Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)
wollte mich nicht hören. Ich stand auf, sah nun auch, was Konrad gesehen hatte: Hugo, der mit einem Schwert in beiden Händen vorwärtsstürmte. Er war umgeben von Brüdern und den Soldaten des Kreuzzugs. Weitere Kinder und Jugendliche, die mit Brettern bewaffnet waren, folgten ihm. Sie schlugen um sich, als hielten sie Dreschflegel in Händen. Es waren so viele, dass die Ritter zurückgedrängt wurden und sich kaum mit ihren Schilden gegen die prasselnden Schläge schützen konnten. Die meisten trafen jedoch nicht sie, sondern ihre Pferde. Die Tiere gerieten in Panik.
Plötzlich tauchte Diego aus den Schatten hinter den Brüdern auf. Er saß auf seinem Pferd, das seltsam krumme Schwert in der einen, den Schild eines Ritters am anderen Arm. Er trieb das Tier mit den Beinen an, lenkte es durch die Menge nach vorn, bis er die Brüder erreichte. Sie standen einer Gruppe von fünf Rittern gegenüber, die ihre Pferde verloren hatten und nun rasch von der Menge eingekreist wurden. Die Männer bildeten einen Kreis und gaben sich gegenseitig mit ihren Schilden Deckung. Die Schwerter ragten dazwischen hervor, warteten auf den ersten Angreifer, der sich zu weit vorwagte. Brüder schlugen mit Brettern nach ihnen und versuchten die Deckung zu durchbrechen, sprangen aber immer wieder zurück. Sie wirkten wie junge Hunde, die einen Igel aufgespürt hatten.
Konrad lief einen Bogen, um den Soldaten aus dem Weg zu gehen. Er winkte immer noch. Ich machte einen unsicheren Schritt nach vorn, dann einen zweiten.
»Lass mich nicht allein!«, rief Erik unter dem Karren.
»Rühr dich nicht. Ich bin bald wieder da.«
Ich lief los und versuchte, das Flehen seiner Stimme zu vergessen. Allein konnte ich nichts für ihn tun. Wir brauchten Hilfe, das hatte Konrad erkannt. Und vielleicht brauchten er und Hugo sie auch.
Es war leicht, Konrad zu folgen, aber ich musste dabei auch Hugo im Auge behalten. Einige Ritter hatten inzwischen die Lage ihrer Kameraden erkannt und teilten sich auf. Während die Brüder um Hugo weiterhin die fünf Männer angriffen, versuchten die Soldaten, die anderen Kinder und Jugendlichen in eine Art Schlachtordnung zu bringen und sie vor den Rittern an ihren Seiten zu schützen. Die Menge rückte kaum noch vor, der Angriff geriet ins Stocken.
Ich warf einen Blick zurück zum Hügel. An seinem Fuß begann sich das Fußvolk zu sammeln. Bogenschützen liefen von der Hügelspitze hinunter ins Tal. Ein gutes Dutzend Ritter war bei ihnen. Als ich den Kopf wieder drehte, sah ich, dass sich Diego im Sattel aufgerichtet hatte und in die gleiche Richtung blickte. Er rief den Soldaten des Kreuzzugs etwas zu. Rüdiger hob die Schultern, als wolle er sagen: Ich kann nichts daran ändern.
Wir wurden eingekesselt. Diejenigen, die in der Mitte standen, konnten nichts tun, während die an den Seiten von Rittern und Speerträgern angegriffen wurden. Kaum jemand schien zu begreifen, dass nur fünf Ritter, die in der Mitte der Straße standen, unseren Vormarsch gestoppt hatten.
Konrad bog unmittelbar vor dem Dorfeingang nach links ab, tauchte in die Menge ein. Die Menschen standen so dicht gedrängt, dass er kaum weiterkommen würde. Dort hinten war er zumindest für den Moment in Sicherheit.
Vor dem Hügel versammelten sich die Bogenschützen um einen der Ritter. Er gestikulierte, während er auf sie einredete. Ich sah, wie die Bogenschützen den Kopf schüttelten. Sie schienen sich mit ihm zu streiten.
Er wollte, dass sie auf uns schossen, erkannte ich. Auf uns und ihre eigenen Leute.
Den Rittern würde nur wenig geschehen, aber die Fußsoldaten trugen leichte Rüstung und waren gegen Pfeile kaum besser geschützt als wir.
Diego auf seinem Pferd bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er beugte sich nach unten, packte Hugo an der Schulter, wollte ihn vielleicht vor dem warnen, was sich am Hügel anbahnte. Doch Hugo schüttelte seine Hand ab, so wie ich befürchtet hatte. Diegos Pferd tänzelte. Er selbst sah sich um, offenbar, ohne einen Ausweg zu finden, und schlug wütend mit der Faust auf den Sattelknauf.
In diesem Moment entdeckte ich die Ochsen. Keinen Steinwurf entfernt grasten sie auf der Weide. Es waren dieselben, die den Karren umgeworfen und sich von ihm befreit hatten. Sie waren immer noch eingespannt, die Deichsel schleifte hinter ihnen durch das Gras. Es steckten Pfeile in ihren Körpern, doch schwer verletzt waren sie nicht.
Am Hügel senkten die Bogenschützen die Köpfe. Einer trat gegen einen Stein. Sie
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