Das Sehnen der Nacht (German Edition)
kalten Grau seiner Augen. Er war ihr so nahe, dass sie die Luft knistern hörte in dem kurzen Abstand, der ihre Körper noch voneinander trennte. Der Raum um sie herum war aufgeladen mit einer elektrisierenden Spannung, mit der sie offenbar beide nicht gerechnet hatten.
Mit einem düsteren Blick entzog er ihr seine Hand und legte den Eisbeutel auf den Tisch. »Das war keine gute Idee.«
Danikas Kehle war mit einem Mal wie ausgetrocknet, und sie schluckte. »Dass du mir heute geholfen hast oder …«
»Alles zusammen.« Er stieß die knappen Worte mit einem tiefen Knurren zwischen den länger werdenden Fangzähnen hervor.
Aber er erhob sich nicht, sondern blieb vor ihr hocken und sah sie unverwandt an. Ein Sturm tobte in ihm, sie konnte es in seinen Augen sehen. In ihnen brannte dasselbe dunkle Verlangen, das auch in ihr entzündet worden war. Er stieß einen leisen Fluch aus. »Ich muss los. Ich muss zurück zum Club, bevor Reiver merkt, dass ich weg war.«
»Geh nicht«, brach es aus ihr heraus, und sie schüttelte den Kopf, als er von ihr wegrückte. Bei der Vorstellung, dass er sie und Connor nach diesem Abend allein lassen wollte, wurde ihr eiskalt. Allein schon der Gedanke, wie Reiver Malcolm bestrafen würde, falls er herausfand, was er getan hatte, war unerträglich. »Geh nicht dorthin zurück. Du kannst doch nicht im Ernst zurück in den Club.«
»Ich hab dort noch etwas zu erledigen, Dani. Ich muss zurück.«
»Reiver ist eine Bestie«, sagte sie. »Er handelt mit Menschen. Du hast doch selbst gesagt, dass er mich und mein Kind kaltblütig ermorden lassen wollte.«
»Ja«, erwiderte Mal knapp. »Reiver ist eine Bestie. Schlimmer als eine Bestie. Schade, dass du das nicht schon früher kapiert hast. Dann hätte ich heute Nacht nicht alles über den Haufen werfen müssen.«
Seinen Vorwürfen fehlte es an Biss. Stattdessen hörte Danika eine unterschwellige Angst aus seinen Worten heraus. Auch in Mals Augen lag eine Angst, die seine Wut nur unzureichend überdeckte. Sie erwiderte seinen gequälten Blick voller Mitgefühl, wünschte sich, zu verstehen, was aus ihm geworden war. »Was ist mit dir passiert, Malcolm? Was ist mit deinem Gesicht passiert, mit deinem Namen … Wo ist der Mann, der du einmal warst?«
»Er existiert nicht mehr. Er ist tot, genau wie du.« Sein Mund war zu einem harten Strich zusammengepresst, nur ein Muskel zuckte in seinem vernarbten, bärtigen Kinn. »In ein paar hundert Jahren kann verdammt viel passieren, Mädel .«
»Ja«, sagte sie. »Das ist wohl wahr. Ich hätte nie gedacht, dass Malcolm MacBain einmal seine Ehre und seinen guten Namen wegwerfen würde, um für jemanden wie Reiver zu arbeiten.«
»Wir treffen alle unsere eigenen Entscheidungen. Und ich habe meine Gründe für das, was ich tue«, knurrte er. Mit dieser Antwort rückte er nun wirklich von ihr ab, schlug die Augen nieder und richtete sich auf.
Danika stand ebenfalls auf, sodass sie direkt voreinander standen. So einfach würde er sie nicht loswerden. »Sag mir, was passiert ist.«
»Lass gut sein, Danika.«
Sie konnte seine Worte spüren, die dunkel und gefährlich in seiner Brust vibrierten. Doch sie konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. Stattdessen richtete sie ihre übersinnliche Gabe auf ihn. »Du hasst ihn.«
Er antwortete nicht, aber er brauchte auch nichts zu sagen. Jeder Muskel seines Körpers drückte Abscheu aus.
»Du bist nicht durch deine Loyalität an Reiver gebunden«, sagte sie. »Dein Zorn hält dich bei ihm. Stimmt’s?«
Die Antwort in seinen Gedanken kam reflexartig: Er hat mir das Kostbarste genommen, das ich besaß. Alles hat er mir genommen. Er wird dafür bezahlen. Dafür werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, das schwöre ich.
Danika schloss die Augen, als die Trauer hinter diesem Schwur in ihr Bewusstsein drang. »Es tut mir so leid, Mal.«
Er stieß einen dunklen Fluch aus, und dann waren seine Hände auf ihren Armen, und er packte sie mit einem festen Griff und zog sie an sich, bis sein wutverzerrtes Gesicht direkt über ihr war. »Verdammt noch mal, Weib. Halt dich raus aus meinen Gedanken.« Er drückte sie noch fester an sich. In seinen Augen leuchtete ein wildes Feuer, seine Lippen hatten die enormen Fänge freigegeben. »Warum kannst du dich verdammt noch mal nicht aus meinem Leben raushalten?«
Danika war noch nie vor einem Mann zurückgeschreckt, nicht vor Conlan oder einem anderen
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