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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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damit zuschlagen. Doch niemand war in seiner Nähe. Lukas und Diego hielten die Schatten zurück.
    Sie waren zu viert. Einer hielt einen Knüppel in der Hand, ein anderer zwei lange Messer. Der Nachthimmel war so bewölkt, dass ich kaum mehr erkennen konnte.
    Lukas hockte auf einem der Männer, schlug ihm schreiend die Fäuste ins Gesicht. Der zweite, größere Mann warf ihn mit einem Tritt von seinem Gegner. Lukas’ Schreie brachen abrupt ab. Er ging zu Boden.
    Die beiden anderen drängten Diego gegen eine Hauswand. Sie drehten mir den Rücken zu. Ich wusste nicht, ob sie bewaffnet waren, sah nur, dass Diego mit einer langen, seltsam gekrümmten Klinge nach ihnen stach. Die Männer blieben außer Reichweite, versuchten abwechselnd vorzustoßen.
    Nicolaus lief plötzlich los, hob den Schäferstab wie eine Axt über den Kopf und schlug zu. Holz splitterte.
    Der Mann, der Lukas zu Boden getreten hatte, ließ den Knüppel fallen, presste beide Hände in seinen Rücken.
    Nicolaus schlug mit dem abgebrochenen Stab weiter auf ihn ein. Laute drangen aus seinem Mund, fremd und guttural, gurgelnd, als spräche er sie unter Wasser.
    Der Engel, dachte ich. Der Engel führt seine Hand.
    Der Straßenräuber – zumindest nahm ich an, dass die Männer uns berauben wollten –, den Lukas niedergeschlagen hatte, erhob sich und schüttelte sich. Die Wolkendecke riss über mir auf, und ich sah, wie sich das Mondlicht auf seinem kahlen Schädel spiegelte. Die Messerklinge in seiner Hand blitzte.
    Lukas kroch zur Seite, wirkte benommen.
    Der Engel schien Nicolaus mit gewaltiger Kraft zu erfüllen, denn er schlug immer weiter auf den Straßenräuber ein, der schon längst am Boden lag, den Rücken aufgerissen, blutend und stöhnend.
    Hinter einigen Fenstern flackerte Kerzenschein auf. »Was ist denn hier los?«, rief ein Mann.
    »Hilfe!«, schrie ich. »Hilfe!«
    Die Räuber, die Diego angriffen, erkannten, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Einer von ihnen brüllte seine Wut in die Nacht und schleuderte die Waffe, die er gehalten hatte, nach seinem Gegner. Diego entging dem Messer, doch der zweite nutzte den Moment und holte aus.
    Ich zog mein Messer, das kleine, verrostete, stumpfe Messer. Erst als ich am Arm des Mannes hing und ihn zu Boden riss, wurde mir klar, was ich tat. Ich holte aus, wollte zustechen, doch dann sah ich Wilhelms Gesicht. Es schob sich wie ein Geist über das des Räubers. Ich schrie auf.
    Alles schien gleichzeitig zu geschehen. Ich hörte ein reißendes Geräusch, ein Gurgeln, sah den Knüppel des Mannes unter mir meinem Gesicht entgegenrasen, hob die Arme, hörte Lukas hinter mir schreien, Nicolaus reden, Diego fluchen.
    Alles gleichzeitig, so schnell, dass ich nichts tun konnte, so langsam, dass ich jeden Holzsplitter im Knüppel sah, jeden Atemzug des Mannes unter mir hörte.
    Etwas blitzte neben mir auf.
    Der Knüppel fiel zu Boden, Blut schoss aus einem Armstumpf, spritzte über meine Haut und das blaue Kleid. Der Straßenräuber starrte auf seinen Arm, die Augen aufgerissen, den Mund zu einem Schrei verzerrt, der nicht kommen wollte.
    Eine Hand zog mich hoch. »Weg hier«, sagte Diego. In der anderen Hand hielt er ein blutiges, gekrümmtes Schwert.
    Ich kam auf die Beine, sah aus den Augenwinkeln Lukas, der Nicolaus in den Arm fiel und ihn sanft von seinem Gegner trennte. Der Mann rührte sich nicht mehr.
    Diego keuchte. Schweiß lief ihm über die Stirn. »Die Stadtwache ist bestimmt schon unterwegs. Wir müssen verschwinden, bevor sich herumspricht, dass etwas passiert …«
    Einen Lidschlag lang sah ich die Hauswand hinter ihm, beim nächsten das Gesicht des Kahlköpfigen.
    »Vorsicht!«
    Ich schleuderte ihm das Messer entgegen. Es prallte seitlich gegen seine Stirn, die Klinge zog eine blutige Spur über die Haut.
    Diego fuhr im gleichen Moment herum. Sein Schwert zuckte durch die Luft, so kurz, dass ich es beinahe nicht gesehen hätte. Blut quoll aus der Kehle des Kahlköpfigen. Er ließ das Messer f allen, ging gurgelnd und zuckend zu Boden.
    Diego zog mich hinter sich her. Lukas und Nicolaus stützten sich gegenseitig. Mehr stolpernd als laufend verließen wir die Stadt.
    »Der Teufel schickt seine Handlanger«, stieß Lukas zwischen kurzen Atemzügen hervor, als wir das Lager erreichten. »Nicolaus, du darfst nicht mehr in die Städte gehen. Es wird zu gefährlich für dich.«
    Wir alle stimmten zu, doch nachts, als ich am Feuer lag und versuchte, die Augen nicht zu schließen, dachte ich an

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