Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
Räumlichkeiten sich die Ausstellung befindet, schwant L., dass seine Erwartungen an eine Ausstellung und die Realität hier möglicherweise auseinanderklaffen. Wir stellen uns an der Kasse an. Nachmittags zahlen Paare 25 Euro, einzelne Personen 14 Euro. Vor 12 Uhr ist es jeweils ein paar Euro billiger. Vor uns steht eine Gruppe schwäbischer Jugendlicher auf Klassenfahrt, die zusammengelegt haben und sich unter lautem Hallo ein Paar täuschend echte Silikonbrüste kaufen.
»Eine Ausstellung, hm?«, fragt L.
»Ja, eine Ausstellung.«
Die nette Dame an der Kasse gibt uns gleich noch einen Audioführer mit, es kann losgehen. Die Ausstellung ist im dritten Stock und als wir den Fahrstuhl verlassen, höre ich ein Paar zanken. 103
Er: Ich will, dass du mir einen bläst.
Sie: Ich will, dass du dir meine Probleme anhörst, ohne sie immer gleich lösen zu wollen.
Er: Ich will nach dem Sex nicht reden.
Sie: Mag sein, dass ich früher Sex mit der ganzen Fußballmannschaft hatte, aber jetzt bin ich mit dir zusammen, das ist es doch, was zählt.
Mit großer Neugier biegen wir um die Ecke, um zu sehen, welch skurriles Paar da am streiten ist. Leider, leider, leider sind Er und Sie nur Plastikmodelle, die den Besucher behutsam auf die Mann-Frau-Problematik einstimmen.
»Das sollen doch bestimmt so Allgemeinplätze sein, oder?«, fragt L.
»Ja«, vermute ich, »typische Mann-Frau-Aussagen eben.«
L. sieht erschrocken aus. »Sex mit der ganzen Fußballmannschaft???«
»Nein, nein«, beruhige ich ihn, »du weißt doch, ich mache mir nichts aus Fußball. Außerdem, jetzt bin ich mit dir zusammen, das ist es doch, was zählt, oder?«
L. steckt mir den Finger ins Ohr – zur Strafe.
An der nächsten Tafel werden wir über die Hormone aufgeklärt, Oxytocin, Testosteron etc. Alte Hüte für erfahrene Aphrodisiaka-Experten. Dafür gefällt mir das nächste Ausstellungsstück umso besser. Es geht um die Flirtsignale, die das andere Geschlecht aussendet. Auf einem lebensgroßen Monitor steht ein Mann an der Bar. Er trägt ein blaues Hemd und eine schwarze Hose und wendet mir den Rücken zu. Dann wirft er einen Blick über die Schulter und sieht mich an. Zieht eine Augenbraue hoch. Er wendet sich langsam, steht im Profil, guckt wieder und dreht sich mit seinem Glas ganz zu mir. Er lächelt mich an. Alles läuft super zwischen Blauhemd und mir. Aber he, was ist denn jetzt los? Plötzlich verfinstert sich seine Miene, er verschränkt die Arme vor der Brust und wendet sich wieder ab. Bis er mir, wie zuvor, den Rücken zudreht. Arschloch.
Ich sehe zu L. rüber, der neben mir steht und in den Monitor sieht, auf dem gerade eine attraktive Blondine die Beine übereinanderschlägt und den Kopf zur Seite neigt, damit L. ihren Hals besser sehen kann.
»Du, L.«, ich zupfe an seinem Ärmel.
»Jetzt nicht, es läuft gerade so gut, sie hat sich schon ins Haar gefasst « , wimmelt L. mich ab. Aber die Frau auf dem Monitor wendet sich gerade wieder ab und zeigt ihm die kalte Schulter. »Ich habe gar nichts gemacht!«, beschwert er sich bei ihr, aber sie bleibt cool. »Meiner hat mich auch sitzen lassen«, tröste ich L. Unsere Rache aber ist bitter: Wir stehen vor den Monitoren und warten, bis die Endlosschleife unsere Monitorpartner wieder in den Zustand größten Interesses versetzt. Mein Blauhemd dreht sich und lächelt mich an, L.s Blondine zwinkert und schüttelt ihr Haar. Und dann wenden wir uns ganz hochnäsig ab und lassen die beiden Arschnasen stehen. So. Sollen sie doch sehen, was sie davon haben.
Mit an die Wand projizierten Menschen, die den Betrachter direkt ansprechen, kann man tolle Sachen machen. Ich habe auf einer Vorführung mal einen Wecker erlebt, der zur gewünschten Weckzeit das Gesicht eines hübschen jungen Mannes in Überlegensgröße direkt auf die Wand gegenüber vom Bett projiziert hat. Der hat einen dann angelächelt und Sachen gesagt wie:
»Einen wunderschönen guten Morgen, Prinzessin, es ist Zeit aufzustehen, du siehst heute wieder hinreißend aus, wie ich dich verehre, Göttin, Schönste, du bist die tollste Frau der Welt, dies wird ein schöner Tag ...«
Es gab natürlich auch einen Prototyp für Männer, die wurden von einer kaffeebraunen Schönheit mit rauchiger Stimme geweckt. Die wurde auch nicht ungeduldig, wenn man nicht aufstand, à la: »Jetzt steh endlich auf, jeden Morgen das gleiche Theater«, oder etwas in der Art. Wahnsinnig geile Idee, oder? Leider ging der Wecker nicht in Produktion, was
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