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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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schon leckten die ersten Flämmchen an den dürren Ästen und Zweigen, die sie über der alten Asche aufgetürmt hatte. Als das Feuer munter knisterte, nahm Hilgaard ihren Umhang ab und hängte ihn zum Trocknen über einen der Stühle. Dabei beleuchtete der Schein des Feuers ihre dürre, gebeugte Gestalt, die in einem schlichten, grauen Leinenkleid steckte, ihr langes, aber sehr lichtes silbernes Haar und ihr uraltes, runzliges Gesicht. Alles an Hilgaard wirkte auf Sid ausgezehrt und ausgedörrt, aber die grünlichen Augen, mit denen sie ihn jetzt gutmütig betrachtete, strahlten hell und kräftig wie Kinderaugen.
    „Ich wusste, dass aus dir einmal ein ganz besonderer junger Mann werden würde, Sid“, sagte sie stolz. „Und ich freue mich, dass gerade ich dir den Weg zeigen darf, der dich zu den Gesetzen der Welt führen wird.“ - „Aber setz dich doch mit mir an den Tisch. Es wird ein Weilchen dauern, bis ich dir all das erzählt habe, was du auf deiner weiteren Reise wissen solltest.“
    Tief beeindruckt von Hilgaards unerklärlicher Ausstrahlung stellte Sid seinen Rucksack ab und nahm dann gegenüber der weisen Frau Platz. Er war sehr gespannt darauf, was sie ihm zu sagen hatte.
    „Ja, ich werde dir den Weg zeigen“, begann Hilgaard, „und ich werde dir einen Trank geben, der dir hilft, jedes Hindernis zu überwinden, aber gehen musst du die notwendigen Schritte ganz allein. Und das wird schwer, Sid, sehr schwer. Denn um in das Land zu gelangen, in dem die Gesetze der Welt aufbewahrt und gehütet werden, musst du sterben.“
    Die letzten Worte hallten unheimlich von den Felswänden wider, dann war es totenstill. Nur ab und zu knisterte das Feuer.
    Sid holte schwer Luft. „Wenn ich sterbe, wie kann ich dann hier bei uns den Nebel vertreiben?“, fragte er erschüttert.
    „Überlieferungen sagen, dass es einen Weg zurück aus dem Land der Toten gibt, aber den musst du ganz alleine finden, und ob du dann den Nebel vertreiben kannst, das steht noch gar nicht fest, lieber Sid. Das Siebte Kind ist nur die Hoffnung in der Zeit des nicht endenden Nebels. Was es bewirken wird, das kannst allein du uns verraten, wenn du deine Reise fortsetzt.“
    Sid wurde so schwer ums Herz, dass er am liebsten geweint hätte. Wut und Verzweiflung machten sich in ihm breit, und er spürte einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Von seiner Entscheidung hing die Zukunft seiner Familie ab, aber welche Zukunft gab es für ihn selbst? Würde er wirklich den Mut aufbringen können, freiwillig zu sterben? Vielleicht, wenn er ganz fest daran glaubte, dass es einen Rückweg gab? Aber vielleicht gab es den auch nicht, und er würde sein Leben ganz umsonst wegwerfen. Verflucht! Warum nur musste er dieses Siebte Kind sein. Am liebsten hätte Sid seine Gefühle aus sich heraus geschrien, aber er biss die Zähne fest zusammen.
    Hilgaard blickte ihn mit ihren leuchtenden Augen durchdringend an.
    „Es soll sehr schön sein auf der anderen Seite“, sagte sie leise. „Niemand weiß es wirklich, aber fühlen, glaube ich, kann es jeder.“ - „Du hast so viel Zeit, wie du brauchst, denn deine Entscheidung muss aus tiefstem Herzen kommen. Ruh dich aus und schlafe ein bisschen, dann wird dein inneres Auge klarer sehen.“ Und mit diesen Worten stand die alte Kräuterfrau auf und verließ die Höhle.
    Schwer betrübt starrte Sid vor sich auf den Tisch und merkte erst nach einer langen Weile, dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Langsam lockerte er seinen Griff und stand auf. Jeder Teil seines Körpers fühlte sich zehnmal so schwer an wie sonst, als er wie betäubt hinüber zu Hilgaards Schlafstätte ging und sich auf den weichen Fellen niederließ.
    Zunächst schwirrten in Sids Kopf die sorgenvollen Gedanken wie ein Schwarm übereifriger Bienen, aber dann, nach einiger Zeit in der halbdunklen Stille, wurde er ruhiger. Er schloss die Augen und fühlte in seinen Körper hinein. In seine Muskeln, die hart und verkrampft waren, in seine Brust, die ihm so fürchterlich eng erschien und in seine kalten Füße. Irgendwann merkte er, wie die Anspannung etwas von ihm wich, und wie ihn ein wohliges Kribbeln vom Scheitel bis zu den Zehen durchströmte. Und als er so da lag und dieses angenehme Gefühl beobachtete, kamen ihm plötzlich Erinnerungen aus der Kindheit in den Sinn. Erinnerungen aus warmen Sommertagen, an denen er mit seinen Geschwistern solange über die Felder gesprungen war, bis die Sonne als glühendroter Ball hinter dem Horizont

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