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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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vergessen«, sagte ich leise zu Diego, um Nicolaus nicht zu unterbrechen. »Wartet hier einen Moment.«
    Er nickte.
    Rasch ging ich durch den Hof in den Gang, der zum Saal führte. Zwei Diener kamen mir entgegen, beachteten mich jedoch nicht. Am liebsten hätte ich sie gebeten, für mich im Saal nach dem Schleier zu suchen, aber sie wirkten so beschäftigt, dass ich sie nicht aufhalten wollte.
    Ich war noch drei Schritte von der Tür entfernt, als ich die laute, tiefe Stimme des Benediktinermönchs hörte. »Er ist ein Unfreier, ein Dahergelaufener, der sich wichtig machen will.«
    Ich blieb stehen.
    »Das ist ihm gelungen«, sagte Richard. »Ich bin heute Morgen an den Wiesen vorbeigeritten. Achttausend lagern da mindestens, vielleicht sogar zehn.«
    »Diego sagte, es wären nicht so viele.« Elisabeths Stimme.
    »Er hat den ganzen Abend versucht, die Sache zu verharm losen.« Aaron, der Stoffhändler, rülpste. »Sie hat mit einem Jungen angefangen, Tausende haben sich ihm angeschlossen …«
    »Aus Faulheit.« Ich erkannte die Stimme nicht. Sie gehörte wohl Alfons, der den ganzen Abend nur sehr wenig gesagt hatte. »Sie wandern auf anderer Leute Kosten umher und setzen dem Gesindel Flausen in den Kopf, während zuhause die Arbeit liegen bleibt.«
    »Da habt Ihr recht«, sagte Adalbert. »Seht Euch doch nur diese Magd an. Sitzt hier in einem blauen Kleid, schlägt sich den Bauch voll und spielt sich auf wie eine Dame. Was kommt als Nächstes? Ein Schuster auf dem Königsthron?«
    »Darüber würde ich mir keine Sorgen machen.« Elisabeths Stimme klang schneidend. »Man kann einem Schwein zwar Vogelfedern annähen, aber fliegen wird es trotzdem nicht.«
    Die anderen lachten.
    Meine Wangen brannten. Ich wandte mich ab, rannte beinahe durch den Gang zurück. Nicht einmal der Teufel mit seinem Dreizack hätte mich in den Saal treiben können.
    »Was sagt denn der Papst zu dieser Angelegenheit?«, hörte ich Petrus durch das Rauschen in meinem Kopf fragen.
    Richard antwortete ihm: »Ich habe noch nichts aus Rom gehört, aber gefallen wird ihm das sicherlich nicht.«
    Die Stimmen wurden leiser, dann endlich erreichte ich den Hof.
    Ich blieb einen Moment in der Tür stehen und atmete tief durch, versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Die Nachtluft kühlte mein heißes Gesicht. Scham stieg bitter in mir auf.
    »Da bist du ja«, sagte Diego, als ich neben ihn trat. »Hast du deinen Schleier gefunden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss ihn schon in der Stadt verloren haben.« Er schien widersprechen zu wollen, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Wo ist der Diener?«
    Nicolaus ging bereits durch das Tor. »Er will sich von seiner Familie verabschieden und morgen früh zu uns kommen.«
    »Ich glaube nicht, dass er das tut«, sagte Lukas. »Er hat zu viel Angst vor seinem Herrn.«
    »Gerade deshalb wird er kommen.«
    Ich hörte noch das weitere Gespräch der beiden, ohne die Worte zu verstehen. Andere kreisten in meinen Gedanken. Wie hatte ich nur glauben können, eine so hochgestellte Persönlichkeit wie Adalbert würde uns aus purer Freundlichkeit in seine Welt einladen? Ein Zeitvertreib waren wir für ihn und seine Gesellschaft gewesen, nicht besser als die Tanzbären, die ich auf Marktplätzen gesehen hatte. Sie hielten uns für faul, dumm und anmaßend. Jedes nette Wort, jedes Lächeln war eine Lüge gewesen.
    »Geht es dir gut?« Diegos Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
    Ich zwang mich, ihn anzusehen. »Ja, ich bin nur etwas müde.«
    »Schlechte Unterhaltung und schlechtes Essen können sehr ermüdend sein.«
    »Ich dachte, dir hätte der Abend gefallen.«
    Diego lachte leise. Die schmale Gasse, in die wir einbogen, schien die Laute zu schlucken. »Nein.«
    »Aber Adalbert gehört doch demselben Stand an wie du, oder?«
    Er zögerte. In der Dunkelheit konnte ich sein Gesicht nicht sehen. »Selbst wenn dem so wäre, hätte das nichts …«
    »Da ist er!«, rief plötzlich jemand.
    Ich schrak zusammen. Neben mir fuhr Diego herum. Ich hörte, wie Metall über Metall schleifte, sah einen Schatten aus der Lücke zwischen zwei Häusern auftauchen, dann einen zweiten und dritten. Hände stießen mich zur Seite.
    »Lauf weg!«, schrie Lukas. Er warf sich den Schatten entgegen, rammte einen mit der Schulter und schlug ihm die Faust gegen den Kopf. Der Mann fluchte.
    Ich wich zurück und sah mich nach Nicolaus um. Er stand an der Tür einer geschlossenen Tischlerwerkstatt, den Schäferstab e rhoben, als wolle er

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