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Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Titel: Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Spezies denkender Wesen bedeuten, dass sie dumm sind. Deshalb ist es die Pflicht eines Autors, in jedem Entwurf einer anderen Welt, ob einer zukünftigen menschlichen oder der außerirdischer Wesen, auch auf die Rolle der Religion einzugehen, und tut er es nicht, fehlt ein wesentlicher Baustein in seinem Weltsystem.«
    Nicht anders als die Beiträge des ersten Buchabschnitts, denen samt und sonders Überblickscharakter zukommt, besitzen die Einzelporträts des zweiten Abschnitts den unschätzbaren Vorzug, immer wieder Kenntnislücken – auch beim Rezensenten – zu schließen. Meine Favoriten sind die beiden Texte zu Stanisław Lem sowie der Artikel über H. P. Lovecrafts »transhumane Transformationen«, dessen Pointe – wie bei einer der berühmten Kurzgeschichten A. E. van Vogts – die letzten zwei Zeilen liefern: Lovecrafts Geschöpfe sind »das völlig inakzeptable maximal Fremde« – inakzeptabel, weil zugleich »Inbegriff des Scheußlichen«. Rottensteiner klassifiziert Lovecraft zu Recht als Autor, der Science Fiction und Horror zu verschmelzen trachtete. Er begründet dies (wobei er »The Colour Out Of Space« von 1927 leider außer Acht lässt) mit der »kosmischen Verankerung« seiner »typischsten« Erzählungen »At the Mountains of Madness« und »The Shadow Out Of Time« (beide 1936).
    Lovecraft selbst nannte seine Grundüberzeugung cosmicism , wonach – mit Rottensteiners Worten – »in einem riesigen Kosmos, der sich nicht um den Menschen kümmert«, die Menschheit nichtig und bedeutungslos ist. Viele der Wesen, »welche die Abgründe von Raum und Zeit bevölkern, sind weitaus mächtiger«; ihr Zusammentreffen mit den Menschen bedeutet in Rottensteiners Sicht »eine Begegnung zweier Kulturen , von denen die eine der anderen immens überlegen ist«. Die Spuren dieses kulturellen Kontakts, der in der Vergangenheit stattgefunden hat, werden zwar von einzelnen Forschern entziffert. Doch weil die Verbreitung der Erkenntnis »eine unüberwindbare Kränkung des menschlichen Selbstbewusstseins bedeuten würde«, muss sie »der Menschheit als Ganzer vorenthalten« werden.
    Auch Stanisław Lem gehört nach Rottensteiners Urteil zu den Schriftstellern, »die sich bemühen, in ihren Geschichten das maximal Fremde zu präsentieren«. In »Stanisław Lem und die letzten Dinge« verfolgt Rottensteiner diesen Gedanken zunächst an Hand theologischer Problemstellungen, nicht zuletzt Parodien auf Schöpfung und Evolution, in mehreren Erzählungen der »Sterntagebücher«. Im anschließenden Kapitel geht er ihm an Hand von Lems berühmtestem und erfolgreichstem Roman »Solaris« nach – mit frappierendem Ergebnis: »Der Mechanismus des ›völlig Anderen‹, ›uneinsichtig, unenträtselbar Anderen‹, des Ozeans, dient in ›Solaris‹ nur dazu, um in Wahrheit das einzig wahrhaft andere, das den Autor wirklich ängstigt und mit dem er nicht zurechtkommt, zu eliminieren: den anderen Menschen. Die wahren Aliens in Lems Werk sind die Frauen.« Kein Wunder, dass Rottensteiner meint, der Roman sei eine »Mogelpackung« und verdanke seinen Erfolg eben diesem Umstand.
    Weitere Porträts gelten so unterschiedlichen Autor(inn)en wie der streitbaren Feministin Joanna Russ (auch dort kommt Rottensteiner noch einmal auf Lems abwertende Einstellung gegenüber Frauen zu sprechen); der während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts populären romantisch-fantastischen Unterhaltungsschriftstellerin Eufemia Adlersfeld-Ballestrem (für deren größere Beachtung er mit Robert N. Bloch plädiert); dem zur selben Zeit publizierenden Fantastik-Autor Paul Busson, vor allem seinem bis in die jüngste Zeit immer wieder aufgelegten historisch-okkulten Roman »Die Wiedergeburt des Melchior Dronte« (auch hier teilt Rottensteiner sein Interesse mit Robert N. Bloch); Herbert W. Franke (dessen frühe Darstellung virtueller Welten eine eingehende Würdigung erfährt); Peter Schattschneider (ein Beitrag, in dem Rottensteiner nicht zum geringsten Teil über »die mangelnde Weitsicht der Science Fiction« im Sinne des »Mangels an soziologischer Fantasie« reflektiert, während er Schattschneider bescheinigt, in Verbindung mit »Spielfreude und Sprachlust« zumindest »viele richtige Fragen zu stellen«); schließlich Erich Dolezal (den er primär als Autor von Jugendbüchern vorstellt, der auch in seinen Romanen »in erster Linie Astronom und Volksbildner« geblieben sei).
    In der für ihn typischen knappen, oft lakonischen, Weise hat Franz

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