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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kannte ihn. Das Al-Tahrir galt als die beste Adresse für Kuschari in der ganzen Stadt – er hatte es sich damals zum Prinzip gemacht, dieses Gericht nie woanders zu essen. Eine große Schüssel Kuschari gab es für drei ägyptische Pfund. Das Gericht bestandaus Makkaroni, Reis, Linsen, Kichererbsen und Röstzwiebeln, übergossen mit einer scharfen Tomatensauce. Jack spülte das Ganze mit einem Glas Kakula hinunter, der übersüßen ortsüblichen Version von Coca-Cola.
    Während er aß, hatte sein Gehirn Muße, die Probleme zu analysieren, mit denen er sich konfrontiert sah. Er nahm sich jedes einzeln vor und versuchte zu erkennen, ob und wenn ja, in welcher Weise, eins das andere bedingte. Da die Botschaft ihn bei der Suche nach Naomi nicht unterstützen wollte, konnte er davon ausgehen, dass er auch vonseiten der ägyptischen Polizei und Sicherheitskräfte nicht auf Hilfe hoffen konnte. Man würde dort als Erstes bei der Botschaft Erkundigungen einholen, und er brauchte kein Genie sein, um sich vorstellen zu können, wie die Auskunft lautete. Immer noch konnte er beim besten Willen nicht verstehen, weshalb man ihn bei der Botschaft dermaßen kalt abgefertigt hatte oder was Richard Bailey, den guten Freund aus besseren Tagen, bewogen haben mochte, rundweg zu behaupten, er kenne ihn nicht. Er suchte nach Erklärungen, aber nichts erschien ihm plausibel.
    Schließlich gab er auf. Als er sich im Lokal umschaute, fiel ihm ein Mann auf, der ihn anstarrte. Er lächelte und war erstaunt, als der Mann weder nickte noch sonst irgendwie den Gruß erwiderte. Irgendwie kam er ihm bekannt vor. Dann dachte er, dass er bei genauerer Betrachtung eine ziemlich ungewöhnliche Erscheinung sein musste, mit seinem englischen Gesicht über einer alltäglichen Galabija und gekrönt von der kleinen grauen Scheitelkappe.
    Der volle Bauch hob seine Laune. Die Kakula verursachte einen Zuckerrausch, der nicht unangenehm war, auch wenn er zu spüren glaubte, wie sie seine Eingeweide zersetzte. Dieses Zeug war zehnmal schlimmer als das Original. Höchste Zeit, nach der Post zu schauen, dachte er, zahlte und verließ das Restaurant.
    Die arabische Abteilung der Amerikanischen Universität lag auf dem Greek Campus, zusammen mit sämtlichen geisteswissenschaftlichen Fakultäten und der Universitätsbibliothek. Er bog von der al-Tahrir in die sehr viel schmalere Jussuf- al-Gundij ein und hatte etwa die Hälfte der Strecke zum Eingang des Gebäudes der Sozialwissenschaften zurückgelegt, als ihm einfiel, woher der Mann im Restaurant ihm bekannt vorgekommen war: aus der Barbierstube. Es war der Mann in der Gabardine-Galabija, der Mann, der ihn immer wieder verstohlen gemustert, aber seinen Blick gemieden hatte.
    Im selben Augenblick erlosch die Straßenbeleuchtung. Stromausfälle waren in Kairo keine Seltenheit, doch als er sich umschaute, sah er die al-Tahrir nach wie vor in vollem Glanz erstrahlen. Ihm wurde bewusst, dass er mutterseelenallein war. Tastend setzte er seinen Weg fort, dicht an der Mauer des Gebäudes entlang, um die Tür nicht zu verfehlen.
    Er hörte Schritte hinter sich. Kein Grund zur Panik: Überfälle waren selten in dieser Stadt, in der es fast keine Kriminalität gab, aber sie kamen vor, und Studenten waren oft die leichten Opfer.
    »Wer ist da?«, rief er. Die Schritte verstummten. Er wiederholte die Frage. Unheimlich still war es hier, nur wenige Meter entfernt vom Getöse des Boulevards. Er ging weiter und verfluchte sich dafür, nicht an eine Taschenlampe gedacht zu haben.
    Auch wenn er keine Schritte mehr hörte, er hatte das sichere Gefühl, nicht allein zu sein. Er blieb stehen und drehte sich um. »Wer ist da?«, fragte er wieder.
    Keine Antwort. Nur die unheimliche Stille. Etwas flackerte in der Schwärze. Gleichzeitig hörte er wieder Schritte, diesmal aus der entgegengesetzten Richtung.
    Ihm wurde mulmig, und er beeilte sich, die Tür zu erreichen. Er drückte dagegen, um sie aufzustoßen. Die Tür warabgeschlossen. Sie war nie abgeschlossen, so früh am Abend, nie. Jetzt näherten sich die Schritte von beiden Seiten, bedächtig, vorsichtig. Das waren keine Studenten, denn die waren grundsätzlich mit kleinen Taschenlampen ausgerüstet. Und auch keine Passanten, denn es gab keinen vernünftigen Grund, hier entlangzugehen, außer man hatte als Ziel dieses Gebäude oder das Gewirr der Fußwege rings um Pressebüro und Verwaltung auf dem Main Campus.
    Ein scharrendes Geräusch, und Jack sah ein Flämmchen aufzucken,

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