Das sexuelle Leben der Catherine M.
eingeschlossen hatte, die auch als Bad diente. Ich helfe ihr, das Gesicht sauber zu machen, die Wimperntusche ist tränenverschmiert. Er behauptet, dass er uns vom Etagenklo durchs offene Dachfenster stöhnen hörte. Sie hätte sich bestimmt nur über die Männer lustig machen und mich perverserweise auf ihre Seite ziehen wollen.
Durch eine seltsame Verkehrung der Empfindsamkeit bin ich gegenüber den Verführungskünsten eines Mannes eher blind – ganz einfach weil es mir lieber ist, wenn er sparsam damit umgeht, aber darauf komme ich noch zu sprechen. Ich weiß jedoch sehr genau, wann ich einer Frau gefalle, ohne dass ich jemals erwarten würde, dass mir eine auch nur die geringste Lust macht. Nun, ich weiß gut, dass es vernichtend schön sein kann, über die zarte Haut der grenzenlosen Weite zu streichen, die ein Frauenkörper fast immer darbietet – sehr viel seltener ein Männerkörper! Aber ich habe mich diesen Berührungen und den dazugehörigen lesbischen Spielen nie hingegeben, und wenn es sich auf den Partys ergab, dann nur, um nicht gegen die Regeln zu verstoßen. Und Männer, die mir nur diese Art des Dreier vorschlugen, waren in meinen Augen Faulenzer, die mich schnell langweilten. Trotzdem macht es mich an, Frauen anzuschauen. Ich kann mir den Inhalt von Kleiderschränken vorstellen, raten, was im Schminktäschchen ist, kann sogar die Figur der Frauen, mit denen ich zusammenarbeite, besser schildern als der Mann, der das Leben mit ihnen teilt. Auf der Straße folge ich ihnen und betrachte sie mit größerem Interesse als einer, der sie anmachen will. Ich kann eine besondere Falte am Hintern mit dem Schnitt der Unterhose oder mit dem Tänzeln auf Pumps verbinden. Doch meine Erregung hört mit der optischen Befriedigung auf. Darüber hinaus empfinde ich nur eine kollektive Sympathie für die fleißigen oder für die große Schwesternschaft derer, die denselben Vornamen tragen wie ich (nach dem Krieg einer der häufigsten), und für die Aktivistinnen der sexuellen Befreiung. Eine dieser Frauen, übrigens eine echte und sehr liebevolle Lesbe, die trotzdem unvoreingenommen an Partys teilnimmt, hat einmal zu mir gesagt, copains zu sein heißt, das Brot miteinander zu teilen – also sind wir richtige Kumpel.
Eine Ausnahme gab es auf einer improvisierten Party, wo die Hälfte der Teilnehmer jeweils einen anderen mitbrachte, allesamt Neulinge. Ich lag eine Zeit lang allein mit einer Blonden auf dem dicken schwarzen Teppichboden im Bad. Sie war sehr mollig – Wangen, Hals, Brust, Hintern und natürlich die Waden. Sie hatte einen wunderschönen Namen: Leone. Leone hatte sich ein wenig bitten lassen, bis sie schließlich mitmachte. Und dann saß sie da ganz nackt wie ein goldener Buddha im Tempel. Ich hockte ein Stückchen unterhalb von ihr, sie saß auf der Stufe, die die erhöhte Badewanne umgab. Wie waren wir in dieser Ecke gelandet, wo die Wohnung doch groß und bequem war? Vielleicht wegen ihrer Unentschlossenheit und weil ich die Rolle einnahm, zu der ich mich wieder einmal verpflichtet fühlte: die, die zuvorkommend den Anfang macht. Mein ganzes Gesicht schwamm in ihrer üppigen Vulva. Nie zuvor hatte ich so eine geschwollene Muschel ausgeschlürft; sie füllte den Mund wahrhaftig wie eine dicke Aprikose, wie die Südfranzosen sagen. Ich hing an ihren großen Schamlippen wie ein Blutegel, dann ließ ich von der Frucht ab und drang mit der Zunge ein, um die Zügel zu lösen, um schon vorher so viel wie möglich von der Süße ihres Lochs zu haben, von dieser Weichheit, gegenüber der die Haut an der Brust- oder Schulterrundung rein nichts ist. Sie gehörte nicht zu denen, die sich bewegen, sie stöhnte nur, leise und weich, wie der Rest von ihr auch war. Es klang ehrlich und erregte mich unglaublich. Wie ich dann an ihrem vorspringenden fleischigen Knöpfchen saugte! Wie es mich anmachte, ihrer Lust zu lauschen! Als wir uns dann alle wieder anzogen, fröhlich und aufgekratzt wie im Umkleideraum eines Sportvereins, fragte Paul – er drückt sich immer direkter aus als andere: »Und? War’s schön?« Als ob sie keinen Grund gehabt hätte, sich hinzugeben! Sie schlug die Augen nieder und sagte mit Betonung auf dem ersten Wort, eine Person hätte sie sehr erregt. Und ich dachte: »Mein Gott, mach, dass ich das war!« Wir lasen Bataille und legten uns zusammenfassend eine Philosophie zurecht. Doch wenn ich mit Henri an diese hitzige Zeit zurückdenke, muss ich ihm Recht geben, wenn er sagt, dass unsere
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