Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)

Entwicklungsschritt in einem der irgendwie verwandten oder verschwägerten Technik-Teilbereiche ein Stückchen enger zusammen. Die Territorien sind nicht mehr so klar abgesteckt und getrennt, wie das einmal der Fall war. Aktuellstes Beispiel einer unaufhaltsamen Entwicklung, der eine Fusion mit anderen Bereichen folgt: Handys. Mobiltelefone sind ihrer klassischen Aufgabe in Windeseile entwachsen und dienen im Alltag dem Konsum von Internetvideos, dem Spielen von Videogames und der Interaktion in den sozialen Netzwerken des World Wide Web. Die Displays werden immer besser, die Bandbreite auch unterwegs immer größer. Was sollte die Verschmelzung und Kompatibilität aufhalten?
    Auch im Home-Entertainment-Bereich verschieben sich die Grenzen: Filme werden aus dem Netz geliehen, einmal angesehen und verschwinden dann wieder vom flüchtigen Speicher – für einen Bruchteil dessen, was eine DVD kostet. TV-Geräte haben inzwischen nicht allein imposante Bilddiagonalen, gestochen scharfe HD-Auflösung, 3D-Fähigkeit und bombastische Surround-Soundsysteme – sie kommen zum Teil schon mit vorinstallierten Videospiel-Systemen auf den Markt oder werden noch vor der ersten Inbetriebnahme umgehend an den zentralen Multimedia-Computer im Wohnzimmer angeschlossen. Von E-Books und Tablets gar nicht erst anzufangen.
    Es scheint nicht unwahrscheinlich, dass neben den Inhalten und der Zielgruppe parallel auch mehr und mehr Endgeräte noch stärker zusammenwachsen, Home Entertainment sich in den nächsten Jahren weiter zentralisiert. Die Trennlinien zwischen dem Equipment für Video und Gaming werden sich womöglich mehr und mehr verwischen. Es mag und wird immer User geben, die ihre Konsole und ihren Fernseher schön getrennt vom Rest wissen, ihre Lieblingsfilme und -games auch weiterhin auf Silberlinge gepresst im Regal stehen haben wollen, und das ist auch absolut in Ordnung und verständlich und wichtig. Beruhigend, wenn man so möchte.
    Die kommerzielle Zukunft des Home Entertainments dürfte aber dennoch ein wenig anders aussehen. Dass die einzelnen Disziplinen verstärkt ineinander übergehen, ist ein nicht unwahrscheinlicher technischer Trend, der sich für ein zwischen eben diesen Disziplinen verankertes und mit der Fanbase verschweißtes, schon jetzt so beliebtes Portal wie Machinima auszahlen und nur noch mehr Klicks generieren dürfte.
    Christian Endres, freier Autor und Comic-Redakteur, schreibt regelmäßig über Filme, Comics und andere popkulturelle Themen.

Uwe Kramm
    DER DÄMON IM CYBERWALD
    Ein Gespräch mit Computerspezialist und Science-Fiction-Autor Daniel Suarez über Datensicherheit, bewaffnete Drohnen und warum seine Bücher bald zu den historischen Romanen gestellt werden müssen
    Daniel Suarez ist der Science-Fiction-Autor der Stunde. Noch bevor Whistleblower Edward Snowden die Weltöffentlichkeit darüber in Kenntnis setzte, dass amerikanische und britische Nachrichtendienste seit vielen Jahren riesige Datenmengen aus dem Internet auswerten und prinzipiell jeden User überwachen können, hat Suarez über genau diese Möglichkeiten Romane geschrieben. »Daemon«, die Fortsetzung »Darknet« und der kürzlich auf Deutsch erschiene »Kill Decision« sind High-Tech-Thriller, die von Techniken erzählen, von denen wir nur einen Atemhauch entfernt sind. Oder werden sie womöglich schon verwendet? Und wenn ja, von wem? Was ist hier eigentlich noch Science Fiction? Der 1964 geborene Suarez bringt die besten Vorraussetzungen mit, um an dieser Nahtstelle zwischen Realität und Zukunftsspekulation zu operieren: Er hat Literaturwissenschaft studiert und dann fast zwanzig Jahre lang als Softwareentwickler und IT-Berater für große amerikanische Konzerne gearbeitet, bevor er sich entschied, beide Interessensgebiete miteinander zu verbinden. Mit beachtlichem Erfolg: Suarez’ Romane sind internationale Bestseller, und der Autor ist ein gefragter Gesprächspartner, wenn es um die gesellschaftlichen und politischen Folgen der Digitalisierung geht.

    F: Mr. Suarez, in Ihren Büchern geht es um allgegenwärtige Überwachung, geheime Kriege unterhalb des Radars der Öffentlichkeit, Drohnen, die selbständig töten, und Computer-Dämonen, die ganze Netzwerke kontrollieren. Ganz ehrlich: Trauen Sie sich da überhaupt noch, Ihren Computer hochzufahren?
    A: (Lacht) Nun, vermutlich geht es mir da wie Millionen anderer Menschen. Ich achte darauf, welche Apps und Internetservices ich nutze, und schütze mich bestmöglich mit den