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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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fielen mir ein: Der Fisch gehört ins Wasser, der Vogel in die Luft. Was hatte der eine dem anderen schon zu sagen.
    Wir fanden eine schmale Straße, gerade breit genug für zwei Ochsenkarren, die am Rhein entlangführte. Die Soldaten befanden sich mal vor, mal hinter, mal neben uns wie die Hunde eines Schäfers, die seine Herde zusammenhalten mussten. Ich war froh, dass sie sich uns angeschlossen hatten.
    Der Drachenfels rückte rasch näher, und nach einer Weile bemerkte ich beinahe erschrocken, dass wir Winetre erreicht hatten.
    Noch nie hatte ich es von der anderen Seite des Flusses ge sehen. Die Hütten hoben sich kaum von dem lehmigen Boden ab, die Kirche wirkte ärmlich und klein. Ein paar Boote dümpelten in der Bucht, und ich sah Fischer darauf, wusste, dass ich jeden von ihnen kannte, aber sie waren so weit weg, dass ich keine Gesichter ausmachen konnte. Ich war froh darüber.
    »Seht«, sagte ich zu meinen Söhnen. »Winetre.«
    Hugo warf einen kurzen Blick auf das Dorf, Konrad einen etwas längeren. »Es ist so klein«, sagte Konrad. »War es immer schon so?«
    Ich lachte. »Es war nie größer.«
    Ich sah hinauf zur Burg, stellte mir die Menschen dort vor, die Arbeiten, die sie erledigten, die Gespräche, die sie führten. All das erschien mir klein und unbedeutend, sogar die Wut des Schultheiß schreckte mich nicht mehr. Ich verstand nicht, weshalb ich je Angst vor ihm gehabt hatte.
    Wir ließen Winetre hinter uns und zogen weiter nach Süden. Die Schiffer auf dem Rhein winkten uns zu. Einige legten an und fragten, wer wir seien und wohin unser Weg führte. Der Matrose eines Schiffers sprang sogar von Bord und schloss sich uns an. Seinen Herrn hörten wir bis hinter die nächste Biegung fluchen.
    Die Dörfer, an denen wir vorbeikamen, lagen nie weit vonei nander entfernt. Sie bestanden aus ein paar Häusern, Feldern und Gärten. Meistens ritten zwei Soldaten vor, um nach dem Rechten zu sehen und uns anzukündigen. Wenn wir eintrafen, wurden wir von den Bewohnern begrüßt und beschenkt. Einige ließen sich von Nicolaus segnen.
    Fast überall schlossen sich uns Menschen an, manchmal nur ein oder zwei, einmal sogar fast das ganze Dorf. Knechte und Mägde, Viertelhufer und Halbhufer, Tagelöhner und Kinder streckten auf den Feldern ihre schmerzenden Rücken, klopften sich den Schmutz aus der Kleidung oder legten ihr Werkzeug beiseite. Die Bauern, für die sie arbeiteten, liefen ihnen zeternd und schreiend hinterher.
    »Die Saat steht an!«, rief einer und versuchte seinen Knecht am Wollumhang zurückzuziehen. »Wer soll die Arbeit machen?«
    »Komm mit uns«, sagte der Knecht und riss sich los. »Dann wird Gott sich um alles kümmern.«
    »Ihr seid doch verrückt!« Der Bauer blieb keuchend stehen.
    Andere schlossen auf zu ihm. Sie wirkten verwirrt und besorgt. »Wir werden im Winter verhungern, wenn wir nicht säen.«
    »Das wird Gott nicht zulassen«, rief ihm eine Frau zu, die wir bereits in Köln aufgenommen hatten. »Hört auf ihn, dann wird es euch gut ergehen, auch ohne Aussaat.«
    Die Bauern blieben mit verkniffenen Gesichtern zurück. Ich war mir sicher, dass nur die Soldaten einen Übergriff verhinderten.
    An diesem Abend fragte ich Nicolaus, was mit denen geschehen würde, die wir zurückgelassen hatten.
    »Gott hat mit ihnen andere Pläne als mit uns«, sagte er. »Wir müssen das Opfer der Reise bringen, sie das des Verlustes. Mach dir keine Sorgen. Solange sie auf ihn vertrauen, wird ihnen kein Leid zustoßen.«
    Das tröstete mich weniger, als ich gehofft hatte, denn weder meine Mutter noch meine Schwestern hatten eine Wahl gehabt. Ich hatte für mich und für sie entschieden.
    »Solche Bedenken sind Sünde«, sagte Lukas, als ich den Gedanken aussprach. »Nur Kleingläubige zweifeln an Gottes Güte.«
    Danach sagte ich nichts mehr.
    In den folgenden Tagen wurden die Dörfer weniger und die Berge höher. Die Straße wand sich am Fluss entlang. Manchmal war sie so schmal und steil, dass die Räder der Ochsenkarren an den Bäumen und Felsen entlangschrammten.
    Eines Morgens begann es zu regnen. Erst drei Tage später sahen wir die Sonne wieder. Wir schliefen am Straßenrand unter Baumkronen und Felsvorsprüngen. Die Kleidung hing nass und schwer an unseren Körpern, die feuchte Wolle stach mir in die Haut. Eine alte Frau starb in der zweiten Regennacht, ein Säugling am Morgen darauf. Wir begruben sie im schlammigen Boden, sprachen ein Gebet und zogen weiter.
    Mit der Sonne kehrte unsere

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