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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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sind ja schon weg.«
    Grit und Holger mussten das Pärchen mit dem Hund sein. Lara versuchte, die Leute unauffällig zu taxieren, und überlegte, ob sie die »Zeitungsschreiber« korrigieren sollte. Niemand machte Anstalten, sich zu erheben.
    Jo hatte unterdessen die Initiative ergriffen und war einen Schritt nach vorn getreten. »Das ist Lara Birkenfeld. Sie ist Journalistin und schreibt für verschiedene Zeitungen.« Er zeigte auf sich. »Und ich bin Jo Selbig, ich arbeite als Fotograf. Wir haben tatsächlich ein paar Fragen, aber dazu müssen wir erst ein bisschen ausholen.« Sehr geschickt von ihm, ihre kompletten Namen zu nennen. Erstens waren sie nicht hier, um an der Therapie teilzunehmen, zweitens hatten sie nichts zu verbergen, und drittens führte die Offenheit vielleicht dazu, dass der eine oder andere ihnen nachher vielleicht auch seinen vollständigen Namen nannte. Lara bemühte sich um einen seriösen Gesichtsausdruck und sah zu Rolf, der sie die ganze Zeit angestarrt hatte. Der Typ war ihr unheimlich.
    »Wollt ihr euch nicht setzen?« Eine junge Frau mit langen, glatten Haaren und einem viel zu roten Mund zeigte auf den Stuhl neben sich. »Das ist doch sonst wie in der Schule. Ich bin übrigens Friederike.« Die anderen murmelten zustimmend. »Vielleicht nennen die anderen Jo auch ihre Namen, damit er weiß, mit wem er es zu tun hat.«
    Lara, die neben einem dicken älteren Typen mit roter Nase Platz genommen hatte, beobachtete amüsiert, wie Friederike ihren Kollegen anhimmelte. Sie schien auf ihn zu stehen. In ihrer kurzen Rede hatte sie sich auch nur auf Jo bezogen. Vielleicht dachte sie auch, er hätte das Sagen, weil er die Vorstellung übernommen hatte.
    »Wer will einen Kaffee?« Rolf war schon wieder aufgesprungen. Trotz seiner Leibesfülle bewegte er sich schnell. »Unsere Gäste können ja inzwischen erklären, was sie zu uns geführt hat.«
    Während im Hintergrund die Tassen klapperten, fasste Lara in Kurzform die Ereignisse des heutigen Tages vom Fund der Frauenleiche in Eilenburg bis hin zu ihren Recherchen über das Opfer zusammen. Da inzwischen auch alles lang und breit in den Medien gewesen war, musste sie keine polizeilichen Interna verraten. »Die Tote heißt Lisa Bachmann, ist einundzwanzig Jahre alt, dunkelblond und hat graue Augen. Größe eins sechzig.«
    »Das Alter könnte passen.« Der Dicke neben ihr – Alfred hieß er – nahm eine Tasse von dem Tablett, das Rolf ihm entgegenhielt. Lara betrachtete die teerschwarze Flüssigkeit betrübt, ehe auch sie zugriff. Sie würde mörderisches Sodbrennen bekommen, so viel war schon mal sicher.
    »Das Aussehen kommt auch hin.« Friederike wandte noch immer kein Auge von Jo. »Unsere Lisa war doch auch blond und ziemlich klein, nicht?« Die anderen nickten.
    Lara sah von einem zum anderen. »Aber niemand kennt den Nachnamen von ›eurer‹ Lisa? Auch die zwei nicht, die vorhin gegangen sind?« Ihr Instinkt sagte ihr, dass die Tote und Lisa aus der Therapiegruppe identisch waren, aber sie hatten keinerlei Beweise. Sie würden sich ein Foto besorgen und damit wiederkommen müssen.
    »Grit und Holger?« Die Schnapsnase neben ihr gab ein Schnauben von sich. »Die sind doch nur mit sich beschäftigt.«
    »Der Einzige, der vielleicht etwas wissen könnte, ist Frank.« Friederike wedelte mit dem kleinen Löffel in der Luft herum. »Lisa steht nämlich auf Frank.«
    Lara ließ schnell den Blick über die Anwesenden schweifen, während sie sich fragte, wer von ihnen »Frank« sein könnte. Einer der beiden Männer da drüben, die beide noch kein einziges Wort gesagt hatten? Der Tätowierte ihr gegenüber?
    »Du könntest recht haben. Sie hat ihn jedenfalls bei den letzten Treffen heftig angegraben.« Alfred grinste und ließ dabei schiefe gelbe Zähne sehen. Auch Jo musterte jetzt die Anwesenden, doch bevor er etwas fragen konnte, kam Rolf ihm zuvor. »Frank ist heute leider nicht gekommen.« Er schien Laras Enttäuschung zu sehen und setzte deshalb hinzu: »Morgen zum Freitagstreffen ist er aber bestimmt da. Frank ist sehr zuverlässig. Er will uns einen Weihnachtsbaum vom eigenen Grundstück mitbringen, der kostet nämlich nichts.«
    »Schade.« Jo trank den letzten Schluck und verzog das Gesicht. »Da ist wohl heute nichts mehr zu machen. Trotzdem danke.«
    »Wollt ihr morgen noch mal wiederkommen?« Rolf schaute Lara an. »Dann könnt ihr ihn selbst fragen.«
    »Wenn wir dürfen?«
    »Ihr müsst ja nicht die ganze Zeit warten. Kommt doch

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