Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
perfekten Dates hingeben möchte, Diana bekommt es schnell heraus. Wir nippen an unserem neuen Drink und sie sieht mir in die Augen.
Und dann verrät sie es. Ihr Geheimnis, ihre ganz persönliche Methode, die perfekte Masche:
»Guter Sex beginnt im Kopf«, sagt sie, »je mehr man sich anstrengen muss, um ein Ziel zu erreichen, desto größer ist die Freude, dieses schließlich zu erreichen. Etwas, das man einfach haben kann, ist nichts wert. Was zählt, ist die Anstrengung den Gipfel zu erreichen. Und ich bin ein hoher, ein sehr hoher Berg.«
Dianas Trick ist ganz einfach. Sie versucht nicht, dem Kunden zu gefallen. Im Gegenteil. Sie lehnt sich zurück und gibt dem Mann das Gefühl, dass er sich lediglich die Chance erkauft hat, sie zu erobern. Falls er gut genug ist. »Männer sind Jäger, keine Sammler«, sagt sie. Der schnelle Genuss einer Frau für Geld ist nur Triebbefriedigung. Diana verkauft etwas anderes. Sie verkauft den perfekten Moment. Den Moment, in dem sich eine schöne Frau ergibt, weil er sie von sich überzeugt hat. Auch wenn es nur eine Illusion ist, für ihn ist sie wahr. Sein Ego ist in diesem Moment mit dem Ego eines Superstars zu vergleichen, dem ein Millionenpublikum zujubelt. Es gibt nichts Besseres.
Je schöner die Frau, je länger der Abend, je ungewisser der Moment, desto größer die Explosion im Kopf. Fast wie Verliebtsein. Der Rest ist Sex.
Wie sie mit dem Rest zurechtkommt, will ich wissen und male wiederum das Bild von dem Kunden, der zwischen 40 und 50 Jahre alt ist, verheiratet, reich – vor allem aber dick und unsympathisch. »Es gibt keine Verpflichtung, mit jemandem ins Bett zu gehen, den man abstoßend findet«, sagt sie und es klingt ein bisschen auswendig gelernt. Ob das schon einmal vorgekommen sei? »Nein«, sagt Diana. Und fügt hinzu: »Es hilft vermutlich, dass ich es anziehend finde, wenn jemand über Intelligenz, Weltgewandtheit oder Humor verfügt. Die wenigsten Kunden sind Unterwäschemodels von Calvin Klein, müssen Sie wissen.«
Wie sie mich meinem Ziel, die beste Liebhaberin der Welt zu werden, näherbringen könnte, ist mir leider ein komplettes Rätsel. Ich habe auf einen geheimen Kniff gehofft, eine Art Superstellung oder ein und dann beißen Sie ihm nach fünf Minuten ins linke Ohr und summen gleichzeitig »Für Elise« , da wird er durchdrehen . Nichts dergleichen.
Allein schon die Voreinstellungen stimmen nicht. Ich fasse zusammen:
Ich spreche eine Sprache fließend, nämlich Deutsch. Und dann noch ziemlich gut schlecht Englisch.
Ich habe ein abgebrochenes Biologiestudium sowie keine vollendete Ausbildung zur Grafikerin.
Ich gebe auf nationalem und internationalem Parkett eine ziemlich schlechte Figur ab und rede vor Aufregung einen General bestimmt mit Inspektor an.
Ich schütte oft Rotwein ins Weißweinglas, ich habe beim Aus-ternaufbrechen meinen Tischnachbarn so verletzt, dass er mit drei Stichen genäht werden musste, und esse zuweilen die Tellerdekoration mit.
Ich bin nicht schön . Also, es ist schon alles in Ordnung, ich habe Arme und Beine, es ist alles dran, aber es könnte auch hie und da etwas – weniger dran sein.
Ich mache L. jede Menge Probleme, Szenen und Schwierigkeiten.
Allerdings sagt Diana auch: »Guter Sex beginnt im Kopf«, und nicht: »Guter Sex endet bei Größe 36.« Wie ich allerdings aus L. wieder einen Jäger machen soll, ist mir noch schleierhaft. Lassen Sie sich einmal jagen von jemandem, mit dem sie abends auf dem Sofa sitzen und Tatort gucken. Vielleicht würde mir da noch was einfallen.
Diana hat übrigens einen Freund. Er ahnt nichts vom Nebenjob seiner Freundin. Ein schlechtes Gewissen hat sie nicht. Zu Hause ist sie nicht Diana, sondern A. Was in mir die unangenehme Frage aufkeimen lässt, ob ich diesen Nachmittag auch etwas von A. zu sehen bekommen habe oder A. durchweg geschäftlich als Diana mit mir gesprochen hat.
Als sich unser Gespräch dem Ende nähert und ein stieläugiger Ober mit der Rechnung kommt, beugt sich Diana nach vorn und sieht mir in die Augen. Eine Haarsträhne löst sich und fällt ihr ins Gesicht. Der arme Ober kippt fast nach hinten um, als sie meine Hand nimmt, sie öffnet, ihre Karte hineinlegt und leise sagt: »Meine Kunden sind übrigens nicht ausschließlich Männer.«
Unsere Mäntel werden gebracht, Diana hilft mir in meinen. Als ich noch ganz benommen in den zweiten Ärmel schlüpfe und sie ganz nah hinter mir steht, hält sie kurz inne und ich spüre ihren Atem an meinem Hals. Ich
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