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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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aller wandten sich dem Jesuiten zu, doch der hob nur die Schultern. »Wenn es wahr ist, was du sagst, dann gäbe es keinen Grund dafür, und du wärst auf dem Weg, den Gott für dich bestimmt hat. Dann würde ich dir Glück wünschen und dich vielleicht ein wenig beneiden.«
    Die anderen Gäste lachten höflich, aber weder Lukas, Nicolaus noch ich stimmten ein.
    »Aber Ihr denkt, dass ich lüge.« Nicolaus umkrampfte sein Messer so fest, dass die Handknöchel weiß und spitz hervor traten. Das Lachen erstarb.
    »Ich hoffe, dass du es nicht tust.« Richard legte einen Hühnerknochen auf den Tisch. »Für dich und die … wie viele sind es? Sieben- oder achttausend? … Menschen, die an deine Worte glauben.«
    »Nun, so viele sind es wohl nicht«, unterbrach Diego die Unterhaltung. »Aber ihr alle seid eingeladen, nach Genua zu kommen und dem Schauspiel, wenn sich das Meer vor uns teilt, beizuwohnen. Es wird sicherlich ein unvergessliches Spektakel.«
    Ein paar Gäste lachten.
    »Wäre ich jung und – hör mal weg, Alfons – ungebunden«, sagte Elisabeth, »würde ich Eure Einladung vielleicht sogar annehmen.«
    Nun lachten alle.
    Lukas flüsterte Nicolaus etwas zu. Der legte nach einem Moment das Messer beiseite.
    Diego begann die Gäste mit Anekdoten von unserer Reise zu unterhalten. Die meisten waren mir unbekannt. Diener räumten das Essen ab, obwohl noch Fleisch auf den Brettern lag. Ich wollte sie darauf hinweisen, doch dann fiel mir ein, wie oft wir uns in der Küche über die Reste aus dem Herrenhaus gefreut hatten, also sagte ich nichts, sondern versuchte mir nur zu merken, was wir aßen. Hugo und Konrad hatten mich schließlich darum gebeten.
    Es folgten Dörrfleisch mit Erbsenmus, Rindfleisch mit drei verschiedenen Soßen, Braten mit Nüssen und ein süßer gelber Brei, der kaum noch in meinen Magen Platz fand. Aber es wäre unhöflich gewesen, nicht wenigstens davon zu probieren, also aß ich so viel ich konnte.
    Die Gespräche um mich herum drehten sich bereits nach dem zweiten Gang nicht mehr um unseren Kreuzzug. Man sprach über Politik, über Diebesbanden und anderes Gesindel, das die Stadt unsicher machte, über die hohen Pfefferpreise, die un sichere Reichslage und die Frage, ob sich Friedrich wohl doch noch zum König würde krönen lassen.
    Für das meiste interessierte ich mich nicht, und ich verstand noch weniger. Adalbert begann schon bald mit Diego über Pferde zu reden. Hätte mich das Essen nicht beschäftigt, wäre ich wohl eingeschlafen.
    Als Käse und Butter aufgetragen wurden, wusste ich, dass der Abend seinem Ende entgegenging. Auf Burg Drachenfels war das jedenfalls stets der letzte Gang gewesen. Ich zwang mich, etwas von dem Käse zu essen, trank noch einen Schluck Wein, dann durften wir uns endlich verabschieden.
    Diego war der Einzige von uns, der das zu bedauern schien.
    Adalbert führte uns persönlich über den Hof bis zum Tor seines Anwesens. Die anderen Gäste blieben im Saal zurück.
    »Stadtgeschäfte«, sagte er. Seine Wangen waren vom Wein gerötet. »Ihr wisst ja nicht, wie schwer es ist, eine Stadt zu regieren. Da muss man sogar Juden und Krämer an seinen Tisch lassen.«
    Er schlug Diego auf die Schulter, lachte und ging leicht un sicher zurück zum Speisesaal.
    Lukas atmete tief durch und streckte sich. Diener eilten an uns vorbei, Krüge voller Wein in den Händen. Nur einer, ein junger Mann mit vorstehenden Schneidezähnen, blieb stehen, als er uns sah.
    »Seid Ihr Nicolaus?«, fragte er Diego leise.
    Der lächelte. »Nein, aber du stehst neben ihm.«
    »Verzeiht.« Der Diener neigte den Kopf. Er hatte die Arme um den Weinkrug geschlungen, als wolle er sich daran wärmen. »Ich habe von Euch gehört«, sagte er dann zu Nicolaus. »Ihr …«
    »Ich bin nicht dein Herr, also sprich nicht so mit mir. Wenn du dich dem Kreuzzug ins Heilige Land anschließt, wird nur noch Gott dein Herr sein, niemand sonst.«
    Nicolaus’ Wandlung überraschte mich. Im Speisesaal hatte er verschüchtert und knabenhaft gewirkt, doch nun sprach er wieder mit jener Leidenschaft, die ich seit seiner ersten Rede bewunderte. Im Schein der Fackeln, die den Hof erhellten, betrachtete ich das Gesicht des Dieners, sah, wie seine Augen zu glänzen begannen und Nicolaus’ Traum auch zu seinem wurde.
    Ein Windstoß fuhr durch das offene Tor. Ich wollte den Schleier über mein Haar legen, doch als ich danach auf meiner Schulter tastete, fand ich nichts.
    »Ich habe meinen Schleier im Speisesaal

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