Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
Finanzierung im Wege. »Aus Frankreich kam genügend Geld, um den Film zu produzieren«, erklärte Jodorowsky. »Doch der amerikanische Verleih machte Probleme. Um unsere Kosten zu decken, hätte der Film in mindestens eintausend Kinos laufen müssen, aber die großen Firmen wollten ihn nicht zeigen.«
Angesichts des drohenden Scheiterns der Verleihstrategie – eines entscheidenden Elements des Finanzierungsplans – zog Seydoux’ Konsortium Geldmittel zurück. »Kurz vor Weihnachten 1975 sind der Produzent und, wenn ich mich recht erinnere, Jodorowsky selbst nach Los Angeles geflogen, um das Interesse der Amerikaner an unserem Film anzufachen und eine Koproduktion zu vereinbaren«, sagte Foss in Cinefantastique . »Soweit ich weiß, ist es in Los Angeles zu Meinungsverschiedenheiten über die Realisierung des Films gekommen. Und weil das Budget schon so weit angewachsen war, war die französische Firma nicht mehr in der Lage und vielleicht auch nicht gewillt, die Finanzierung komplett allein zu übernehmen.« Und so wurde Jodorowskys ambitionierte Verfilmung von Frank Herberts Monumentalwerk zu den Akten gelegt, sehr zum Bedauern der beteiligten Künstler. »Als ich erfahren habe, dass das Projekt abgebrochen wird, war ich absolut schockiert«, erinnerte sich O’Bannon später. »Schließlich hatte ich meine Pläne für die nächsten paar Jahre an diesem Projekt und an der Zusammenarbeit mit meinen wundervollen Kollegen ausgerichtet. Es hätte ein wirklich bemerkenswerter Film werden sollen – und plötzlich war alles aus. Ich musste weinen. Das war meine erste Reaktion: Tränen.« Foss konnte die Gefühle seines Freundes nachvollziehen: »Dan und ich, wir standen beide unter Alejandros Bann. Deshalb war Dan genauso enttäuscht wie ich, als das Projekt eine Million Pfund, vier Monate und eine Menge Arbeit später nach den Weihnachtsferien nicht fortgesetzt wurde.« Stattdessen wandte sich Jodorowsky seinem dritten Spielfilm Tusk zu, offenbar ohne je zurückzuschauen. »Als leidenschaftlicher Anhänger des Karma-Yoga interessiere ich mich nur für meine gegenwärtige Arbeit und nicht für die Ergebnisse meiner Arbeit, ob sie nun gut oder schlecht sein mögen«, sinnierte er. »Ich habe die Arbeit an ›Der Wüstenplanet‹ jedenfalls sehr genossen – und in meinen Augen wurde der Film verwirklicht.«
Das Projekt befand sich nun also abermals in der Schwebe, was sich erst durch Star Wars änderte – einen Film, der durchaus von Herberts Roman beeinflusst sein könnte, tauchen darin doch ein Wüstenplanet, eine quasi-religiöse Vereinigung und ein jugendlicher Held mit mystischen Kräften auf. Die Science Fiction insgesamt erfreute sich neuer Beliebtheit, und »Der Wüstenplanet« rückte abermals ins Zentrum des Interesses mehrerer Filmproduzenten, darunter auch Dino De Laurentiis. »Beim Wüstenplaneten hatte ich ein besonderes Gefühl«, erzählte der Kinoveteran im Gespräch mit Ed Naha. »Ich hatte das Buch schon auf dem Radar, bevor ich mein Hauptquartier von Italien nach Amerika verlegt habe, also seit den späten Sechzigern. Als ich mir dann in Amerika einen Namen gemacht hatte, haben mir etliche Produzenten vorgeschlagen, das Projekt mit ihnen anzugehen. Aber ich hatte Bedenken. Bei einem so großen Film hätte ich wirklich die Zügel in der Hand haben wollen. Wenn ich mich schon darauf einließ, müsste ich auch das Sagen haben. An den ganzen Angeboten war bereits ein anderer Produzent beteiligt, und das hätte meinen Einfluss begrenzt. Deswegen habe ich mich zurückgehalten.« Doch als die verbleibenden vier Jahre der Option zum Verkauf standen, witterte De Laurentiis die Chance, das Projekt gemeinsam mit seiner Tochter Raffaella zu verwirklichen, und erwarb die Filmrechte an Herberts Roman und seinen Fortsetzungen für insgesamt zwei Millionen Dollar.
De Laurentiis, der mit der Bibel-Verfilmung bereits ein ähnlich sperriges theologisch-soziologisches Werk auf die Leinwand gebracht hatte, schreckte vor den Ausmaßen des Projekts keineswegs zurück. »Ich weiß nicht, warum andere Leute am Wüstenplaneten gescheitert sind«, sagte er. »Dafür gibt es keinen logischen Grund. Vielleicht hat ihnen das Drehbuch Angst eingejagt. Vielleicht hat ihnen das Geld Angst eingejagt. Vielleicht haben ihnen die vielen großen Rollen Angst eingejagt. Aber ich bin schon so lange im Geschäft, dass mir selbst Dinge, die mir Angst einjagen sollten, keine Angst mehr einjagen. Jeder Film ist ein Risiko. Mir war
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