die falsche Kulisse im falschen Film verirrt hat. Er schritt über den weitläufigen Innenhof der Al-Aschar-Universität, und manche der Blicke, die ihn trafen, hätten einen weniger dickfelligen Menschen bewogen, stillschweigend den Rückzug anzutreten. Der Mond stand am Himmel, schmal, wie der äußerste Rand einer Silbermünze. Rings um den Hof flackerten Lichter, füllten die zahllosen Bogengänge mit unsteten Schatten.
    Ein bärtiger Mann, den bärtigen Studenten ähnlich, die in großer Zahl auf dem Platz unterwegs waren, geleitete ihn zu dem Treffen mit seinem Kontaktmann innerhalb der Ahl al-Dschanna, dem Bruder des kleinen Emporkömmlings, der von sich behauptete, der neue Kalif aller Muslime zu sein. Soll er behaupten, was er will, dachte Malcolm, solange er nützlich ist. Al-Masri war das designierte

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