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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Forellen hingen.
    Ich stieg über die Strohlager der Lehrlinge und streckte die Hände aus, genoss die Wärme des Feuers.
    »Neunaugen, wenn Josef ein paar fängt«, sagte Helene gerade. »Die Herrschaft wollte eigentlich Aal, aber im Dorf gab es gestern keinen. Wenigstens hatte einer der Händler Trockenobst. Der Schultheiß hat zehn Fässer gekauft.«
    »Zehn?« Gertrud wirkte beeindruckt.
    »Schafe, Ziegen und Schweine hat er auch noch bestellt.« Helene nickte und wischte sich dann mit dem Unterarm über die verschwitzte Stirn. »Das wird ein großes Bankett am Sonntag.«
    »Weiß man schon, wer kommt?«, fragte Agnes so wie immer, wenn ein Fest anstand. Sie liebte es, die Ankunft der Gäste zu beobachten und allen zu erzählen, was sie getragen und wie sie ausgesehen hatten. Vater Ignatius hatte sie deswegen einmal zurechtgewiesen, aber es war nicht Stolz, der Agnes dazu trieb, sondern das Bedürfnis, etwas Schönes zu sehen. Das war etwas anderes als meine neidvolle Sehnsucht nach den Bedienstetenzimmern.
    Kunigunde schnaufte laut. Sie war jünger als Helene, wirkte jedoch älter. »Hohe Herrschaften«, sagte sie so leise, dass ich sie zwischen dem Klappern der Töpfe und den Rufen der Köche kaum verstehen konnte. »Sehr hohe Herrschaften.«
    Agnes’ Augen weiteten sich. Gertrud warf mir einen kurzen Blick zu. »Schade«, sagte sie dann, »dass du das nicht miterleben wirst, Madlen. Dieses Fest werden wir bestimmt alle lange in Erinnerung behalten.«
    Ich wollte ihr zustimmen und das Thema damit beenden, aber Klara kam mir zuvor. »Ich bin mir sicher, dass Madlen Köln auch lange in Erinnerung behalten wird.«
    Einer der Köche unterbrach seine Arbeit. »Du reist nach Köln?«, fragte er. Der Koch war ein junger Mann mit buschigen, schwarzen Augenbrauen. Er war neu, ich kannte seinen Namen noch nicht.
    »Sie geht auf Pilgerfahrt«, sagte Helene, während sie aufstand und die gestoßenen Mandeln in eine Holzschüssel kippte. »Vater Ignatius nimmt sie mit.« Sie lächelte. »Wirst du deine Söhne sehen?«
    »Ich hoffe es.«
    »Ich auch.« Helene schüttete eine neue Portion Mandeln in das Mörsergefäß. »Nach alldem hast du dir das verdient.«
    Nach alldem. So etwas sagt man wohl zu einer Frau, die ihren Mann und zwei Töchter in nur einem Jahr verloren hat. Ich wollte darüber nicht reden und war froh, als der neue Koch erneut das Wort ergriff.
    »Ich war mal in Köln«, sagte er. »Hat mir nicht gefallen. Zu viele Diebe und Taugenichtse. Selbst den anständigen Leuten kann man nicht trauen. Ich würde da nicht noch mal hingehen, selbst wenn Christus persönlich mir die Hand hielte.«
    Einige lachten.
    »Lästere nicht den Namen des Herrn.« Gertrud bekreuzigte sich, aber in ihren Augen lag ein zufriedener Ausdruck.
    Der Koch setzte zu einer Antwort an, doch im gleichen Moment ertönte ein Pfiff unter einem der schmalen Fenster. Jeder in der Küche wusste, was das bedeutete. Der Schultheiß kam.
    Die Gespräche verstummten. Agnes begann mit einem Ast im Feuer zu stochern, Klara griff nach einem Kochlöffel, und ich nahm einen leeren Korb in die Hand. Die Lehrlinge – alle bis auf den, der draußen den Pfiff ausgestoßen hatte – waren wie versteinert. Sie hatten Angst vor dem Schultheiß.
    Jeder hatte Angst vor ihm.
    Ich hörte die Schritte seiner Stiefel im Gang, dann sah ich seinen Schatten an der Wand. Einen Atemzug später stand er im Türrahmen. Weder grüßte er, noch wünschte er uns einen guten Morgen.
    »Das Wetter ist gut«, sagte er stattdessen. »Die Arbeit türmt sich auf, also, wieso sehe ich im Hof nur Hühner und Schweine?«
    Es war eine Frage, die keiner Antwort bedurfte. Mit gesenktem Kopf standen wir da, die Blicke auf den Boden gerichtet. Niemand sagte etwas.
    Der Schultheiß war ein harter, hagerer Mann, der selten lächelte und niemals lachte. Sein Name war Karl, aber hinter seinem Rücken nannten wir ihn Karl der Kleine, weil er kaum über einen Pferderücken blicken konnte.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er einen nach dem anderen musterte. Das Lederwams, das er fast immer trug, hing locker an seinem Körper. Unter dem schweren Wollumhang stachen die Schultern spitz hervor. Er hatte eine ungesund wirkende, gelb liche Gesichtsfarbe. Zu viele heiße und trockene Speisen dörren den Körper aus, hatte Helene mir einmal erklärt. Genauso wirkte Karl, ausgedörrt und vertrocknet.
    Ich zuckte zusammen, als er weitersprach. »Du, du und du.« Mit dem Finger zeigte er scheinbar wahllos

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