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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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las vor: »Wie – gefällt – euch – das?« Dann wiederholte er die Worte: »Wie gefällt euch das? Wen meint er damit, uns? Und was soll das heißen?«
    Genau das war die Frage. Patrick betrachtete die krakeligen Großbuchstaben. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Jemand musste den Zettel in den Thermobehälter gelegt haben, als er unter dem Busch versteckt gewesen war. In der Zeit, als er selbst nach den anderen Punkten gesucht hatte. Also hatte ihn sein Gefühl doch nicht getrogen. Jemand war dort gewesen und hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. Sein Herz klopfte hörbar.
    »Iih, was ist das denn?« Die Frauenstimme hinter ihnen ließ die drei Männer herumfahren. In ihrer Konzentration auf die Behälter und die Nachricht hatten sie gar nicht bemerkt, dass Christin Dunkel hereingekommen war. Ihr folgte Jo Selbig, der Fotograf.
    »Informationen.« Tom Fränkel kräuselte süffisant die Nase. »Jemand hat uns einen Lageplan zugeschickt, und unser Patrick hier hat dort vorhin diese drei Töpfe gefunden.«
    »Und was soll das darstellen?« Jo reckte den Hals und musterte den Inhalt.
    »Schlachtabfälle, nehme ich an.« Der Redaktionsleiter tat souverän.
    Jo trat noch einen Schritt näher. »Für mich sieht das aus wie Herzen.«
    »Du könntest recht haben.« Hubert schob die Brille auf die Stirn und kniff die Augen zusammen. »Herzen … Da hätten wir auch selbst draufkommen können.« Fünf Augenpaare starrten auf dunkle Fleischklumpen, rote Adern auf weißem Faserbett und gelbliche Fettwülste.
    »Rinderherzen sind größer.« Hubert schien sich auszukennen. »Haben wir früher immer beim Fleischer gekauft. Die hier müssen vom Schwein sein.«
    »Was, wenn es keine Schweineherzen sind?« Jo stand dicht vor den Thermobehältern und musterte den Inhalt konzentriert.
    »Was soll es denn sonst sein?« Tom Fränkel schien es nicht zu gefallen, dass sich seine Angestellten über seinen Kopf hinweg austauschten. »Schwein, Rind, Schaf – eklig ist es allemal, und ich verstehe nicht, warum sich jemand die Mühe gemacht hat, uns zu einem absurden Versteckspiel herauszufordern, bei dem der Finderlohn aus tiefgefrorenen Fleischstücken besteht.«
    Patrick verschluckte seine Antwort. Er wollte die Idee nicht zu Ende denken, die bei Jos Frage in ihm aufgekeimt war, aber der Fotograf ließ ihm keine Chance.
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, habt ihr vorhin mit der Post ein Schreiben mit einem Lageplan bekommen, daraufhin ist Patrick dorthin gefahren und hat diese Behälter gefunden. Würde es eine renommierte Tageszeitung interessieren, wenn ihr jemand drei Töpfe mit Schweineherzen zukommen ließe?« Jo sah kurz in die Runde, dann fuhr er fort. »Wahrscheinlich wäre das keine Meldung wert. Also könnte das hier auch etwas Schlimmeres sein.«
    Niemand sprach aus, was der Fotograf damit andeutete, aber Patrick konnte das Begreifen in den Augen der anderen aufflackern sehen. Nur Christin Dunkel, die die ganze Zeit kein einziges Wort herausgebracht hatte, starrte noch immer mit leicht geöffnetem Mund auf die drei Behältnisse.
    »Was ich nicht verstehe, ist – wenn der Täter wollte, dass die Behälter gefunden werden, warum hat er sie dann so gut versteckt?«
    »Vielleicht, damit kein Außenstehender sie findet, bevor wir dort sind. Oder er hatte Freude am Versteckspielen und wollte uns bei der Suche beobachten …« Hubert schniefte und zog dann ein schmuddeliges Stofftaschentuch aus der Hosentasche.
    »Wer könnte beurteilen, worum es sich bei den Fleischstücken handelt?« Tom Fränkel weigerte sich noch immer, den Inhalt als »Herzen« zu bezeichnen.
    »Ein Rechtsmediziner.« Jo richtete sich auf.
    »Na gut. Ich informiere die Kripo.« Der Redaktionsleiter nickte zu seinen Worten. »Wenn es falscher Alarm ist – umso besser. Dann haben wir trotzdem alles richtig gemacht. Sollte es aber das sein, was ihr andeutet, dann ist heute Nachmittag in Leipzig die Hölle los.« Er kratzte sich am Hals und zeigte dann auf die offenen Deckel. »Machen Sie das wieder zu. Nicht dass es noch auftaut!« Eilfertig klappte Patrick die Deckel herum und ließ die Verschlüsse einrasten. Christin Dunkel verschwand im Nebenzimmer.
    »Stellen Sie die Dinger dort drüben beim Kopierer hin. Du …«, Tom Fränkel deutete auf Hubert, »scannst das Schreiben und den Lageplan ein. Und Jo lädt die Fotos von Patricks Digitalkamera auf seinen Rechner, damit wir sie uns anschauen können. Moment noch!« Seine erhobene Stimme ließ sie

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