Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
brachte es nicht über mich, diese Arbeit in Angriff zu nehmen, weil mein älterer Bruder Frank überraschend an Krebs gestorben war, als ich mit den Vorbereitungen zu De Laurentiis’ Film beschäftigt war. Das hat mich einfach fertiggemacht. Deshalb bin ich zu Dino gegangen, um ihm zu sagen, dass das Wüstenplanet-Drehbuch ihm gehört.«
Frank Herbert sah das neuerliche Misslingen eines Versuchs, sein Epos ins Kino zu bringen, von der philosophischen Seite. »Für mich war das alles Wasser auf die Mühlen«, erklärte er Ed Naha. »Aber mit der Zeit habe ich wirklich nicht mehr daran geglaubt, dass jemals ein Film zustande kommen würde. Die neun Jahre waren beinahe abgelaufen.« Als Ersatz für Scott schlug Raffaella den jungen amerikanischen Regisseur David Lynch vor, dem nach dem Kulterfolg seines Erstlings Eraserhead mit The Elephant Man ein Mainstream-Film gelungen war, der acht Oscar-Nominierungen einheimste. Lynch, der es abgelehnt hatte, bei Die Rückkehr der Jedi-Ritter Regie zu führen, hatte zuvor vergeblich versucht, sein eigenes Science-Fiction-Projekt Ronnie Rocket bei Francis Ford Coppolas Produktionsgesellschaft Zoetrope unterzubringen. Den Regieposten bei der Verfilmung von »Der Wüstenplanet« akzeptierte er, doch er verwarf sofort sämtliche Konzepte, die bislang im Rahmen der Vorproduktion entstanden waren, darunter auch H. R. Gigers Entwürfe. »Sein Ansatz hat mir nicht gefallen«, meinte Lynch dazu. »Das Design im Buch hat mir auch nicht gefallen. Mir hat überhaupt kein Design gefallen, das ich bisher gesehen hatte. Das war ein Problem.« Also zog Lynch zwei neue Konzeptkünstler, die 2001 -Veteranen Tony Masters und Ron Miller, sowie den Kostümdesigner Bob Underwood ( Excalibur ) hinzu und machte sich mit Eric Bergren und Christopher De Vore, die als Koautoren an The Elephant Man mitgewirkt hatten, an die Ausarbeitung eines eigenen Drehbuchs. Der erste Entwurf umfasste 200 Seiten, mehr noch als Frank Herberts Version, und erst ein Jahr später erhielt Lynchs sechste Fassung schließlich grünes Licht, doch auch diese sollte sich im Lauf der Produktion stetig weiterentwickeln. »Nur David war fähig, die Zauberformel zu finden, mit der man dieses Buch in einen Film verwandeln kann«, schwärmte Raffaella De Laurentiis gegenüber American Film . Chris Foss, der an Jodorowskys nie realisierter Wüstenplanet-Vision mitgewirkt hatte, war weniger begeistert. »Verglichen mit Alejandros Vorstellungen war die Version, die es am Ende in die Kinos schaffte, wirklich armselig.« Frank Herbert drückte sich diplomatischer aus: »Viele Menschen haben versucht, ›Der Wüstenplanet‹ zu verfilmen«, sagte er nach der Premiere von Lynchs Interpretation seines Romans. »Sie sind alle gescheitert.«
Lynchs Verfilmung konnte weder die Fans noch die Geldgeber noch das Kinopublikum zufriedenstellen – ja, nicht einmal den Regisseur selbst, der seinen Namen aus der erweiterten Fernsehfassung entfernen ließ. Doch ein Vierteljahrhundert später nahm sich der Sci-Fi-Channel des Romans an: Er produzierte eine groß angelegte, dreiteilige Prime-Time-Miniserie, die geschätzte 20 Millionen Dollar verschlang. Für Drehbuch und Regie zeichnete John Harrison verantwortlich, den man bisher in erster Linie als Drehbuchautor von Disneys Dinosaurier kannte. Zu den vertrauteren Gesichtern der internationalen Besetzung zählten William Hurt, Saskia Reeves, Ian McNeice und Giancarlo Giannini; in die Rolle des Paul Atreides schlüpfte der britische Newcomer Alec Newman. Die Miniserie, die erstmals am 3. Dezember 2000 ausgestrahlt wurde, erzielte die höchsten Einschaltquoten, die der Sci-Fi-Channel bis dato erreicht hatte, und wurde mit zwei Emmys ausgezeichnet. 2003 folgte die Fortsetzung Dune – Die Trilogie , eine weitere Miniserie mit dem jungen James McAvoy als Leto Atreides II., die Elemente der beiden Romanfortsetzungen »Der Herr des Wüstenplaneten« und »Die Kinder des Wüstenplaneten« miteinander verwob.
Während unter den Fans weiter über das Für und Wider der beiden Miniserien diskutiert wurde, war im Januar 2007 in einem Online-Forum zu Herberts Roman ein Hinweis auf eine weitere Kinoversion zu lesen: Gerüchteweise planten Agenten einen neuen Film, der womöglich unter der Leitung eines bekannten Regisseurs und erklärten Verehrers der Romanvorlage entstehen sollte. Und tatsächlich – im März des folgenden Jahres verkündete Variety , dass Paramount Peter Berg, der soeben Operation: Kingdom
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