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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ich befürchtet hatte, blieben aus.
    Langsam schlich ich an den Felsen entlang. Hermann und Konrad konnten nicht weit sein. Ich hatte Angst, ihnen zu begegnen, also versuchte ich einen Bogen zu schlagen, der mich weiter den Berg hinauf, aber weg von ihnen brachte.
    Der Hang breitete sich weit und weiß zu beiden Seiten aus. Ich zögerte, dann ging ich in die Richtung, wo der Weg steiler wurde. Der Kreuzzug musste den Berg überqueren. Wenn ich die anderen finden wollte, musste ich das auch.
    Das Schneefeld schien kein Ende zu nehmen. Immer weiter riss die Wolkendecke auf. Der Sternenhimmel war so klar und hell, wie ich ihn nie zuvor gesehen hatte. Meine Angst verging, als ich ihn betrachtete. Es war, als würde sie emporgetragen, hinein in die glitzernden und funkelnden Lichter. Ruhe überkam mich und Wärme, als würde Gott selbst mich in eine Decke hüllen, so wie es meine Mutter früher getan hatte, wenn ich in Winternächten geweint hatte, weil wir kein Feuerholz mehr hatten. Ich wollte in der Wärme bleiben, zu einem Teil von ihr werden und niemals wieder aus ihr …
    Kälte drang mir in Mund und Nase. Ich hustete Schnee und riss die Augen auf. Spitze Felsen ragten vor mir empor. Ohne es zu bemerken, musste ich gestürzt sein.
    Meine Zähne schlugen aufeinander. Zitternd kam ich auf die Beine, presste die Hände unter meine Arme und zog die Schultern hoch. Nadeln schienen in meine Haut zu stechen. Meine Beine waren steif wie die eines neugeborenen Kalbs.
    Ich taumelte vorwärts, wusste weder, wie lange ich im Schnee gelegen hatte, noch, wo ich war. Der Himmel hatte sich wieder zugezogen. Vielleicht hatte ich aber auch nur von den Sternen geträumt.
    Schnee knirschte unter mir, und ich brach bis zur Hüfte ein. Etwas krachte, der Boden sackte unter mir weg, alles begann sich zu bewegen, und Schnee hüllte mich ein. Ich rutschte, gefangen in einer weißen Masse, die mich nicht loslassen wollte.
    Ein Felsspalt.
    Der Gedanke stand plötzlich in meinem Kopf. Mit einem Ruck wurde ich nach vorn geworfen. Ich streckte die Arme aus, um mich an irgendetwas festzuhalten, griff aber nur in die Luft.
    Und dann stürzte ich.
    Meine Schreie gingen im Donnern und Krachen des Schnees unter. Ich überschlug mich, einmal, zweimal, ein Dutzend Mal. Ich war ein Blatt in einem Sturm, ein Stück Treibholz in einem Wasserfall, ein Regentropfen inmitten des Hagels.
    Als ich schließlich liegen blieb, nach einer Ewigkeit aus Chaos und Schmerz, war alles um mich herum dunkel. Schnee verstopfte mir Mund und Nase, ich ruderte mit den Armen, stieß mich mit den Beinen ab, ohne zu wissen, wo oben und unten war. Jede Bewegung war schwer, so entsetzlich schwer. Ich konnte nicht atmen, nicht sehen, spürte nichts als Angst. Sterne tanzten vor meinen Augen. Ich dachte an den Himmel aus meinem Traum und wollte mich emportragen lassen. Es wäre so einfach.
    Nein. Nicht so.
    Ich krallte mich in den Schnee, streckte die Arme aus, und dann – auf einmal – stieß meine Hand in den Nachthimmel. Ich stampelte mich an die Oberfläche, zog keuchend und hustend die kalte Luft ein. Die Welt drehte sich und verschwamm, mir war übel.
    Auf dem Bauch kroch ich weiter. Da war etwas vor mir, ein Schein, so als ginge die Sonne weit entfernt auf. Ich stützte mich auf die Ellenbogen, wollte meine Beine zwingen, mich zu tragen, und schluchzte vor Enttäuschung auf, als sie unter mir einknickten.
    Ich sackte zusammen, eine Hand in den Schnee gekrallt, die andere nach dem Schein ausgestreckt.
    Es war vorbei.
    Ich schloss die Augen und ließ mich empor zu den Sternen tragen.
    Eine Stimme riss mich zurück. »Wo, zur Hölle, kommst du denn her?«

Kapitel 24
    Die Zeit verging wie im Traum. Ich schlief und aß und schlief. Ab und zu stellte mir jemand Fragen. Vielleicht beantwortete ich sie, vielleicht träumte ich es auch nur. Bis zum Jüngsten Gericht hätte ich so verbleiben können, warm und satt, doch irgendwann nahm die Welt um mich herum wieder Formen an.
    Ich lag unter Decken und Fellen in einem Zelt. Es bestand aus roten und weißen Stoffbahnen. Ich bewegte meine Finger und sah zu, wie sie ihre Farbe veränderten, von dunkel zu hell und wieder zurück. Die Erinnerung an das, was geschehen war, wartete hinter einem Wall aus Müdigkeit und Stille.
    »Du hast Glück, dass du sie noch hast.«
    Erschrocken drehte ich den Kopf. Einen Atemzug lang glaubte ich Diego zu sehen und seine Stimme zu hören. Der Mann sprach mit dem gleichen Akzent wie er, hatte die gleiche

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