Das Sehnen der Nacht (German Edition)
schimmernden Klinge die Kehle aufschlitzte. Der Schläger ging in einem Blutregen zu Boden. Im nächsten Moment bekam Kerr Mals Wut zu spüren. Der Kampf war rasant und brutal, und Danika sah nur Fäuste und Messer fliegen und dazwischen tödliche Fangzähne aufblitzen. Am Ende hielt Mal schwer atmend den toten Körper seines Gegners am Kragen. Wilde Funken blitzten in seinen Augen, als er Kerr losließ und über die Leiche stieg wie über einen vergessenen Sack Müll.
»Malcolm«, flüsterte Danika. Sie zitterte von Kopf bis Fuß in der Ecke, in die sie sich gekauert hatte.
Zwei, drei Sekunden lang lag eine bleierne, schwere Stille im Raum, dann war hinter der geschlossenen Schlafzimmertür leises Weinen zu hören.
Mals wilder Blick erfasste sie, er kniff die Augen zusammen. »Du hast ein kleines Kind bei dir?«
»Mein Sohn, Connor.« Sie hatte Tränen in den Augen, und ihre erstickte Stimme verriet ihre Angst. Sie und Connor hätten sterben können. Und sie waren immer noch in tödlicher Gefahr, wenn Mals sengender Blick das bedeutete, was sie schon ahnte.
Er fuhr sich mit der Hand über sein vernarbtes, bärtiges Kinn, dann stieß er einen Fluch aus. »Hol das Kind, Dani. Es ist nicht mehr sicher hier, für euch beide nicht.«
***
Zwei von Reivers Sicherheitsleuten lagen tot in ihrem eigenen Blut im Innern des Cottage.
Eine verwitwete Stammesgefährtin wartete mit ihrem kleinen Sohn im Wagen der toten Männer, der hinter ihm am Ende der verschneiten Auffahrt parkte – die Familie des Mannes, der früher sein bester Freund gewesen war, und die Frau war noch dazu ein Mitglied des Ordens, verdammt noch mal.
In seiner Hand hielt er eine geladene und entsicherte Pistole, die auf das vordere Fenster des kleinen Gäste-Cottage in etwa hundert Metern Entfernung gerichtet war. Im Magazin waren genug Patronen für eine ordentliche Salve, und eine würde das Gas entzünden, das im Inneren des Cottage austrat, seit er die Leitung vom Herd gelöst hatte.
Verdammte Scheiße.
Er hatte das ganze beschissene letzte Jahr für einen Kriminellen gearbeitet, den er mit jeder Faser seines Körpers hasste. Er hatte eine andere Identität angenommen und seine Vergangenheit begraben, nachdem seine Zukunft zerstört worden war – alles nur für ein Ziel: Im richtigen Moment bereit zu sein, wenn er Reiver und den Rest seiner unerreichbaren Kumpane mit einem einzigen Schlag vernichten konnte.
Nur um das alles jetzt aufs Spiel zu setzen.
Malcolm MacBain stieß einen leisen Fluch in ungelenkem Gälisch aus. Dann drückte er ab, drehte sich um und schritt zurück zu dem Wagen, dessen Motor im Leerlauf lief.
Hinter ihm zerschellte Glas. Ein Vakuum entstand und saugte die kühle Nachtluft an, die ihn umgab. Vereinzelte Schneeflocken tanzten neben ihm im Wind der Highlands und wurden ebenfalls von dem Sog erfasst.
Er ging weiter, und die Welt wurde mit einem Mal vollkommen still. Doch nur für einen kurzen Augenblick.
Dann explodierte das Cottage, und der Boden unter seinen Stiefeln erbebte in einem ohrenbetäubenden Bumm .
Malcolm konnte die zerstörende Kraft in seinen Knochen spüren. Die Explosion spiegelte sich in der Windschutzscheibe von Reivers Limousine. Hellrote Flammen schossen in den Himmel auf, und der lodernde Lichtschein zeigte ihm Danikas entsetztes Gesicht hinter dem Glas.
Wortlos ließ er sich auf den Fahrersitz gleiten und legte den Rückwärtsgang ein. Als sie sich mit aufheulendem Motor von dem brennenden Haus entfernten, spürte er Danikas Blick. Sie hielt ihr Baby eng an sich gedrückt und schützte seinen Kopf zärtlich mit einer Hand. »Malcolm, was hast du getan?«
»Alles andere wäre sinnlos gewesen. Es war die einzige Möglichkeit.« Er konzentrierte sich auf die dunkle Straße. Sie mussten schnell zu ihrem Ziel kommen, bevor der gesamte Conlan-Klan hier auftauchte, um zu sehen, was es mit dem Feuerwerk auf sich hatte.
»Wohin bringst du uns? Warum soll Cons Familie nicht erfahren, was in dem Cottage passiert ist?«
Er spürte, wie sie versuchte, seine Gedanken zu lesen. Mit einem rauen Fluch sah er sich zu ihr um und warf ihr einen scharfen Blick zu. »Halt dich raus aus meinem verdammten Kopf, Mädel . Du hast da drin nichts zu suchen.«
»Sie werden sich Sorgen um mich machen. Ich muss ihnen Bescheid geben, dass es mir und Connor gut geht –«
»Das wirst du nicht tun.« Seine Stimme war heiser und wirkte bedrohlicher
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