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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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lachte.
    »Weiber«, murmelte Richard, dann beugte er sich vor. »Wie viele waren es?«
    »Ich kann schlecht schätzen, Herr.«
    »Waren es mehr als die Männer, die hier im Lager sind?«
    »Ja, Herr, viel mehr. Aber selbst wenn es weniger wären, kämt ihr nicht weiter. Die Soldaten haben eine Brücke zerstört. Nur deshalb haben wir uns verlaufen.«
    »Scheiße.« Richard sah seinen König an. »Wir müssen zurück.«
    Friedrich legte den Kopf in den Nacken und starrte die Zeltdecke an. »Darüber reden wir später«, sagte er. »Erzähl deine Geschichte zu Ende, Madlen. Ich will wissen, wie sie ausgeht.«
    Richard wirkte ungeduldig, deshalb fasste ich mich kurz. Ich erzählte von den Rationen, der Ungerechtigkeit und Lenas Bestrafung. Nur den Grund für meine Flucht ließ ich aus. Die Gedanken daran wollte ich nicht zurückbringen.
    »Schöner Kreuzzug«, sagte Richard, als ich geendet hatte. Er leerte seinen Krug und rülpste. »Dieser Lukas ist ein verdammter Hurensohn.«
    Ich war entsetzt über die Sprache, die er in Anwesenheit seines Königs benutzte, aber Friedrich schien das nichts auszumachen.
    »Nein. Er versucht nur, etwas zusammenzuhalten, was ausei nanderbricht, aber er weiß nicht, wie.« Er sah mich an. »Was willst du jetzt tun, Madlen?«
    »Die anderen finden.«
    »Und dann?«
    Die Frage überraschte mich. Ich hatte darüber nicht nach gedacht, doch in diesem Moment, unter dem kühlen Blick des Königs, wurde mir klar, was ich zu tun hatte. »Ihn beenden. Den Kreuzzug beenden.« Ich schluckte. »Er hat uns verändert. Wir sind wie …«, ich suchte nach einem Wort, das ausdrückte, was ich sagen wollte, »… verzerrt. Wenn er nicht endet, dann werden wir uns nicht mehr wiedererkennen. Niemals.«
    Friedrich schwieg.
    »Das ist ja alles gut und schön.« Richard stand auf, streckte sich, und seine Gelenke knackten. »Aber Ihr habt eine Krönung vor Euch, Majestät. Wenn Ihr nicht vorher den Kopf verliert. Also sollten wir uns allmählich mit der Frage beschäftigen, wie wir es anstellen, dass selbiger Kopf auf Euren Schultern bleibt. Mit Eurer Erlaubnis werde ich die Dame für ihre guten Dienste entlohnen und weiterziehen lassen. Sie …«
    »Der Papst verbringt den Sommer in Modena, dort musst du hingehen«, sagte Friedrich, der Richard nicht mal beachtete. »Nur er kann die Kreuzfahrer von ihrem Gelübde entbinden. Und das wird Innozenz mit Freuden tun. Ihr …«
    »Warum?« Ich senkte rasch den Kopf, als mir klar wurde, dass ich den König unterbrochen hatte. »Verzeiht, Majestät.«
    Er ging nicht auf meine Entschuldigung ein. »Ihr seid eine Peinlichkeit für die Kirche. Je schneller sie euch loswird, umso besser.« Nachdenklich rieb er sich die Schläfe. »Du kannst bis Meranum mit uns reisen, danach gebe ich dir ein paar Männer mit. Der Kreuzzug ist langsam. Wenn du dich beeilst, bist du trotz des Umwegs über Modena vor ihm in Genua.« Er grinste. »So, Richard, und jetzt kümmern wir uns um meinen Kopf.«
    Ich stand auf, verneigte mich tief und verließ rückwärts das Zelt, während Friedrich bereits die Pergamentrolle auf dem Tisch ausbreitete. Er schien mich nicht mehr wahrzunehmen.
    Seine Worte schwirrten durch meinen Kopf wie Mücken in einer Sommernacht. Jedes Mal, wenn ich sie zu greifen versuchte, entzogen sie sich mir. Ich hatte einen König getroffen, der mich zum Papst schicken wollte.
    Was für ein Irrsinn, dachte ich.
    Abdul saß auf einem Schemel neben dem Zelt. Ich lief fast in ihn hinein, bevor ich ihn bemerkte.
    »Ist dein Gespräch gut verlaufen?«, fragte er.
    »Ja … Ich weiß nicht, vielleicht.«
    Er stand auf. »Mein Herr isst abends immer mit den Soldaten. Es könnte sein, dass dort Dinge besprochen werden, die nicht für deine Ohren bestimmt sind, also nimm es ihm nicht übel, wenn er dich dort nicht sehen möchte.«
    »Abdul, ich weiß, wer er ist.«
    »In diesem Fall«, entgegnete er ohne jede Überraschung, »wirst du ihm wahrscheinlich willkommen sein.«
    Gemeinsam gingen wir durch das Lager. Erneut fielen mir die Blicke der Soldaten auf. »Warum sehen sie mich so an?«, fragte ich leise.
    »Sie sind neugierig. Es kursieren viele Gerüchte über euren Kreuzzug. Jesus Christus persönlich führt ihn angeblich an, sagen einige.«
    Es klang so albern, dass ich lachen musste, doch dann dachte ich an Nicolaus und den Engel, und mein Lachen erstarb. »Nein, das tut er nicht.«
    Abdul musterte mich aus den Augenwinkeln. Ich befürchtete, er würde eine Frage stellen,

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