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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Ketten, Tand, mit dem der Teufel uns verderben wolle. Wie kann ein Kreuzzug rein und unschuldig sein, fragte er, wenn einige nicht auf das ewig gültige Wort des Herrn vertrauen, sondern sich mit weltlichen Gütern absichern wollen?«
    Lukas tauchte zwischen uns auf und zog einen Handkarren hinter sich her. Er stellte ihn vor Nicolaus ab und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Als der Engel mich wieder absetzte, erkannte ich, was zu tun ist. Wir alle müssen ablegen, was uns an diese Welt klammert, so wie es Jesus tat, als er in die Wüste ging. Gott wird für uns sorgen. Er tut es jetzt schon.« Nicolaus richtete seinen Stab auf die Karren voller Vorräte. »Er bringt die Menschen dazu, ihre Herzen zu öffnen. Wer braucht weltlichen Tand, wenn er seine Hand über uns hält! Darum sage ich, legt ihn ab, befreit euch davon, seid sorglos und glücklich wie die Schafe auf der Weide, denn Gott ist euer Schäfer.«
    »Amen!«, schrie die Menge. Nur einige schwiegen. Es waren die mit guter Kleidung und Stiefeln aus Leder.
    Ich dachte an den halben Pfennig, der über meinem Knöchel im Schuh steckte, und presste die Lippen aufeinander. Es erschien mir, als habe Nicolaus seine Worte an mich gerichtet. Es war mein einziger Besitz. Nie zuvor hatte etwas nur mir gehört. Ich wollte den halben Pfennig nicht hergeben.
    Niemand trat vor. Der Karren blieb leer.
    Nicolaus senkte den Stab. In seinen Augen erkannte ich Enttäuschung, aber auch etwas anderes, Angst vielleicht oder sogar Verzweiflung. Ihn anzusehen war beinahe unerträglich. Alles hatte er für uns gegeben, er hatte uns auf den Weg zur Erlösung geführt, doch nun, als er zum ersten Mal etwas von uns verlangte, ließen wir ihn im Stich. Wir waren seiner nicht würdig; ich war seiner nicht würdig.
    Ich merkte erst, dass ich auf ein Knie gegangen war, als die Feuchtigkeit des Morgentaus durch meine Röcke drang. Langsam schnürte ich meinen linken Schuh auf.
    »Was machst du da?«, flüsterte Hugo.
    Ich antwortete nicht.
    Der halbe Pfennig steckte zwischen zwei Stofffalten. Ich zog ihn heraus und stand auf. Das Metall lag hart und warm in meiner Hand. Mit gesenktem Kopf, beschämt über meine Undankbarkeit, trat ich vor und legte den halben Pfennig in den Karren. Auf dem grob behauenen Brett wirkte er winzig und unbedeutend, nicht wie etwas, mit dem ich die Lehre eines meiner Söhne hätte bezahlen können.
    Ich wollte mich abwenden, aber Nicolaus hielt mich auf. »Madlen? Dein Name ist doch Madlen, oder?«
    Ich nickte, ohne aufzusehen.
    »Und welche Arbeit hast du, Madlen?«
    »Ich …« Meine Stimme kratzte so sehr, dass ich mich räuspern musste. »Ich bin eine Magd.«
    »Sieh mich an, Madlen.«
    Vorsichtig hob ich den Kopf, erwartete beinahe, dass Nicolaus mich anschreien würde, weil ich so lange gezögert hatte. Waren Zauderer dem Herrn nicht ein Gräuel? Ich war mir sicher, das irgendwann einmal gehört zu haben.
    Doch Nicolaus schrie nicht. Die Enttäuschung war aus seinem Blick verschwunden. Voller Güte sah er mich an. »Du bist keine Magd, Madlen. Du bist eine Streiterin Gottes und wirst im Himmelreich zu seiner Rechten sitzen, über all den Königen und Fürsten und Grafen mit ihren Taschen voller Gold.«
    Ich war so überwältigt, dass ich tief knickste.
    Nicolaus schüttelte den Kopf. »Verneige dich nicht vor mir, Madlen. Ich bin nicht dein Herr. Du hast keinen Herrn mehr außer Gott.«
    Seine Worte waren wie der erste Morgen nach einem schweren Fieber, klar und rein. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich meinen Weg deutlich vor mir, wusste ich, wer ich wirklich war. Das Gefühl raubte mir fast den Atem.
    Aus den Augenwinkeln sah ich Cornelius. Er kämpfte sich durch die Menge. Vor dem Handkarren blieb er stehen, griff mit einer Hand unter das Hemd und riss sich mit einem Ruck eine Kette vom Hals. Das Kreuz, das daran hing, glänzte in der Sonne. Ich war mir fast sicher, dass es aus Gold war.
    Cornelius warf es mitsamt der Kette auf den Karren. Es rutschte über die Bretter und wäre auf der anderen Seite heruntergefallen, hätte Lukas nicht die Hand darauf gelegt.
    Ich erwartete, dass er es dem Jungen zurückgeben würde, schließlich war es das Symbol unseres Herrn, aber das tat er nicht.
    »So ist es recht«, sagte Nicolaus lächelnd. »Wir brauchen keinen Schmuck und keine Kirchen. Gott ist da, wo wir sind.«
    »Werde ich denn auch zu seiner Rechten sitzen?«
    »Das wirst du, Cornelius.«
    Der Junge reckte das Kinn vor; es schien ihn mit Stolz zu

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