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Das sechste Herz

Das sechste Herz

Titel: Das sechste Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Stimme zitterte. »Ruf die Polizei.«
    *
    Die Wärme der Sitzheizung breitete sich an seinem Rücken aus. Mark suchte im Speicher nach Laras Handynummer und wählte. Das Gespräch mit Wulf Geroldsen hatte länger als geplant gedauert, und nun war es schon fast einundzwanzig Uhr. Anna würde vor Zorn platzen, aber sie war so oder so wütend, da kam es auf eine halbe Stunde auch nicht mehr an.
    »Mark?« Lara klang atemlos, und er fragte sich einen Augenblick lang, wobei er sie gestört hatte.
    »Tut mir leid, dass ich so spät noch anrufe, aber ich habe Neuigkeiten.« Im Hintergrund murmelte eine Männerstimme, und Mark konnte sich gerade noch zur Räson rufen, ehe die Frage, mit wem Lara da zusammen war, aus ihm herausplatzte. Statt der erwarteten Wissbegierde, wie die Neuigkeiten lauteten, schwieg Lara jedoch. Es lief nicht so, wie er erwartet hatte. »Bist du noch dran?«
    »Ja. Entschuldige bitte. Wir sind noch hier draußen.«
    »Wo draußen?« Ein saures Brennen kroch in seiner Kehle nach oben, und er schluckte. Warum war Lara nicht daheim und wer war »wir«?
    »Etwas außerhalb von Taucha.« Mark dachte darüber nach, ob ihm das Recht zustand zu fragen, was sie da machte, aber sie hatte schon fortgesetzt. »Verzeih, wenn ich so wortkarg bin. Aber ich stehe noch unter Schock.«
    »Hattet ihr einen Unfall?«
    »Nein. Mit mir und Jo ist alles in Ordnung. Warte, ich setze mich ins Auto.«
    Also doch. Sie verbrachte das Wochenende mit Jo. Mark versuchte, das brennende Gefühl der Eifersucht zu unterdrücken. Es stand ihm nicht zu. Ein Klappen, gefolgt von einem Rascheln, dann war es still. Erst jetzt fiel ihm auf, dass vorher die ganze Zeit Hintergrundgeräusche zu hören gewesen waren: undeutliche Stimmen, die sich etwas zuriefen, Motorengebrumm. Jetzt war Lara besser zu verstehen. Sie klang erschöpft. »Bist du auch im Auto?«
    »Ja, ich war in Sachen ›Schlachter‹ unterwegs. Habe den Vater von Magnus Geroldsen aufgespürt.«
    »Das ist interessant.« Interessant ? Mehr hatte sie nicht dazu zu sagen? Mark wollte etwas erwidern, aber Lara kam ihm zuvor. »Wir haben im Fall Lisa Bachmann recherchiert. Die Leiche wurde am Donnerstag in Eilenburg gefunden.«
    »Ich weiß. Es kam in allen Nachrichten. Das fünfte Opfer des Schlachters.«
    »Sie war Mitglied bei einer Gruppe der Anonymen Alkoholiker in Leipzig. Jo und ich sind Donnerstag und gestern Abend dort gewesen, um Erkundigungen einzuholen und herauszufinden, mit wem sie so zu tun hatte. Und dabei sind wir auf diesen Typen gestoßen, mit dem sie etwas gehabt haben soll.« Die Autotür klappte, und von ihm abgewandt sagte Lara: »Komm rein. Es ist Mark. Ich stell mal auf laut.«
    Jo und Lara waren also auch in dem Fall unterwegs gewesen. Wieso hatten sie ihm nichts davon erzählt? »Und dort seid ihr jetzt? Bei diesem Freund?«
    »Er ist auch tot.«
    »Ich versteh nicht.«
    »Wir sind heute Nachmittag hier angekommen und wollten mit ihm beziehungsweise einem Verwandten reden. Aber egal. Dann hatte ich eine Vision.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Blut, Körperteile, elektrische Geräte.« Jo mischte sich ein. Seine Stimme klang dumpf aus dem Hintergrund. »Wir haben die Kripo informiert, Mark. Es hat eine Weile gedauert, bis sie uns geglaubt haben, dass hier etwas faul ist, aber letzten Endes sind sie doch hergekommen.«
    »Und ihr habt recht behalten.«
    »Du sagst es.« Jetzt sprach wieder Lara. »Die Kripo hat da drin ein Schlachtfeld gefunden. Er muss gerade dabei gewesen sein, Leichen zu zerlegen und die Teile zu häckseln. Sie halten sich mit Aussagen noch bedeckt, aber ich bin mir sicher, dass dieser Studer der Schlachter ist. Oder besser gesagt war.« Laras nächste Worte vernahm Mark nur wie durch einen dichten Nebel. »Es gibt zwar momentan noch keine Erklärung dafür, aber der Mann wurde tot aufgefunden. Seine Leiche lag im Wohnzimmer.«
    In Marks Kopf drehte sich ein Mühlrad. Es dauerte schier endlos, bis er wieder sprechen konnte. » Wie hieß der Typ?«
    »Studer, Frank Studer. Wieso?«
    »Das war ein Patient von mir. Und er war auch in Obersprung, wo Geroldsen sitzt.«
    Jetzt war am anderen Ende Stille. Dann räusperte sich Jo, der alles mitgehört hatte. Er krächzte. »Oh, Scheiße. Wir müssen reden.«

34
    Das ist der Schlachter!
    Am gestrigen Sonnabend entdeckten zwei Reporter den toten Frank S. auf seinem Grundstück bei Taucha. Im Haus und in der Garage fanden sich noch Überreste seiner Opfer, darunter auch Organe von Lisa B., deren

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