Das sexuelle Leben der Catherine M.
sorgte der Fahrer dafür, dass ich mich nicht sehr wohl fühlte. Die Situation machte mich genauso sprachlos wie der Besuch der Gießereien mit ihren riesigen Schmelzöfen. Eine Zeit lang sah ich Robert fast täglich, und er machte mich mit vielen Leuten bekannt. Instinktiv unterschied ich zwischen Männern, mit denen die Beziehung sexuell werden konnte, und jenen, bei denen das nicht ging. Robert spürte das auch; um gewisse Männer zu entmutigen, erzählte er ihnen, dass ich schon ziemliche Macht als Kunstkritikerin hätte. Robert erzählte mir auch, wer den Mythos vom sündhaften Pariser Leben verkörpere: Madame Claude. Ich habe viele Fantasien über die Edelprostitution, weiß jedoch, dass ich weder so groß noch so schön war, wie man angeblich dafür sein musste; vornehm genug war ich dazu auch nicht. Robert spottete über meinen sexuellen Hunger in Verbindung mit meiner beruflichen Neugier; er meinte, ich könne auch über die Spenglerei schreiben, wenn ich zufällig mal mit einem Klempner zu tun haben sollte. Doch er war immer der Meinung, dass ich mit meinen Neigungen unbedingt Eric kennen lernen müsse. Schließlich traf ich mit Eric über einen anderen gemeinsamen Freund zusammen, einen sehr kräftigen Jungen, mit dem ich anstrengende Nächte erlebt hatte – einer von der Sorte, die mit der Kraft und dem Rhythmus einer Maschine bumsen. Als wäre das nicht genug gewesen, nahm er mich am Morgen mit in das große Atelier, das er mit einem Kollegen teilte; dort ließ ich mich in süßer Erschöpfung auch noch von dem anderen nehmen, dieses Mal fast feierlich und leise. Eines Abends lud mich dieser Freund zu einem gemeinsamen Essen mit Eric ein. Wie gesagt, habe ich durch Eric die meisten Männer kennen gelernt, Fremde und jene, mit denen ich freundschaftliche und berufliche Beziehungen aufbaute. Der Genauigkeit halber möchte ich hinzufügen, dass er mir gleichzeitig einen strengen Arbeitsstil beibrachte, dem ich noch heute folge. Aus nahe liegenden Gründen folgen meine Erinnerungen an diese Beziehungen einem Ordnungsschema und sind jeweils mit einer bestimmten Gruppe von Künstlern verbunden. Gilbert, ein Malerfreund, mit dem ich mich an meine Anfänge erinnere, ruft mir ins Gedächtnis, dass ich ihm immer nur sittsam einen blies, wenn ich ihn nachmittags in dem Appartement besuchte, das er mit seiner Familie bewohnte; gevögelt haben wir nur bei mir zu Hause. Übrigens hatte er bei einem dieser ersten besuche »nicht gekonnt«, denn im letzten Moment wollte ich, dass er ihn mir in den Arsch steckt. Das war meine primitive Verhütungsmethode; sie basierte auf der Vorstellung meines Körpers als einem Ganzen, ohne Hierarchie in Bezug auf die Moral oder die Lust; jeder Teil meines Körpers konnte durch einen anderen ersetzt werden, so es irgend ging. Doch ein anderer Malerfreund mit der gleichen Neigung brachte mir bei, meine Möse besser einzusetzen. Ich war eines frühen Morgens wegen eines Interviews in seinem Atelier aufgekreuzt, wusste jedoch nicht, dass mich ein schöner, einnehmender Mann erwarten würde. Ich glaube, ich bin erst am nächsten Tag wieder gegangen. Das Bett oder das Sofa stand wie in vielen Ateliers vor einem großen Fenster oder einer Fensterfront, als müsse man das, was sich dort abspielte, in einen Lichtrahmen stellen. Auf meinen Lidern spüre ich noch dieses Licht, das sich über meinen nach hinten geneigten Kopf ergießt und mich blendet. Ich muss den gleichen Reflex gehabt haben wie bei Gilbert, ich wollte, dass sein Schwanz ganz selbstverständlich in meinen Hintern glitt. Danach unterhielten wir uns, er meinte sehr überzeugend, dass ich eines Tages einen Mann treffen würde, der mich gut von vorne nehmen und mir auf diesem, dem besseren Weg Genuss verschaffen würde. Gilbert fällt später aus allen Wolken, als ich ihm erzähle, dass ich damals noch eine längere Geschichte mit einem anderen Maler hatte (der Kurzsichtige, der mich immer so ansah), Gilbert dachte nämlich, dieser hätte seine Frau nie betrogen. Er wiederum ruft mir einen Dritten ins Gedächtnis, mit dem ich auf Vierer-Partys in dem kleinen Zimmer in der Rue Bonaparte war; der soll wiederum erzählt haben, dass auch die Jungs etwas miteinander hatten. Ich halte das für ein Hirngespinst.
William hatte sich einer Künstlergruppe angeschlossen, und eines Abends ergab es ich, dass ich mit einem von ihnen, John, die Nacht verbrachte. Ich hatte ihn schon öfters getroffen, hatte mit ihm auch Vorträge gehalten und
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