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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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die ich nicht beantworten wollte, also ließ ich ihn nicht zu Wort kommen. »Kann ich vielleicht bei den Vorbereitungen für das Essen helfen? Ich war Magd auf e iner Burg.«
    »Das ist sehr freundlich von dir, aber für einen Gast des Königs wäre das unangebracht.«
    Er bog nach links ab. Vor uns lag das Küchenzelt. Einige Männer hängten gerade einen großen Kessel über eine Feuerstelle. Ein gehäutetes Reh war mit Stricken an einer der Zeltstangen festgebunden. Ich sah, wie einer der Soldaten mit einem langen Messer Fleisch von den Läufen zog.
    Wein und Galle stiegen aus meinem Magen empor. Ich übergab mich in den Schlamm.
    Die meisten Soldaten stammten aus Sizilien und sprachen nur Italienisch. Als wir beim Essen zusammensaßen, stellten sie mir durch Friedrich einige Fragen, nach deren Beantwortung ihr Interesse rasch erlahmte.
    Nein, Jesus Christus hatte uns nicht angeführt, und nein, die Jungfrau Maria war uns nie erschienen. Ich hatte nur einen dürren Jungen mit einem Mal auf der Brust gesehen, der seltsame Laute ausstieß.
    Am Tisch mit den Soldaten unter einem felsgrauen Himmel und mit vollem Magen erschien mir der Kreuzzug wie ein Traum.
    Am nächsten Morgen brachen wir auf. Ich war das Reiten nicht gewöhnt und schlief deshalb die ersten beiden Nächte auf dem Bauch. Danach wurde es besser.
    Anfangs verbrachte ich viel Zeit mit Abdul. Er erklärte mir den Konflikt zwischen Friedrich und Otto und brachte mir ein paar Brocken Italienisch bei. Erst gegen Ende der Reise erfuhr ich, dass er Sarazene war. Danach hielt ich mich von ihm fern. Es schien ihn zu verletzen, doch er sprach mich nicht darauf an.
    Wir erreichten Meranum eine Woche nach unserem Aufbruch am Gotthardpass. Ich ließ mir dort sittlichere Kleidung schneidern, einen langen Rock aus guter Wolle und zwei Hemden. Sogar Stiefel kaufte ich mir. Das Geld dafür hatte mir Friedrich gegeben.
    Vor den Stadttoren sammelten wir uns schließlich. Der König schenkte mir das Pferd, auf dem ich saß, und einen Beutel voller Münzen. Zwei Soldaten stellte er mir zum Schutz ab. Richard schüttelte den Kopf, als er das sah.
    »Hier«, sagte Friedrich. Er zog eine Pergamentrolle aus der Tasche und reichte sie mir; sie war mit rotem Wachs versiegelt. »Gib das der Palastwache in Modena. Der Rest wird sich dann schon ergeben.« Ich wollte ihm danken, aber er hielt mich mit einer Geste davon ab. »Lebe ein gutes Leben, Madlen. Finde deine Söhne und bete ab und zu für mich. Und …«, er sah zu Abdul, der von seinem Pferd gestiegen war und den Sattelgurt nachzog, »… versuche Menschen danach zu beurteilen, was sie tun, nicht nach dem, was du in ihnen zu sehen glaubst.«
    Ich senkte den Kopf. »Das werde ich, Majestät.«
    »Gut.« Friedrich wendete sein Pferd und stellte sich in die Steigbügel. »Aufbruch!«, rief er.
    Ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen, ritt er los. Seine Soldaten folgten ihm. Abdul stieg hastig in den Sattel. Er führte sein Pferd an mir vorbei.
    »Entschuldige«, sagte ich, als wir auf einer Höhe waren. Es fiel mir schwer, aber wenn ich befolgen wollte, was der König geraten hatte, musste ich bei diesem Sarazenen anfangen.
    Abdul beachtete mich nicht. Durch den Hufschlag, die Rufe der Männer und das Klirren der Waffen hatte er meine Entschuldigung wohl nicht gehört. Das sagte ich mir zumindest.
    Zurück blieben nur die beiden Soldaten und ich.
    »Il Papa?«, sagte einer von ihnen. Beide waren Sizilianer, klein und dunkel. Sie sahen sich so ähnlich wie Brüder.
    Ich nickte. »Si, il Papa. Rapidamente.«
    Die Soldaten lachten. Dann machten wir uns auf den Weg nach Modena, auf den Weg zum Papst.

Kapitel 25
    Heiß und staubig dehnte sich die Ebene vor uns aus. Getreidefelder flimmerten im Sonnenlicht. Die Straße, auf der wir ritten, war so gerade, dass es aussah, als habe man die Landschaft mit einem Schwert zerteilt.
    Wir begegneten zahlreichen Menschen, hauptsächlich Händlern und Gruppen von Pilgern, aber auch Soldaten mit fremden Wappen auf der Brust, die uns misstrauisch musterten. Abends lagerten wir am Wegesrand oder schliefen auf Stroh in den kleinen Gasthäusern, die es überall entlang der Straße gab. Wir aßen scharf gewürzten Schinken und milden Käse, tranken gesüßte Ziegenmilch und leichten Wein.
    Sergio und Roberto versuchten mir Italienisch beizubringen und ich ihnen Deutsch. Wir kamen nicht sehr weit damit, aber es vertrieb die Zeit und hielt meine Gedanken davon ab, zum Kreuzzug zurückzukehren –

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