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Das sexuelle Leben der Catherine M.

Das sexuelle Leben der Catherine M.

Titel: Das sexuelle Leben der Catherine M. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Millet
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Hintern nicht mehr die gleiche Temperatur wie mein bedeckter Oberkörper, und Jacques musste sich abmühen, während seine Schenkel in Slip und Gürtel gefangen waren. Mit kindlicher Freude genossen wir unsere entblößten Körperhälften, als würden die bedeckten Stellen ihnen ein Alibi verschaffen.
    Die mediterrane Landschaft, in der wir immer ein paar Wochen im Jahr verbrachten, ist sehr hügelig, aber die niedrigen Weinberge und die Strauchheide bieten keinen Schutz und noch weniger natürliche Lager. Es gibt kein Dickicht und nur wenige Bäume, und oft musste ich mich an die fensterlose Tür eines Autowracks oder an den Balken der Tür einer Schäferhütte klammern und den Hintern noch weiter hinausstrecken, umso mehr als meine Augen und meine Nase den Dreck und Gestank dessen aushalten mussten, was diese Türen verbargen.
    Oft stiegen wir einen Weg bis zu den neu angelegten Weinbergen im weißen Bruchstein hinauf, nun ist er teilweise überwachsen, nachdem wir ihn nicht mehr benutzen. An diesem Weg fanden wir im Lauf der Zeit einige Lieblingsplätze. Auf halber Höhe, kurz bevor er steil ansteigt, weitet er sich zu einer Sandfläche, die auf einer Seite von runden Felsen gesäumt wird. Wir amüsierten uns beim Anblick der Nilpferdrücken, die sich über einen schlammigen Bach wölbten, der auch zerbeulte Kanister und zerbrochene Paletten führte. Auf der glatten Oberfläche der Felsen konnte ich mich ausstrecken, Jacques stützte sich auf seine Arme, bildete sozusagen ein Vordach über mir und gab mir ein paar kräftige Stöße mit dem Schwanz. Doch es war schwierig für ihn, tief einzudringen, und ich musste mich umdrehen und auf alle viere gehen, musste die römische Wölfin auf dem Sockel machen, damit mir der Ritualpriester seine ganz spezielle Opfergabe darbrachte.
    Weiter oben machte der Weg eine Biegung. Auf einer Seite war ein Graben, der als Müllkippe diente und dessen Inhalt sich, wie wir bei unseren Spaziergängen feststellten, auf geheimnisvolle Weise immer erneuerte; einmal sahen wir das Wrack einer landwirtschaftlichen Maschine oder das Zyklopenauge einer Waschmaschine. Auf der anderen Seite wurde er ein paar Meter von einem hellen Fels gesäumt, der so gerade war wie eine Mauer. Trotz der hellen Reflexion war dies eine unserer Lieblingsstellen, weil auch dort der glatte Stein meine Handflächen schonte und weil wir sicherlich auch unbewusst das Bedürfnis hatten, dass sich unsere Körper vor diesem Hintergrund von dem umliegenden Müll abhoben. Es gab keine Blätter, mit denen man sich danach abwischen konnte, und wir dachten auch nicht immer daran, Taschentücher mitzunehmen; so lehnte ich eine Weile mit gespreizten Beinen an meinem Felsen und sah zu, wie das Sperma, das vom selben Weißton war wie die Kiesel, in trägen Fäden aus meiner Möse auf den Boden tropfte. Weiter oben noch, auf dem Plateau, endete der Weg in einem Wäldchen, wo sich Picknickabfälle manchmal in den trockenen Büschen sammelte. Dort gab es mehr Schatten, aber wir machten dort nur selten Halt. Wir mussten erst einmal nach oben kommen, und wenn wir es geschafft hatten, hatten wir meist schon gevögelt. Jacques hatte den Wellenbewegungen des Hintern unter dem Rock oder den Shorts vor ihm nicht widerstanden, dieser zweiten Atmung des Körpers, die den Schritt vorgibt, und ich war beim Aufstieg so eingenommen vom Gedanken an seinen Blick auf mich, dass ich alle Zeit hatte, meine Möse darauf vorzubereiten, deren Öffnung ich nur mit einem kleinen Vogel vergleichen kann, der den Schnabel unersättlich aufsperrt. Aus einem unerklärlichen Grund also platziert unsere »Paarkultur« die Geschichten in vornehmlich ländlicher Umgebung. In einem Hohlweg vögelt man mit weniger Risiko als in einem Hauseingang. Das heißt nicht, dass Jacques es zusammen mit anderen und ich zusammen mit anderen nicht auch in der Stadt getrieben hätten. Doch die Gänge der Metro (wo ein Angestellter geschützt von der Menge kaum merklich über meinen Arsch streicht – eine stumme Einladung, ihm in eine Kammer voller Eimer und Besen zu folgen), die Cafés in den Vororten (wo trübsinnige Männer mich auf einer Bank im Hinterzimmer bügeln) besuchte ich mit Jacques immer nur in der Vorstellung. Und dann war ich es, die ihn dort hinschleppte. Die Angewohnheit habe ich inzwischen abgelegt, aber es gab eine Zeit, da tapezierte ich gerne die Wände unseres Zimmers mit diesen Fantasmagorien und betete langsam die Situationen und Stellungen herunter, in

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