Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
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Allgemein wird empfohlen, einen »Red-eye-flight« zu nehmen, das sind Nachtflüge, auf denen die Passagiere in der Regel versuchen zu schlafen, es nicht schaffen und dann mit roten Augen das Flugzeug verlassen. Gut geeignet sind Überseeflüge, da lässt einem das Zeitfenster einen gewissen Freiraum. L. und ich reisen sehr selten nach Afrika oder in die Antarktis, daher muss unser nächster Flug von München über Zürich nach Barcelona herhalten. Der von München nach Zürich, das geht nicht. Da kann man schon kaum den Kaffee runterkippen, so schnell ist man angekommen. Ich glaube, die fahren da noch nicht einmal das Fahrwerk ein. Also von Zürich nach Barcelona. Flug LH 4476. Wir reservieren online die hinteren Plätze. Wenn man erst einmal mit so einem Vorhaben im Flugzeug sitzt, fällt einem auf, wie wenig Toiletten es für so viele Leute gibt. Als alle Passagiere mit Tomatensaft versorgt sind, öffne ich meinen Gurt und verschwinde um die Ecke in der Bordtoilette. Drei Minuten werden ganz schön lang, wenn man da so rumsteht und wartet. Dann klopft es zweimal, ich öffne die Tür und lasse L. herein. Da stehen wir uns nun gegenüber, auf einer Fläche so groß wie ein Geodreieck. Kennen Sie das, wenn man so nahe beieinandersteht, dass man schielen muss, wenn man sich ansieht? So nah. 43 Ich versuche, mich auf das Hartplastikgehäuse mit integriertem Waschbecken zu setzen, da könnte ich den Rock hochziehen (gerade, wo die Blasenentzündung am Abklingen ist). Leider würde L. dann aber mit den Knien gegen die Vorderwand pumpern und weiter nach hinten rücken kann er nicht. Ich rutsche wieder runter und drehe mich mit L. um 90 Grad, so kann ich mich vielleicht über die Schüssel beugen und wir könnten der Empfehlung folgen, von hinten sei es am einfachsten. Das geht aber nicht, weil L. dann mit seinem Hintern gegen die Türe dutzen würde. Die Idee, L. könnte sich auf die Toilette setzen und ich mich dann auf ihn, scheitert an der Wand links und dem Waschbeckengehäuse rechts. Ich müsste mich dazwischen einspreizen, ein Bein an die Wand pressen und das andere über Kopfhöhe auf das Waschbecken legen. Das geht mir dann doch zu weit. Gefrustet verlasse ich die Toilette, wobei ich beim Öffnen der Tür L. noch versehentlich meinen Ellbogen in den Bauch ramme. An die andere Möglichkeit, Sex im Flugzeug zu haben, nämlich eine Decke zu verlangen und darunter zur Sache zu kommen, mag ich gar nicht denken. Besonders nicht, wenn in der Reihe nebenan eine Mutter mit Kind sitzt und deren Balg sich gerade in der Terroristenphase befindet. Da liegen Sex und Gewalt recht nahe beisammen.
Am Strand
Für unser nächstes Abenteuer suche ich etwas mit viel Platz aus. Strand ist doch schön! Wo wir schon einmal in Barcelona sind. Am Abend machen wir uns auf den Weg zum Stadtstrand, um ein Plätzchen auszusuchen. Wenn Sie schon einmal nachts am Stadtstrand von Barcelona waren, wissen Sie vermutlich, was L. und ich zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Da ist ungefähr so viel los wie auf dem Nürnberger Christkindlmarkt kurz vor Weihnachten. »Wie fändest du den Platz da drüben zwischen den pakistanischen Bierverkäufern?«, fragt mich L. mit tiefer Stimme. »Hmmm, oder hinter der Gruppe Britinnen, die anlässlich eines Junggesellinnenabschieds alle rosa Riesenpimmel auf dem Kopf tragen.« Wie gut, dass wir ein Auto gemietet haben, um die Costa Brava hochzufahren. Die Pimmel-Britinnen sind sehr nett und wünschen uns viel Glück für unser Vorhaben. Eine von ihnen warnt uns vor dem beliebten Badeort Tossa de Mar , in dem Sex am Strand strafbar ist. 44 Die rosa Riesenpimmel wackeln munter, als die anderen Damen zustimmend mit dem Kopf nicken. Wir fahren am nächsten Tag früh los, immer am Meer entlang, und finden einen sehr schönen Platz. Nördlich von Sant Martí d Empuries 45 erstreckt sich ein langer Sandstrand, mitten im Naturschutzgebiet. Die traumhaft geschwungene Dünenlandschaft lädt geradezu ein, es sich dort gemütlich zu machen. Noch bevor wir überhaupt aus allen Kleidern raus sind, stellen wir etwas Seltsames fest: Sobald man hinter einer Düne sitzt, dauert es keine zehn Minuten und der erste Typ kommt vorbeigeschlendert. Und das geht dann im Zehn-Minuten-Takt so weiter. Die tun gar nichts, die wollen nur spielen. Also, sie laufen langsam vorbei und gucken. Und sie sehen alle gleich aus: alle braun gebrannt, alle nackig und alle in dem Alter, in dem das nicht mehr so gut aussieht. Ich will jetzt nicht
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