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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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gelangen.«
    »Armer Mann. Er ist wie ich, nicht wahr?« fragte
Jonathon.
    »… wie ich…«, raunte das kummervolle Echo.
    »Nein!« antwortete Alfred schroff – so schroff,
daß Marit ihn verwundert ansah. »Nein, er ist nicht wie du.«
    »Ich weiß, er ist kein Lazar. Sein Tod war
ehrenhaft. Er hat sich für jemanden geopfert, den er liebte. Und er wurde nicht
aus Haß wiedererweckt, sondern aus Liebe und Erbarmen. Dennoch«, fügte Jonathon
hinzu, »ist er wie ich.«
    Auf Alfreds blassem Gesicht erschienen
brennendrote Flecke. Er starrte auf seine Schuhspitzen. »Das… das habe ich
nicht gewollt.«
    »Auch wir haben dies alles nicht gewollt«, erwiderte
Jonathon, »und doch ist es geschehen. Jetzt müssen wir die Verantwortung
übernehmen. Du mußt sie übernehmen. Hugh hat recht. Du kannst ihn
retten. Im Siebten Tor.«
    »… im Siebten Tor…«
    »Der Ort, an den ich nicht zu gehen wage«,
murmelte Alfred.
    »Aus gutem Grund. Fürst Xar sucht danach.
Kleitus ebenfalls.«
    Alfred blickte über das Feuermeer auf die Stadt
Nekropolis, die sich am jenseitigen Ufer erhob. In ihren Mauern aus schwarzem
Obsidian spiegelte sich die düstere rote Glut des Lavastroms.
    »Ich gehe nicht dorthin zurück«, sagte er. »Ich
weiß nicht einmal, ob ich den Weg wiederfinde.«
    »Er wird dich finden«, antwortete Jonathon.
    »… dich finden…«
    Alfred wurde bleich. »Ich bin nur hergekommen,
um nach meinem Freund zu suchen. Haplo. Du erinnerst dich an ihn? Hast du ihn
gesehen? Geht es ihm gut? Kannst du uns zu ihm führen?« In seinem Eifer
streckte er die Hand nach dem Lazar aus.
    Der Wiedergänger zuckte vor der Berührung des lebendigen,
warmen Fleisches zurück. Seine Stimme klang abweisend. »Meine Hilfe gilt nicht
den Lebenden. Sollen die Lebenden den Lebenden helfen.«
    »Aber kannst du uns nicht wenigstens sagen…« Jonathon
hatte sich abgewandt und ging mit den langsamen, schlurfenden Schritten der
Untoten in Richtung der verlassenen Stadt.
    »Laß ihn«, sagte Marit. »Wir haben andere Probleme.«
Als Alfred sich umschaute, sah er Runen in der Dunkelheit aufleuchten. Im
nächsten Moment traten drei Patryn aus dem magischen Kreis und standen vor
ihnen auf dem Pier.
    Marit hatte mit dieser Entwicklung gerechnet.
Sie griff nach Alfreds Arm.
    »Was ich auch sage oder tue«, zischte sie, »du
mußt darauf eingehen.«
    Alfred nickte und ließ sich ergeben mitzerren,
als sie ihren Landsleuten entgegenging.
    »Ich verlange eine Audienz bei Fürst Xar«, sagte
sie barsch und stieß Alfred nach vorn. »Ich habe einen Gefangenen.«
    Für ihren Plan traf es sich gut, daß Alfred
immer den Eindruck machte, als habe ihn soeben ein herber Schicksalsschlag
getroffen. Er mußte sich nicht verstellen, um elend und kreuzunglücklich
auszusehen, und gab einen durchaus überzeugenden Gefangenen ab, wie er da mit
hängenden Schultern und betretener Miene auf dem Pier stand.
    Vertraut er mir? fragte sich Marit. Oder glaubt
er, daß ich ihn verraten habe? Nicht, daß es darauf ankommt, was er denkt. Uns
bleibt nichts anderes übrig, als Theater zu spielen. Schon bevor sie
aufgebrochen waren, hatte sie sich diese Taktik überlegt, falls sie von den
Patryn, die das Tor bewachten, entdeckt wurden. Bei Flucht oder Widerstand
drohte ihnen Gefangennahme, vielleicht sogar der Tod. Aber wenn sie Fürst Xar
einen gefangenen Sartan brachte…
    Marit strich sich das Haar aus der Stirn. Sie
hatte das Blut abgewaschen. Ein Striemen wie von einem Peitschenhieb teilte
das Mal, aber es war noch deutlich zu erkennen.
    »Ich verlange Fürst Xar zu sprechen, sofort. Wie
du siehst, besitze ich das Vertrauen unseres Gebieters.«
    Der Patryn betrachtete das eintätowierte
Zeichen. »Ihr seid verwundet.«
    »Im Labyrinth tobt eine furchtbare Schlacht«,
entgegnete Marit. »Eine feindlich gesonnene Macht versucht, das Letzte Tor zu
verschließen.«
    »Die Sartan?« fragte der Patryn mit einem bedeutungsvollen
Blick auf Alfred.
    »Nein, nicht die Sartan. Das ist der Grund,
weshalb ich mit Fürst Xar sprechen muß. Unsere Lage ist verzweifelt. Wenn wir
keine Hilfe erhalten, fürchte ich…« Sie holte tief Atem. »Dann fürchte ich, wir
sind verloren.«
    Der Patryn schaute sie betroffen an. Aufgrund
der engen Verbundenheit in ihrem Volk wußte er, daß Marit nicht log. Er war
erschrocken, bestürzt über diese Neuigkeiten.
    Vielleicht hatte dieser Mann Frau und Kinder im
Nexus zurückgelassen. Vielleicht sind

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