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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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knarrte. Ein Junge, schwarz wie Asche, stand neben ihm und wedelte mit einem Fächer aus langen Vogelfedern.
    Ich erinnerte mich an das, was Ritter von Alen eine Ewigkeit zuvor über Krieger mit schwarzer Haut gesagt hatte.
    »Warte hier, bis man dich aufruft.« Die Stimme des Priesters riss mich aus meinen Gedanken. Er gab mir die Pergamentrolle zurück, und als ich eingetreten war, schloss er die Tür hinter mir.
    Es war heiß und stickig in dem Gang. Die Menschen musterten mich teilnahmslos. Viele hatten Wein dabei, manche sogar Brot und Käse. Ich begann zu bereuen, dass ich meinen Wasserschlauch am Sattel gelassen hatte.
    Ich fand einen Platz im Schatten, weit weg von dem schwarzen Jungen und dem dicken Mann, und setzte mich. Die Wand in meinem Rücken war warm. Mir gegenüber saßen ein Mann und eine Frau. Sie hielt einen Säugling im Arm, der Mann an ihrer Seite starrte aus leeren Augenhöhlen ins Nichts. Als sie meinen Blick bemerkte, begann sie zu reden, und ihre Worte prasselten wie Hagel auf mich ein. Der Mann schüttelte langsam den Kopf, so als hätte er alles, was sie sagte, schon gehört.
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich, als sie zum ersten Mal Luft holte. »Non capisco.«
    Die Frau blinzelte, dann winkte sie beinahe empört ab und wiegte das Kind in ihren Armen.
    Der dicke Mann in der Mitte des Gangs drehte sich zu mir um. »Sie sagt, ihr Mann sei ins Kloster gerufen worden, um das Dach zu reparieren. Dabei hat er wohl versehentlich …«, er betonte das Wort und verdrehte die Augen, »… eine der Nonnen nackt gesehen. Die hat ihn bemerkt, das Ganze ging vor Gericht, ihm wurden die Augen ausgestochen, und jetzt kann er die Familie nicht mehr ernähren, die Steuern nicht bezahlen, und das ganze Pack wird bald vom Hof gejagt.«
    Der Blick der Frau glitt von mir zu ihm und wieder zurück. Sie ahnte, dass wir über sie sprachen. Es war mir unangenehm.
    »Will sie den Papst um Hilfe bitten?«
    »So wie jeder hier.« Der dicke Mann stand auf und kam zu mir. Er hatte schütteres braunes Haar und ein glattes, rundes Gesicht. Sein Hemd und die Samtweste, die er darüber trug, spannten sich über einem Bauch, auf den man einen Stuhl hätte stellen können. Der schwarze Junge klappte seinen Fächer zusammen, nahm den Hocker und folgte ihm. Ich wich zur Seite, als er näher kam.
    »Habt Ihr noch nie einen wie ihn gesehen?«, fragte der dicke Mann.
    »Nein.«
    »Hässlich wie die Nacht sind sie, aber die besten Sklaven, die man für Geld bekommen kann.« Er wartete, bis ihm der Junge den Hocker wieder hingestellt hatte, dann setzte er sich. »Man nennt mich übrigens Jakob das Schwein. Ich handele mit allem, was nicht verboten ist. Und wie darf ich Euch anreden?« Er grinste.
    Mir wurde mit einem Schlag klar, dass er mich für wohl habend hielt. Meine Kleidung war neu und ungestopft, das Hemd, das ich am Morgen angezogen hatte, sauber.
    »Ich bin Madlen.«
    »Und was bringt Euch hierher, Madlen?«
    »Meine Söhne haben ein Kreuzfahrergelübde abgelegt. Ich möchte, dass der Papst es aufhebt.«
    Jakob beugte sich so weit vor, wie es sein Bauch erlaubte. »Sind sie etwa bei diesem Kreuzzug, von dem alle reden?«
    »Ja. Sie …«
    Er ließ mich nicht ausreden. »Ich habe gehört, Hunderte sind aus dem Heiligen Römischen Reich aufgebrochen, hauptsächlich Kinder von Tagelöhnern und Bauern.« Ein merkwürdiger Ausdruck lag in seinem Blick, Neugier, aber auch etwas anderes, das ich nicht einordnen konnte.
    »Es sind eher Tausende«, sagte ich. »Ein Junge namens Nicolaus führt sie nach Genua. Dort soll sich das Meer für sie teilen.«
    »Tatsächlich?«
    Hinter Jakob schüttelte der schwarze Sklave leicht den Kopf, als wollte er mich warnen.
    »Wisst Ihr, wo sie sind?«
    Ich wurde vorsichtig. »Nein.«
    »Schade. Ich hätte Euch gern geholfen.« Er wandte den Kopf, als die Tür am Ende des Gangs geöffnet wurde.
    Ein Diener trat heraus. »Madlen?«
    Ich stand hastig auf.
    Ein Raunen ging durch die Wartenden. Manche fluchten leise.
    Jakob hob die Augenbrauen. »Ihr müsst Freunde in hoher Stellung haben.«
    Sein Blick folgte mir, als ich durch den Gang zur Tür ging. Kurz bevor ich eintrat, hörte ich, wie er den Diener zu sich rief. Dann schloss sich die Tür hinter mir.
    Der Raum, in dem ich stand, war groß. Licht fiel durch die Ritzen der Fensterläden auf einen Marmorboden, in den bunte Mosaike eingelassen waren. Gemälde, auf denen Heilige abgebildet waren, hingen an den Wänden. Ein Vorhang aus rotem Samt

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