Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)
von Konrad entgegen, als Lukas ihn auf die Männer aufmerksam machte. Sie waren zu acht.
Nicolaus strich Konrad über den Kopf, dann reichte er den Beutel an Lukas weiter. Cornelius befand sich fast zwanzig Schritte hinter Konrad und wäre sicherlich gern bei der Übergabe des Beutels dabei gewesen. Darauf würde ich meinen Sohn am Abend noch ansprechen, das nahm ich mir fest vor.
Die Männer stiegen von ihren Pferden ab. Sie husteten, spuckten aus und klopften sich den Staub aus der Kleidung. Nicolaus ging ihnen nicht entgegen, stützte sich nur auf seinen Schäferstab und sah sie abwartend an.
Ich blieb stehen. Diego bemerkte es erst nach über einer Pferdelänge und drehte sich um. »Was ist los? Möchtest du mich ihm nicht vorstellen?«
»Ich möchte mich nur nicht in Dinge einmischen, die mich nichts angehen.« Ich winkte meinem Sohn. »Konrad, komm hierher.«
Er gehorchte, wenn auch zögernd.
Diego beobachtete die Männer, wie sie ihre Pferde bei den Zügeln nahmen und mit steifen Schritten auf Nicolaus zugingen. »Hast du Angst vor ihnen?«, fragte er.
Ich antwortete nicht. Auch andere im Lager hatten die Männer mittlerweile bemerkt, unterbrachen ihre Arbeiten, stießen diejenigen an, denen noch nichts aufgefallen war, und zeigten in Nicolaus’ Richtung.
Konrad blieb neben mir stehen. »Was ist denn los?«
Ich sah mich nach Hugo um, entdeckte ihn aber nirgends. Wahrscheinlich ging er am Ufer entlang und sammelte Treibholz fürs Feuer.
Cornelius hockte einige Schritte entfernt im Gras. Er drehte uns den Rücken zu. Ich war mir nicht sicher, glaubte aber, dass er weinte.
»Was ist denn los?«, fragte Konrad lauter und fordernder.
»Ich habe dich lieber hier bei mir.«
Er seufzte. Es klang übertrieben.
Die Männer blieben vor Nicolaus stehen. Einer von ihnen begann zu sprechen. Er war grobschlächtig und groß. Ein Schwert hing an seinem Gürtel. Nicolaus hörte ihm zu, nickte ab und zu, sagte selbst kaum etwas. Lukas stand neben ihm, starr und mit durchgedrücktem Rücken wie ein Wächter.
Plötzlich trat Nicolaus vor und umarmte den Mann, der mit ihm gesprochen hatte. Gemeinsam knieten sie nieder, zuerst die Fremden, dann Nicolaus und Lukas. Einen Moment später hallte ihr gerufenes »Amen« über das Ufer. Sie bekreuzigten sich, grinsten und schlugen sich gegenseitig auf die Schulter. Die Drohung, die wie eine dunkle Wolke über ihnen gehangen hatte, verschwand. Sie wirkten auf einmal offenherzig und freundlich.
Diego drehte sich zu mir um. »Würdest du mich jetzt vorstellen?«
Ich kam mir dumm vor, so wie ein Kalb, das bei einem Sommergewitter vor Angst die Stalltür eintritt. »Ja, natürlich.«
Konrad schloss sich uns an, Cornelius warf uns einen Blick zu und wandte sich dann wieder ab. Seine Wangen waren gerötet.
»… dass Gott euch zu uns geführt hat«, hörte ich Nicolaus sagen, als wir näher herankamen.
»Er hat euch in einer Vision gesehen«, fügte Lukas hinzu.
Nicolaus runzelte die Stirn. Ich hatte den Eindruck, dass er widersprechen wolle, aber er sagte nichts.
Der grobschlächtige Mann, der mich beim Näherkommen eher an einen Bären erinnerte, kratzte sich am Kopf. Seine Haare waren kurz geschoren und braun. »Hätte nicht gedacht, dass Gott sich um ein paar Soldaten wie uns schert.«
»Gott schert sich um jeden, der sich bemüht, nach seinem Wort zu leben, und manchmal sogar um die, die es nicht tun.« Nicolaus drehte den Kopf und sah Diego an.
»Das ist Diego aus Spanien«, sagte ich rasch. »Er bittet um die Ehre, sich uns anschließen zu dürfen. Auch er hat Gottes Wort vernommen.«
Diego verneigte sich, ein wenig übertrieben, wie ich fand.
Die Soldaten sahen sich an, einer hob die Augenbrauen. »Wo ist denn Spanien?«
Ein anderer Soldat zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Diego räusperte sich. »Spanien liegt im Süden, weit weg. Es ist ein heißes, trockenes Land voller Spanier. Es würde euch wahrscheinlich nicht behagen.«
»Ah ja.« Der Soldat wirkte verlegen.
Nicolaus wandte sich mir zu, während Lukas Diego mit deutlichem Misstrauen musterte. »Madlen, kennst du diesen Mann?«
»Ein wenig. Er …« Ich zögerte, als die Erinnerung, die ich in meinem Geist eingeschlossen hatte, gegen ihre Kerkertüren anstürmte. »Er hat mir geholfen, als ich Hilfe brauchte.«
»Hat er das?« Nicolaus tauschte einen kurzen Blick mit Lukas. »Und Gott hat zu dir gesprochen, Diego?«
»So ist es.«
»Du wirst weder rasten noch ruhen, bis wir das Heilige
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