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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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hierhergebracht haben, wie uns
auch.«
    Ehrfurchtsvoll, aber von widerstreitenden
Gefühlen bewegt, näherte Alfred sich dem Fürsten.
    Im Tode sah Xar weit älter aus als zu Lebzeiten.
Die Haut, die sich straffgezogen von Haß und unbeugsamem Willen über die
Knochen des Gesichts gespannt hatte, war erschlafft. Tiefe Falten und Runzeln
kündeten von heimlichem Schmerz und Leid, von einem großen, lange währenden
Kummer. Er starrte mit dunklen, blicklosen Augen in den Himmel – den Himmel des
Gefängnisses, aus dem er entflohen war, um schließlich doch wieder zurückzukehren.
    Alfred kniete neben dem Leichnam nieder, beugte
sich vor und schloß die Lider über den glasigen Augen.
    »Am Ende war er der Erkenntnis teilhaftig«,
sagte eine neue Stimme. »Trauert nicht um ihn.« Jonathon stand hinter ihnen.
    Und es war Jonathon, nicht der
grauenerregende Lazar, der Wiedergänger, besudelt mit seinem eigenen Blut und
gezeichnet von den Spuren eines gewaltsamen Todes. Es war Jonathon, der junge
Herzog, wie sie ihn gekannt hatten.
    »Du lebst!« rief Alfred.
    Jonathon schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht
länger einer der wandelnden Toten, doch ebensowenig bin ich ins Leben
zurückgekehrt. Und ich habe auch nicht den Wunsch. Wie es in der Prophezeiung
heißt, hat das Tor sich aufgetan. Bald werde ich in die Welten zurückkehren
und die Seelen erlösen, die dort gefangen sind. Ich bin nur geblieben, um diese
beiden zu befreien.«
    Er deutete auf Fürst Xar und Hugh Mordhand.
    »Sie sind beide hinübergegangen. Und dies ist
das letzte Mal, daß man mich unter den Lebenden sehen wird. Lebt wohl.«
    Jonathon entfernte sich langsam. Mit jedem
Schritt verblaßte seine stoffliche Gestalt, bis er nur mehr ein Phantom war,
aus Staub, der im Licht eines verirrten Sonnenstrahls glitzerte.
    »Warte!« rief Alfred verzweifelt. Er lief hinter
ihm her und stolperte über jeden Stein und jedes Steinchen in seinem Eifer, das
schattenhafte Wesen einzuholen. »Warte! Du mußt mir erklären, was geschehen
ist. Ich begreife es nicht!«
    Jonathon blieb nicht stehen.
    »Bitte!« flehte Alfred. »Ich fühle in mir einen
seltsamen Frieden. Dasselbe habe ich bei unserem ersten Besuch im Sanktuarium
empfunden. Heißt – heißt das, ich kann mit der höheren Macht in Verbindung
treten?«
    Keine Antwort. Jonathon war verschwunden.
    »Sie haben geläutet?«
    Die zerdrückte Spitze eines schäbigen Jahrmarktzaubererhuts
lugte hinter einem Baumstamm hervor. Der Rest des Hutes folgte, dann
Kopf und Körper eines betagten Magiers in mausgrauen Gewändern.
    »Zifnab«, brummte Haplo. »Nicht schon wieder…«
    »Nenn mich nicht Shirley!« schnappte der alte
Mann. Er trat auf die Lichtung und schaute sich gelinde verwundert um. »Ich
heiße… also, ich heiße… Ach was, von mir aus auch Shirley. Gar kein übler Name,
man gewöhnt sich daran. Nun, wie lautete die Frage?«
    Während Alfred Zifnab anstarrte, dämmerte ihm
eine ungeheuerliche Erkenntnis. »Du! Du bist die höhere Macht! Du bist Gott!«
    Zifnab strich über seinen Bart und setzte eine
Miene vornehmer Bescheidenheit auf. »Wenn man’s genau bedenkt…«
    »Nein, Sir. Ganz und gar nicht.« Ein ungeheuer
großer Drache wuchtete seinen gigantischen Körper zwischen den Bäumen hervor.
    »Warum nicht?« Zifnab richtete sich gekränkt zu
voller Größe auf. »Immerhin bin ich früher einmal ein Gott gewesen.«
    »Vor oder nachdem Ihr in den Geheimdienst Ihrer
Majestät eingetreten seid, Sir?« entgegnete der Drache bedeutungsvoll.
    »Du brauchst nicht beleidigend zu werden.«
Zifnab schniefte, dann neigte er sich vertraulich zu Alfred. »Und ich bin doch
ein Gott gewesen. Im letzten Kapitel kommt’s raus. Er ist bloß neidisch…«
    »Bitte um Vergebung, Sir?« fragte der Drache.
»Was habt Ihr gesagt?«
    »Nichts, nichts«, beteuerte Zifnab hastig.
»Nichts Wichtiges.«
    »Ihr seid kein Gott, Sir«, wiederholte der
Drache streng. »Das müßt Ihr begreifen.«
    »Hört sich an wie mein Psychiater«, murrte
Zifnab, aber vorsichtshalber mit gedämpfter Stimme. Dann nahm er seufzend den
Hut ab und drehte ihn zwischen den Händen. »Aber meinetwegen. In dieser Gegend
mache ich nicht mehr her als ihr anderen auch. Aber ich gebe zu, es stinkt mir
gewaltig.« Er warf dem Drachen einen giftigen Blick zu.
    »Aber«, jammerte Alfred, »wo ist dann die höhere
Macht? Ich weiß, daß es sie gibt. Samah ist ihr begegnet. Die Abarrach-Sartan,
die vor

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