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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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nach unserer Hochzeit schon einmal eine hitzige Debatte zu diesem Thema gehabt, wobei wir auf keinen gemeinsamen Nenner kamen, und in regelmäßigen Abständen keimte das Problem immer wieder auf, obwohl wir beide versuchten, es großräumig zu umgehen. Aber es klappte eben nicht immer. Wie jetzt.
»Ich werde nicht mit dieser Diskussion anfangen, keine Angst. Dazu fehlt mir heute die Kraft. Und die Lust.«
Ich dachte, dass es damit erledigt wäre, doch ich hatte mich geirrt.
»Willst du mir mit deinem großspurigen Gehabe zu verstehen geben, dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss? Das habe ich nicht.«
»Das habe ich auch nicht gesagt.«
»Ich will unser Leben nicht ändern, es gefällt mir so, wie es ist.«
»Du musst es auch nicht ändern. Punkt. Mir gefällt es auch.«
»Dann versteh ich nicht, was das soll.«
»Nicole, ich hab einfach nur gesagt, dass du doch selbst bestimmen kannst, was du tun willst. Karriere oder faul rumhängen wie ich. »
Sie schwieg. Ich auch.
Als wir »diese Diskussion« zum ersten Mal hatten, erklärte mir Nicole lang und breit, was sie für ein Kind aufgeben müsste, dass unser Leben, so wie es war, vorüber wäre. Und dass sie das auf keinen Fall wollte. Ich war nicht immer ihrer Meinung, aber vielleicht weil ich als Mann eben nicht die ganze Wucht der Veränderung zu spüren bekäme.
Es war ein leidiges Thema, das uns immer wieder einholte.
Den Rest des Abends verbrachten wir schweigsam und jeder in seine eigene Welt vertieft, wobei es sich bei mir immer noch um meine nicht vorhandene Geschichte drehte. Aber morgen war ich mit Franz verabredet. Mal sehen, was dabei herauskommen würde.
Als wir dann im Bett lagen, bereitete ich Nicole vorsichtig darauf vor, dass ich am Vormittag nicht zu Verfügung stand, weil ich Franz sehen wollte, was sie mit einem »Aha« zur Kenntnis nahm. Unser Streit hatte sie wohl tiefer getroffen, als ich ahnte.
Als ich daraufhin zu ihr hinüberrollte, um sie in den Arm zu nehmen und mich mit ganzem Körpereinsatz wieder mit ihr zu versöhnen, drehte sie sich zur Seite und murmelte, dass sie müde sei und schlafen wolle.
Ich rollte mich wieder zurück und ließ meinen Kopf in mein Kissen fallen. Dann eben nicht.
Nur acht Sekunden später war ich eingeschlafen.
    Das Café war zu dieser frühen Stunde ziemlich leer, so dass ich Franz sofort sehen konnte, der am Fenster saß und mehrere Akten aufgeschlagen vor sich liegen hatte, in denen er las. Daneben stand sein Laptop. Aus seinem Mund ragte achtlos eine qualmende Zigarette. Im Aschenbecher befanden bereits viele Kippen, was mir sagte, dass er schon länger hier saß und wahrscheinlich arbeitete. Als ich ihn begrüßte, kam er sofort aufgeregt zum Kernpunkt.
»Ich weiß nicht, welcher Sache wir gerade auf der Spur sind, aber ich denke, das ist ein ganz großes Ding.«
»Wie kommst du denn da drauf?«
»Ich hab doch gesagt, dass ein Chef der Polizeidirektion niemals seinen Stuhl verlässt, um eine Ermittlung durchzuführen. Das ist schon ungewöhnlich, aber es kommt noch besser.«
Er machte eine bedeutungsschwangere Pause und sah mich mit blitzenden Augen an.
»Was?«
»Es gibt genau fünf Fälle in den vergangenen drei Jahren, bei denen Staatsanwalt Wozniak den Fall bearbeitet und für abgeschlossen erklärt hat, obwohl sich alles sehr merkwürdig darstellte.«
»Was meinst du?«
»Normalerweise, wenn bei einem Todesfall der Verdacht vorliegt, dass der Tod nicht natürlich ist, schaltet sich sofort die Staatsanwaltschaft ein und geht der Polizei so lange auf den Geist, bis sich herausgestellt hat, dass entweder wirklich etwas faul war an der Sache, sprich Mord oder Totschlag, oder es war doch ein natürlicher Tod oder Unfall und die Ermittlungen landen im Nichts. Hier scheint es gerade umgedreht gewesen zu sein. Der Staatsanwalt hat die Akten freigegeben, obwohl die Umstände sehr merkwürdig waren.«
»Sind das die Akten hier?«
Ich deutete auf die Papiere auf dem Tisch.
»Ja. Das sind die Kopien der Unterlagen von den Fällen, bei denen er seine Hände im Spiel hatte.«
»Und?«
»Vier angebliche Unfälle und ein Raubmord.«
»Unfälle? Du meinst, wie bei Andreas Werner? Vielleicht hat dieser Staatsanwalt ja ein Faible für Unfälle.«
Als die Kellnerin kam, bestellte ich einen Kaffee mit Milch, was ungewöhnlich für mich war, aber ich wollte meinen Magen nicht so früh schon mit dem schwarzem Gift zuschütten.
»Er hat kein Faible für Unfälle. Und weißt du, was das Merkwürdigste daran ist?«
»Was?

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