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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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felsigen Ufer entlang, doch bald schon rückten die Höhlenwände so nahe zusammen, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als sich in dem unterirdischen Strom treiben zu lassen. Zögerlich stieg Sid in das Flussbett und war überrascht, dass die glasklare, schimmernde Flüssigkeit, die ihm hier zum Glück nur bis zu den Knien ging, nicht besonders kalt war. Einige Zeit watete er in der leuchtenden Strömung dahin, bis er erschrocken feststellen musste, dass das Wasser immer tiefer wurde und ihm bald schon bis zum Nabel hinauf reichte.
    Es waren bestimmt noch keine zehn Minuten so vergangen, da schien auch dieser Weg für Sid abrupt zu Ende zu sein, denn der unterirdische Fluss stieß völlig unvermittelt an eine hoch aufragende Felswand. Sid fühlte den Sog des Wassers an seinen Beinen, also musste die bläuliche Flüssigkeit irgendwie unter diesem gewaltigen Hindernis weiterfließen. Aber wie in aller Welt sollte er dem Fluss nun folgen? Tauchen? Und darauf hoffen, dass er bald wieder an die notwendige Luft kommen würde? Nein, niemals. Sid fühlte die kleine Flasche in der Brusttasche seines Mantels und zog sie heraus. „Trinke erst davon, wenn du nicht mehr weiter weißt“, hörte er Hilgaards mahnende Worte in seinem Kopf und öffnete hoffnungsvoll den Verschluss. Ein süßlicher Geruch stieg ihm in die Nase. „Ich werde dir einen Trank geben, der dir hilft, jedes Hindernis zu überwinden“, hallte es in seinen Ohren und Sid nahm einen extra großen Schluck. Überrascht stellte er fest, dass das Gebräu gar nicht so schlecht schmeckte. Süß war es und dickflüssig. Sid hatte damit gerechnet, dass der Trank eher so einen bitteren Geschmack haben würde wie Erinas Anire-Saft.
    Angespannt wartete er auf die Wirkung des Zaubertranks, doch nichts passierte, außer, dass es ihm langsam doch kalt von dem bläulichen Wasser wurde, das ihm an dieser Stelle schon bis zur Brust heraufstieg. Sid hatte gedacht, dass er vielleicht besonders stark werden würde oder sogar irgendwelche übermenschlichen Fähigkeiten entwickeln würde, doch Hilgaards Trank brachte weder die eine noch die andere Veränderung mit sich. Sids Hoffnung erlosch so schnell wie eine Kerze im Sturm. Völlig niedergeschlagen starrte er an die Felswand, die unerbittlich vor ihm aufragte, und fühlte die eisige Panik, die von ihm Besitz ergriff. Er war ganz allein in einer tiefen Höhle, umgeben von schwarzen, drückenden Wänden, ein unheimlicher Wasserstrom zerrte an seinem Körper und versuchte ihn vorwärts zu schieben. Sid wollte so schnell wie möglich fort von hier, nur irgendwie ans Tageslicht, aber er war sich nicht sicher, ob er es gegen die Strömung zurück schaffen würde, und jetzt begann er auch noch heftig zu frieren. Gerade wollte er sich umdrehen, als sein Bauch zu brennen anfing. Sid hielt den Atem an. Das Brennen wurde schlimmer und schlimmer, und bald breitete sich eine enorme Hitze in seinem ganzen Körper aus. Die Schmerzen in seinem Magen wurden unerträglich. Sid stöhnte auf. Er krümmte sich zusammen und schluckte Wasser. Als er husten musste, schien sein Inneres zu explodieren. Tausende Messerstiche durchfuhren seinen verkrampften Bauch, er schlug wild um sich. Alles war feuerrot und gellende Schreie hallten aus allen Richtungen wider. Sid fühlte nichts mehr, nur noch dieses Feuer, das ihn langsam auffraß. Dann versank er in dem glühenden Strudel, der ihn unaufhaltsam nach unten zog.

Im Land der Toten
     
     
      E s war still. Eine lange, lange Zeit. Irgendwann wehten leise Töne aus unendlicher Ferne herüber. Ein Vogelsang war es, der die Welt erfüllte, so lieblich, dass er niemals zu Ende gehen sollte. Doch dann trat wieder Stille ein, und irgendetwas sehnte sich nach der wundervollen Melodie. Die Sehnsucht wurde größer, dann fühlte diese Sehnsucht, dass sie auf etwas Weichem lag. Und das Gefühl erinnerte sich …
     
    Sid schien aus einem tiefen Schlaf zu erwachen. Er blinzelte. Hoch über ihm stand die Sonne, tatsächlich die Sonne, die ihre wärmenden Strahlen zu ihm hinunter schickte, und ein laues Lüftchen strich liebkostend um sein Gesicht. Nicht weit von ihm entfernt hörte er das Gurgeln eines Flusses. Etwas benommen setzte er sich auf. Ja, er befand sich im weichen Gras einer Wiese und sein Rucksack lag neben ihm. Direkt vor seinen Füßen strömte ein breiter Wasserlauf gemächlich dahin und glitzerte türkisblau und dennoch kristallklar in dem grellen Sonnenlicht. Einige mächtige Eichen säumten das

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