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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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innehalten. »Bevor ich die Kripo anrufe, gibt es noch etwas zu besprechen.« Der Redaktionsleiter holte tief Luft und sprach dann leise weiter. »Wenn diese Sache tatsächlich polizeirelevant wird, nimmt die Kripo nicht nur die Behälter mit, sondern sie sperren auch das gesamte Fabrikgelände ab. Die Spurensicherung wird Tage, wenn nicht gar Wochen brauchen, um dort alles abzusuchen. In der Zeit ist das Gelände tabu für die Medien. Deshalb sollten wir vorher noch Informationen sammeln. Ich hätte also gern, dass Hubert und Patrick noch einmal dorthin fahren, sich umsehen und alles dokumentieren. Jetzt gleich. Sobald ich angerufen habe, bleiben uns maximal ein, zwei Stunden, bevor die Kripo da draußen auftaucht. Jo könnte mitkommen und Fotos schießen.«
    »Ich hab noch einen Auftrag.« Jo schien keine Lust zu haben, bei der Chose mitzumachen. Und ihm gegenüber war Tom Fränkel nicht weisungsberechtigt.
    »Chef, ich verstehe dein Anliegen.« Hubert presste kurz die Lippen aufeinander, ehe er weitersprach. »Aber könnte es nicht sein, dass wir dort Spuren zerstören? Falls das irgendwann rauskommt, machen wir uns mit einer solchen Aktion sicher nicht beliebt bei der Kripo.«
    »Ihr müsst eben ganz vorsichtig sein. Lasst die Handschuhe an. Außerdem wissen wir ja gar nicht, ob unser Verdacht richtig ist. Meine Arbeitshypothese lautet, dass es sich bei den Fleischstücken um Schlachtabfälle handelt. Vielleicht will uns jemand auf einen Gammelfleischskandal aufmerksam machen. Etwas in der Art könnte doch dahinterstecken, nicht?« Jetzt lächelte Tom Fränkel süffisant.
    Patrick stellte den letzten der drei Behälter auf das Schränkchen neben dem Kopierer. Seit der Diskussion, worum es sich bei ihrem Inhalt handelte, fand er die grünen Töpfe noch unheimlicher. Die Ausrede des Redaktionsleiters war mehr als fadenscheinig. Andererseits konnten sie sich seinen Anordnungen schlecht widersetzen. Er zog den Speicherstick aus der Digitalkamera und gab ihn Jo. Hubert war schon dabei, die Dokumente zu scannen und Kopien auszudrucken.
    »Ihr habt anderthalb Stunden. Dann kommt ihr zurück, egal was passiert.« Tom Fränkel wandte sich ab und sprach im Gehen weiter. »Ich möchte nicht, dass die Polizei euch auf dem Fabrikgelände erwischt. Danach fahrt ihr sofort wieder in die Redaktion und berichtet mir. Vielleicht kriegen wir noch was für die morgige Ausgabe.« Er öffnete die Tür zu seinem Büro und verschwand.
    »Vorausgesetzt, das Ganze ist nicht nur ein Spaß eines Verrückten.« Hubert brabbelte vor sich hin. »Ich überlege bei solchen Sachen immer, ob wir womöglich übersehen haben, dass der erste April ist, oder etwas in der Art. Dann wollen wir mal. Hast du die Kamera?« Er zog den Schal fest und sah Patrick an.
    »Was machen wir, wenn sich der Kerl noch dort herumtreibt? Schließlich hat er den Zettel in den Topf geschmuggelt, als ich auf dem Gelände war. Das bedeutet, dass er heute Vormittag dort war.«
    »Ich glaube nicht, dass er noch da ist. Was soll er noch auf dem Gelände, nachdem du die Behälter gefunden hast? Es ist kalt, es ist hässliches Novemberwetter. Außerdem kann er ja nicht wissen, dass jemand aus der Redaktion noch einmal wiederkommt. Im Gegenteil, wahrscheinlich wird er davon ausgehen, dass die Kripo bald auftaucht. Ich glaube, für ihn ist die Sache fürs Erste erledigt und er wartet jetzt auf Reaktionen. Veröffentlichungen in der Tagespresse oder Ähnliches.« Hubert wandte sich zur Tür. »Los jetzt, wir haben nicht viel Zeit.«
    Patrick folgte ihm. Huberts Argumente waren einleuchtend, und doch fürchtete er sich ein bisschen, das stillgelegte Fabrikgelände erneut aufzusuchen.
    *
    … Mit einem Gullydeckel wurde in der Nacht zum Dienstag das Schaufenster eines Handyladens am Leipziger Messehof eingeworfen. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, stellten Streifenbeamte gegen 1:45 Uhr den Einbruch fest. Es wurden Mobiltelefone und mehrere Tablet- PC s im Gesamtwert von etwa 5000 Euro gestohlen. Die Polizei ermittelt.
    Lara las den Text noch einmal, speicherte ihn und schickte ihn ab. Die Arbeit als freie Journalistin war mühseliger, als sie es sich letztes Jahr vorgestellt hatte. Man musste um jeden Auftrag kämpfen, und nicht selten schrieb man etwas für den Papierkorb, weil aktuellere Ereignisse die vorgesehenen Artikel ersetzten. Die einzigen Vorteile waren, dass sie sich die Zeit selbst einteilen konnte und Tom Fränkel nicht mehr auf ihr herumhackte. Das aber wog die

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