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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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läßt. Das war
es, und die Schlacht im Labyrinth. Dazu kam seine Sorge, seine verzehrende
Sorge um Haplo. Er war so nahe daran, seinen Freund zu finden, und diese
Patrynseine Erzfeinde – wollten ihn hindern. Furcht, Zorn…
    »Und wenn du es noch so sehr zu beschönigen versuchst«,
sagte Alfred zu sich selbst, »die Wahrheit ist, einen Augenblick lang hast du
die Patryn vor deinen Füßen auf dem Boden liegen gesehen und dich gefreut, daß
sie tot waren!«
    Er seufzte. »›Ihr habt uns geschaffen‹, haben
die Drachenschlangen gesagt. Ich fange an zu begreifen, wieso…«
    Marit stieß ihm den Ellenbogen in die Seite.
Alfred zuckte so heftig zusammen, daß die Patryn ihn befremdet ansahen.
    »Hier – hier bin ich schon einmal gewesen«,
sagte er hastig, um weniger verdächtig zu wirken.
    Wirklich erkannte er seine Umgebung wieder. Sie
waren aus dem magischen Tunnel der Patryn getreten, erschaffen durch die
Beschwörung der Möglichkeit, daß sie sich hier und nicht dort befanden, und
standen jetzt in Nekropolis.
    Nekropolis – eine Stadt der unterirdischen
Stollen und Gänge, die tief in das steinerne Herz dieser Welt hineinführten –
war ein trostloser, bedrückender Ort gewesen, als Alfred bei seinem letzten
Besuch durch ihre gewundenen Tunnelstraßen wanderte. Aber damals herrschte in
ihr wenigstens Leben, wohnten hier Angehörige seines Volkes, Nachfahren einer
Rasse von Halbgöttern, die zu spät die Grenzen ihrer Macht erkannt hatten.
    Jetzt waren die Straßen leer, leer und
blutbesudelt. Denn hier, in diesen Straßen, in diesen Häusern, selbst im
Palast, hatten die toten Sartan Vergeltung an den Lebenden geübt. Wiedergänger
bevölkerten jetzt die Stadt, aus den Schatten beobachteten ihn die furchteinflößenden
Lazare mit ihren einmal leeren, einmal wissenden Augen haßerfüllt, verzweifelt,
rachsüchtig.
    Die Patryn führten ihre Gefangenen die
verlassenen, hallenden Straßen entlang zum Palast. Ein Sartan heftete sich an
ihre Fersen. Sie hörten seine schlurfenden Schritte hinter sich und seine
monotone Stimme mit dem wispernden Echo, die ihnen beschrieb, auf welche Weise
er sie gern zu seinesgleichen machen würde.
    Alfred zitterte am ganzen Leib, und selbst die
abgehärteten Patryn schienen sich unbehaglich zu fühlen. Ihre Gesichter waren
starr, die Tätowierungen an ihren Armen leuchteten hell. Marit war kreidebleich
geworden, aber sie ließ sich nicht beirren und ging mit zusammengebissenen
Zähnen weiter, ohne die Kreatur eines Blickes zu würdigen.
    Alfred wußte, sie dachte an Haplo, und auch ihm
lief ein kalter Schauer über den Rücken. Was, wenn Haplo… Was, wenn Haplo nun
selbst einer von ihnen ist?
    Das Grauen senkte sich wie eine schwere Last auf
seine Seele, ihm wurde schwarz vor Augen, und er suchte Halt an einer Mauer.
    Die Patryn blieben stehen und schauten sich um.
»Was ist mit ihm?«
    »Er ist ein Sartan«, antwortete Marit
verächtlich. »Er ist schwach. Was erwartet ihr? Laßt mich das machen.«
    Sie schaute ihn an, und Alfred las in ihren
Augen ungeduldige Erwartung.
    Gütiger Sartan! Sie glaubt, ich verstelle mich,
um die drei in Sicherheit zu wiegen und dann mit dem Bannspruch zu treffen!
    Nein! wollte Alfred ausrufen. Nein, du irrst
dich. Ich kann das nicht… Ich will nicht…
    Gleichzeitig war ihm bewußt, daß er – wenn überhaupt
– jetzt handeln mußte. Schon malte sich Argwohn auf den Gesichtern der Patryn.
    Was soll ich tun? fragte er sich verzweifelt. Er
hatte nie gegen einen Patryn gekämpft, nie gegen jemanden mit magischen Kräften
ähnlich den seinen. Außerdem harten sich ihre Bewacher schon wegen der Lazare
mit ihrer Magie gewappnet. Ein Wirrwarr von Möglichkeiten schwirrte Alfred
durch den Kopf.
    Ich lasse die Tunneldecke einstürzen.
    (Nein, das bedeutet den Tod für uns alle!)
    Ich zaubere einen Feuerdrachen herbei.
    (Dito.)
    Ein Blumengarten erscheint aus dem Nichts.
    (Wozu soll das gut sein?!)
    Die Lazare greifen an.
    (Womöglich wird jemand verletzt…)
    Der Boden wird sich auftun und mich
verschlingen…
    (Heureka, ich hab’s!)
    »Nimm meine Hand.« Alfred zog Marit zu sich
heran, dann fing er an zu tanzen und sprang immer schneller von einem Fuß auf
den anderen.
    Marit klammerte sich an seinen Arm. Alfreds Tanz
wurde wilder, und seine Füße trommelten auf den Boden.
    Die Patryn, die erst angenommen hatten, Alfred
sei verrückt geworden, schöpften plötzlich Verdacht. Sie sprangen auf ihn

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