Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
natürlich klar, dass ich mit diesem Projekt ein sehr großes Risiko einging, ein echtes Wagnis. Es ging um sehr viel Geld. Aber über Geld zerbreche ich mir nie den Kopf, wenn ich einen Film mache. Wenn die Idee stimmt, kommt das Geld schon zusammen. Man muss sich nur in Geduld üben.«
Frank Herbert selbst wurde mit dem Schreiben des Drehbuchs beauftragt, doch sein 176 Seiten langer Entwurf erwies sich als unrealisierbar. Daraufhin versuchte De Laurentiis es mit einem anderen Ansatz: Er engagierte Ridley Scott, der gerade erst mit Alien einen großen Erfolg gefeiert hatte, als Regisseur des Films. Scott, der bei Alien mit drei Mitgliedern aus Jodorowskys Team zusammengearbeitet hatte – mit Dan O’Bannon und den Konzeptkünstlern Jean Giraud und H. R. Giger –, betraute den Roman- und Drehbuchautor Rudolph Wurlitzer ( Pat Garrett jagt Billy the Kid ) mit dem Entwurf eines neuen Skripts. »Die Adaption von ›Der Wüstenplanet‹ war mit das Schwierigste, was ich je gemacht habe«, räumte Wurlitzer später ein. »Erst nach drei Entwürfen war ich auch nur annähernd zufrieden mit der Struktur, und selbst das war eher ein vorläufiger Entwurf als ein echtes Skript. Doch acht Monaten später war ich der Ansicht, dass Ridley und ich ein sehr starkes, funktionierendes ›Wüstenplanet‹-Drehbuch hatten, das dem Geist der Vorlage treu blieb. Andererseits ist es natürlich richtig, dass wir die Geschichte verfeinert und ihr ein Gefühl eingehaucht hatten, das sich von dem des Romans unterschied.«
Das war nicht übertrieben: Wurlitzers berüchtigte erste Fassung spielte die messianischen Impulse des Paul Atreides herunter, schwächte die Fremen und Baron Harkonnen und – die umstrittenste Entscheidung überhaupt – fügte eine Inzestbeziehung zwischen Paul und seiner Mutter hinzu. Demnach wäre Alia, die überirdische Kindfrau, die mit der geistigen Reife eines Erwachsenen zur Welt kommt, nicht nur Pauls Schwester, sondern auch seine Tochter gewesen. »Da ich schon immer das Gefühl hatte, dass zwischen Paul und seiner Mutter Jessica eine sehr starke ödipale Anziehung besteht, habe ich mich entschieden, einen Schritt weiter zu gehen«, erklärte Wurlitzer. »Ich habe eine Liebesszene zwischen den beiden eingearbeitet. Der sexuelle Akt sollte ein Akt der kategorischen Ablehnung bestimmter Grenzlinien sein. Dadurch hätte Paul vielleicht noch heldenhafter gewirkt, weil er das Tabu zwar bewusst, aber aus Liebe gebrochen hätte.« Die Neuerung sagte allerdings weder Herbert noch De Laurentiis zu und wurde folglich aus späteren Fassungen gestrichen.
Während Wurlitzer sein Drehbuch weiter überarbeitete, richtete Scott in den Pinewood Studios ein Büro für die Vorproduktion ein und fragte bei seinem Alien -Mitstreiter H. R. Giger an, ob dieser erneut als Production Designer an Bord kommen wollte. Giger, der zu jener Zeit darüber nachdachte, eine Reihe von Möbelstücken in seinem unverwechselbaren Skelett-Stil zu produzieren, sah im Wiederaufleben der »Wüstenplanet«-Verfilmung eine Chance, seine Vision in die Tat umzusetzen. »Mein Einstieg in das neue Wüstenplanet-Projekt war eine Gelegenheit, meine Entwürfe als Harkonnen-Möbel zu verwirklichen und im Film zu platzieren«, sagte er. »Wir einigten uns darauf, dass die Rechte an meinen Designs bei mir verbleiben würden und die Modelle später zu meiner freien Verfügung stehen sollten.«
Wie bestellt entwarf Giger einen Harkonnen-Stuhl und modellierte mit Unterstützung seiner Mitarbeiter Cornelius de Fries, Dino Zerbini, Bruno Reithaar und Bettina Roost einen Prototypen in Originalgröße. Außerdem fertigte er zwei neue Gemälde an: Auf einem war der Harkonnen-Stuhl vor einem aufwendig gesprayten Hintergrund zu sehen, auf dem anderen ein Sandwurm. Doch noch bevor es zum Abschluss eines offiziellen Vertrags mit De Laurentiis kam, wurde Giger von Ridley Scott telefonisch darüber informiert, dass De Laurentiis die Produktion an seine Tochter Raffaella abgegeben und Scott selbst beschlossen hatte, aus dem Projekt auszuscheiden. »Nach sieben Monaten verabschiedete ich mich vom Wüstenplaneten«, sagte der Regisseur später zu Paul M. Sammon. »Zu diesem Zeitpunkt hatte Rudy Wurlitzer einen ersten Drehbuchentwurf erarbeitet, der die Essenz von Frank Herberts Roman meiner Meinung nach angemessen einfing. Aber gleichzeitig war mir klargeworden, dass ›Der Wüstenplanet‹ noch sehr viel Arbeit machen würde – mindestens zweieinhalb Jahre Arbeit. Und ich
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